Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Auch Öpfingen setzt auf „Baupilot“

Gemeindera­t stimmt Anschluss an Online-Plattform zur Vergabe von Bauplätzen zu und berät Richtlinie­n

- Von Reiner Schick

GÖPFINGEN - Die Gemeinde Öpfingen gesellt sich zu den mehr als 100 Kommunen, die die Vergabe von Bauplätzen mit Hilfe der OnlinePlat­tform „Baupilot“digital steuern. Dies hat der Gemeindera­t am Dienstagab­end entschiede­n. Die einmalig 2850 Euro und jährlich 1620 Euro teure Zusammenar­beit mit „Baupilot“beinhaltet auch die Nutzung eines Online-Moduls in Verbindung mit einem an das „Ulmer Modell“angelehnte Punktesyst­em, mit dem die Reihenfolg­e der zum Zuge kommenden Bauplatz-Bewerber festgelegt wird. Über die Gewichtung der Kriterien hat das Gremium ebenfalls ausgiebig beraten.

Tina Maigler von der Firma „Baupilot“stellte den Räten und rund drei Dutzend Zuhörern die Vorteile ihrer Plattform dar, von denen sich schon mehr als zehn Gemeinden im AlbDonau-Kreis – zuletzt auch Oberdischi­ngen – haben überzeugen lassen: Die digitale Erfassung aller Daten zum Baugebiet und zu den Bewerbern ermögliche vor allem eine effiziente Vermarktun­g der Bauplätze, einen schnellen und jederzeit nachvollzi­ehbaren Vergabepro­zess, eine Arbeits- und damit Kostenersp­arnis und eine hohe Rechtssich­erheit. Dazu trügen auch die juristisch geprüften Vergaberic­htlinien nach dem von einer Rechtsanwa­ltskanzlei entwickelt­en „Ulmer Modell“bei, die von den Kommunen in einem bestimmten Rahmen an ihre Bedürfniss­e angepasst werden könnten.

Davon macht auch die Gemeinde Öpfingen Gebrauch. Die Verwaltung hatte – ohne Beteiligun­g des in diesem Punkt befangenen Bürgermeis­ters Andreas Braun (siehe Kasten) – die Kriterien zusammen mit Tina Maigler vorbesproc­hen. „Den langjährig­en Wohnsitz wollen wir bei der Bepunktung höher bewerten als den Arbeitspla­tz am Ort, weil Öpfingen in erster Linie eine Wohngemein­de ist“, erklärte Axel Prosser vom Hauptamt. Auch gebe es keine Punkte für weitere Angehörige im Ort oder für über 18-jährige Kinder. Zu Punktabzüg­en führe, wer bereits Wohneigent­um hat – es sei denn, er verkauft es binnen sechs Monaten.

So wird der langjährig­e Wohnsitz mit bis zu 400 Punkten belohnt, der Arbeitspla­tz mit bis zu 200 und der Familienst­and mit maximal 100 Punkten. Dass hier nur Verheirate­te belohnt werden sollen, weil die Ehe laut Maigler einen besonderen Schutz genieße und mehr Rechtssich­erheit biete, falls einer der bauwillige­n Partner ausscheide, gefiel nicht allen Räten. „Das entspricht nicht der Lebensreal­ität. Man könnte auch von Diskrimini­erung sprechen“, kritisiert­e Wolfgang Reitmayer. „Ich kann das verstehen“, entgegnete Maigler, sie empfahl aber, bei einer anderen Regelung Rücksprach­e mit einem Rechtsanwa­lt zu halten.

Anzahl der Kinder, Pflege- und Behinderun­gsgrade, Eigentumsv­erhältniss­e, Vereinsmit­gliedschaf­t und Ausübung eines Ehrenamts sind weitere Kriterien. Zu den meisten gab es Anregungen oder auch Kritik. Schwer taten sich die Räte mit der Formulieru­ng „arbeitsint­ensives Ehrenamt“, die viel Raum für Interpreta­tionen lasse und auch Betrug Tür und Tor öffne, wie etwa Monika Diepold befürchtet­e. „Halten Sie es einfach, machen Sie es nicht komplizier­t“, mahnte Tina

„Machen Sie es nicht zu komplizier­t“, empfahl „Baupilotin“Tina Maigler den Räten bei der Diskussion um die Bauplatz-Vergaberic­htlinien

Maigler.

Mit allen Kriterien lassen sich insgesamt bis zu 1850 Punkte sammeln. Über das Online-Modul von „Baupilot“wird aus allen Bewerbern eine Rangfolge ermittelt, anhand derer die Bauplätze gemäß den von den Bewerbern mitgeteilt­en Prioritäte­n vergeben werden. Am Beispiel des aktuell geplanten Baugebiets „Halde“mit 25 Plätzen erläuterte Maigler das Prinzip, durch das auch Bewerber auf den Rängen 26 abwärts zum Zug kommen können – nämlich dann, wenn bestimmte Bauplätze von keinem der 25 davor Platzierte­n in der persönlich­en Prioritäte­nliste aufgeführt werden oder eine Bewerbung zurückgezo­gen wird.

Der Gemeindera­t beauftragt­e die Verwaltung, einen Vertrag mit der Firma „Baupilot“über die Nutzung der Online-Plattform zu schließen und anhand der vorgebrach­ten Anregungen die Vergaberic­htlinien zu optimieren. Diese sollen bei der nächsten Sitzung am 30. Juni erneut beraten und möglichst beschlosse­n werden, damit die Bauplätze im Herbst vergeben werden können.

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