Heimatfestgefühle kanalisieren – sonst könnte es „aus dem Ruder laufen“
Arbeitsgruppe in Laupheim entwickelt Ideen für Programmpunkte ohne Menschenmengen
Gutermann (Freie Wähler) signalisierte für ihre Fraktion Zustimmung, merkte jedoch an: „Nicht jeder kann und will in der Stadt auf sein Auto verzichten.“
Lutz Keil (SPD) wertete die Maßnahmen hingegen als Schritt hin zu der alten SPD-Forderung, die historische Altstadt autofrei zu machen. „Das, was wir jetzt haben, ist qualitativ noch besser als nur den Aufstieg zu bauen.“Alfred Braig (FDP) stimmte für seine Fraktion zu , wies aber darauf hin, dass es wichtig sei, „dass man auch künftig mit allen Verkehrsarten in die Stadt kommen muss“. Den Autoverkehr komplett aus der Innenstadt fernzuhalten, sei in einem Flächenlandkreis „eine Katastrophe“.
Friedrich Kolesch (CDU) unterstrich diesen Punkt. Viel Verkehr sei auch ein Zeichen dafür, dass die Stadt lebe. Nur wenn der Aufstieg und die GV Blosenberg gebaut seien, könne man in der Stadt Widerstände einbauen. Die Verkehre in der Innenstadt so zu steuern, dass eine Entlastung eintritt, werde ab nicht einfach, prophezeite er.
Die Grünen lehnten das gesamte Konzept ab. Es diene nur dazu, den Bau des B-30-Aufstiegs zu rechtfertigen, sagte Josef Weber. Der Aufstieg selbst bringe aber nur eine marginale Entlastung. Die 80 Millionen Euro für den Bau solle man sich sparen und gleich in der Innenstadt mit verkehrslenkenden Maßnahmen beginnen.
Er glaube zwar, dass eher eine technische Veränderung der Verkehrsmittel (zum Beispiel vom Rad zum E-Bike) eine Veränderung der Mobilität erzeuge als der Bau von neuen Straßen, so Ralph Heidenreich (Linke). Er stimmte aber dennoch für das Konzept, „weil wir so zu einer innerstädtischen Umgestaltung kommen“.
GLAUPHEIM - Die Stadtverwaltung sinnt auf Möglichkeiten, Ende Juni ungeachtet der Absage des Kinderund Heimatfests ein wenig Heimatfestflair zu kreieren. Das bekräftigte Oberbürgermeister Gerold Rechle, der zu diesem Zweck eine Arbeitsgruppe eingerichtet hat, am Montag im Gemeinderat.
„Heimatfest dahoim“lautet das Motto, und Rechle benannte geradeheraus das übergeordnete Ziel: Wenn es nicht gelinge, das Thema Heimatfest auf gute Weise zu kanalisieren und zu koordinieren, werde man diese Tage nicht so geordnet halten können wie wegen der Corona-Gefahr notwendig. „Dann könnte vieles aus dem Ruder laufen.“Die Stadt müsse mithin etwas anbieten, „sonst werden wir den Wildwuchs an diesen Tagen nicht unter Kontrolle bringen“.
Rechle denkt an Angebote, „mit denen wir keine Menschenmengen heraufbeschören“, sondern die auch zu Hause zu genießen wären. So werde überlegt, unter Wahrung der Corona-Verhaltensregeln einige Programmpunkte aufzuzeichnen, die eine Heimatstunde schmücken könnten, und die Aufnahmen am Heimatfestsamstag online zu stellen.
Eine andere Idee ist, die grünweiß-roten Fahnen zu hissen. Die Stadt prüft, ob der Rottalmolle fahren darf. Sie will einen Wettbewerb ausloben: Die Bürger sollen emotionsgeladene Heimatfestfotos einreichen, die schönsten werden großformatig auf Plakaten im Stadtzentrum gezeigt. Die Stadtgärtnerei schmückt Laupheim mit Blumen. Die Kronenbrauerei
will Heimatfestbier mit Spezial-Etikett anbieten, die Gastronomie Essenspakete für daheim, mit einer Verpackung in den Stadtfarben.
Die Anregung, das HeimatfestFeuerwerk wie gewohnt abzubrennen, sei geprüft worden, berichtete Rechle. Antwort: nicht möglich. Eine andere Option wäre, eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen, so dass die Bürger auf Privatgrundstücken eigene Feuerwerkskörper zünden könnten. Als der OB diesen Gedanken lancierte, ging ein Raunen, das mutmaßlich keine Zustimmung signalisierte, durch die Reihen der Räte. In ihrer Haushaltsrede machte die Fraktionsvorsitzende der Offenen Liste, Anja Reinalter, wenig später keinen Hehl aus ihrer Meinung: private Feuerwerke aus diesem Anlass, das wäre „ökologisch absurd, für mich undenkbar“. Auch Martina Miller (SPD) sprach sich gegen ein solches Feuerwerk aus, fände es aber schön, könnten die Einschulungskinder die Tradition der Fahrt mit dem Rottalmolle fortsetzen.