Kaderplanung unter Vorbehalt
Basketball: Trainer Reinboth sichtet, aber Vertragsabschlüsse hängen vom Budget ab
GEHINGEN - Wenn sich das Frühjahr dem Ende zuneigt, fallen beim Basketball-Zweitligisten Team Ehingen Urspring in der Regel die ersten Entscheidungen bei der Kaderplanung für die folgende Saison. Im Jahr 2020 könnte sich das verzögern.
Normalerweise verbringt Domenik Reinboth, Cheftrainer des Teams Ehingen Urspring, in den Wochen vor und nach Pfingsten viel Zeit vor dem Computer, wertet Statistiken aus und sieht sich unzählige Videos von Spielern an, die für den Zweitligisten in Frage kämen. In diesem Jahr ist das zwar nicht anders, allerdings stehen die Ergebnisse der Sichtung unter einem größeren Vorbehalt. Denn wie viel Geld das Team Ehingen Urspring für die nächste Spielzeit zur Verfügung haben wird und welche Spieler es sich leisten kann, ist – wie auch Teammanager Nico Drmota kürzlich gegenüber der SZ gesagt hatte – derzeit noch fraglich. Sobald „ein gewisses Budget definitiv“sei, so Reinboth, könne man damit beginnen, Spieler zu verpflichten. „Allerdings kann ich auch nicht warten, bis es soweit ist, um dann erst mit der Suche nach Spielern zu beginnen.“Deshalb schaut sich Reinboth bereits mögliche Kandidaten an, erstellt Listen, kontaktiert Spieler, auch um Wechselbereitschaft und Konditionen auszuloten.
Ein anderes Vorgehen ist für das Team Ehingen Urspring, im Profibasketball als Low-Budget-Team unterwegs, nicht möglich. Verpflichtungen einzugehen, ohne sicher zu sein, sie auch erfüllen zu können, will das Team Ehingen Urspring vermeiden, das betont Domenik Reinboth. „Wir werden nicht den Fehler begehen, jetzt Geld auszugeben und dann im August zu merken, dass wir Probleme haben“, so der Trainer. Andere, Klubs hätten es da besser, sagt Reinboth. „Wenn man ein größeres Budget hat, kann man schon jetzt ein, zwei Spieler holen. Für uns ist das deutlich schwieriger.“
Klar ist für ihn wie auch die anderen Verantwortlichen des Teams, dass man weiter in der ProA spielen will. Wäre die vergangene Saison nicht corona-bedingt vorzeitig beendet und zudem beschlossen worden, keine Mannschaft in die ProB absteigen zu lassen, wäre dem Team Ehingen Urspring der Gang in die dritthöchste Spielklasse kaum erspart geblieben. So aber bietet sich erneut die Chance, weiter auf sportlich höherem Niveau Talente weiterzuentwickeln – was bekanntlich der Philosophie des Klubs entspricht. „Die ProA ist ein Aushängeschild und für uns als Verein besteht jedes Jahr das Risiko, es in dieser Liga nicht zu schaffen“, sagt Reinboth. Aber wenn sich die Möglichkeit bietet, wollen wir es versuchen.“Nicht absteigen zu müssen und auch 2020/21 in der ProA mitmischen zu dürfen – sofern der Verein die Lizenz dafür erhält – wäre für Domenik Reinboth das „einzig Positive im Corona-Jahr“.
Ob Spieler aus der vergangenen Saison auch in der kommenden Saison das Trikot des Teams Ehingen Urspring tragen werden, ist nicht auszuschließen. Von den deutschen Spielern kommen dafür am ehesten Ferenc Gille und Akim-Jamal Jonah in Frage, die sich beide im Sommer 2019 dem ProA-Klub angeschlossen hatten. Auch Kevin Strangmeyer, der schon 2017 kam und derzeit sein Abitur macht, ist womöglich in der nächsten Saison für den Zweitligisten aktiv – ebenso wie einige Talente der U19Mannschaft. „Aus der NBBL werden wieder Spieler nachrücken“, sagt Reinboth, der nicht nur Trainer des Männer-Profi-Teams ist, sondern auch Sportlicher Leiter der Urspring Basketball-Akademie.
Einige „interessante“Talente seien darunter, so Reinboth, der einen namentlich nennt: den 17-jährigen Mathias Groh.
Wahrscheinlich nicht mehr dem Kader des Zweitligisten angehören wird Tim Hasbargen, der 2018 zu Ehingen Urspring gewechselt und in der vergangenen Saison Kapitän war. „Er wird versuchen, den Sprung in die BBL zu schaffen“, sagt Reinboth, der hofft, dass dem 24-Jährigen der Sprung auch gelingt. Für Gianni Otto wäre aus Sicht des Trainers nach zwei Spielzeiten beim Team Ehingen Urspring ebenfalls der Zeitpunkt gekommen, „den nächsten Schritt zu machen“. Reinboth: „Wir wollen ja, dass sich unsere Spieler weiterentwickeln.“
Als Kaderplaner geht es für Domenik Reinboth wie schon in den vergangenen Jahren darum, zunächst das deutsche Kontingent im Zweitliga-Team zu bestimmen. Eine Schwierigkeit sieht Reinboth 2020 darin, dass sich manche deutsche Spieler angesichts des ungewissen Neustarts des Spielbetriebs und der Aussicht, länger als geplant als Basketball-Profi arbeitslos zu sein, für einen Berufswechsel entscheiden könnten. „Eventuell gehen einige Spieler verloren“, so Reinboth.
Weniger Sorgen muss man sich um ausländische Spieler machen, in erster Linie US-Amerikaner. Da fischen die Vereine aus einem üppiger bestückten Teich. Ob Ehingen Urspring für die kommende ProASpielzeit wie bisher vier ausländische Spieler oder nur drei unter Vertrag nimmt, hängt wesentlich vom Budget ab. Ob einer der US-Amerikaner aus der vergangenen Saison zurückkommen wird, ist fraglich. Bei einem lässt sich das bereits ausschließen: Daniel Monteroso, der seit Sommer 2018 und bis zu seinem Kreuzbandriss im Herbst 2019 für Ehingen Urspring gespielt hatte, wird nach auskurierter Verletzung nach Deutschland und in die ProA zurückkehren – aber zu einem anderen Verein, der in der vergangenen Saison auf Play-off-Kurs war: Die Gladiators Trier gaben vor wenigen Tagen die Verpflichtung Monterosos bekannt.