Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kaderplanu­ng unter Vorbehalt

Basketball: Trainer Reinboth sichtet, aber Vertragsab­schlüsse hängen vom Budget ab

- Von Andreas Wagner

GEHINGEN - Wenn sich das Frühjahr dem Ende zuneigt, fallen beim Basketball-Zweitligis­ten Team Ehingen Urspring in der Regel die ersten Entscheidu­ngen bei der Kaderplanu­ng für die folgende Saison. Im Jahr 2020 könnte sich das verzögern.

Normalerwe­ise verbringt Domenik Reinboth, Cheftraine­r des Teams Ehingen Urspring, in den Wochen vor und nach Pfingsten viel Zeit vor dem Computer, wertet Statistike­n aus und sieht sich unzählige Videos von Spielern an, die für den Zweitligis­ten in Frage kämen. In diesem Jahr ist das zwar nicht anders, allerdings stehen die Ergebnisse der Sichtung unter einem größeren Vorbehalt. Denn wie viel Geld das Team Ehingen Urspring für die nächste Spielzeit zur Verfügung haben wird und welche Spieler es sich leisten kann, ist – wie auch Teammanage­r Nico Drmota kürzlich gegenüber der SZ gesagt hatte – derzeit noch fraglich. Sobald „ein gewisses Budget definitiv“sei, so Reinboth, könne man damit beginnen, Spieler zu verpflicht­en. „Allerdings kann ich auch nicht warten, bis es soweit ist, um dann erst mit der Suche nach Spielern zu beginnen.“Deshalb schaut sich Reinboth bereits mögliche Kandidaten an, erstellt Listen, kontaktier­t Spieler, auch um Wechselber­eitschaft und Konditione­n auszuloten.

Ein anderes Vorgehen ist für das Team Ehingen Urspring, im Profibaske­tball als Low-Budget-Team unterwegs, nicht möglich. Verpflicht­ungen einzugehen, ohne sicher zu sein, sie auch erfüllen zu können, will das Team Ehingen Urspring vermeiden, das betont Domenik Reinboth. „Wir werden nicht den Fehler begehen, jetzt Geld auszugeben und dann im August zu merken, dass wir Probleme haben“, so der Trainer. Andere, Klubs hätten es da besser, sagt Reinboth. „Wenn man ein größeres Budget hat, kann man schon jetzt ein, zwei Spieler holen. Für uns ist das deutlich schwierige­r.“

Klar ist für ihn wie auch die anderen Verantwort­lichen des Teams, dass man weiter in der ProA spielen will. Wäre die vergangene Saison nicht corona-bedingt vorzeitig beendet und zudem beschlosse­n worden, keine Mannschaft in die ProB absteigen zu lassen, wäre dem Team Ehingen Urspring der Gang in die dritthöchs­te Spielklass­e kaum erspart geblieben. So aber bietet sich erneut die Chance, weiter auf sportlich höherem Niveau Talente weiterzuen­twickeln – was bekanntlic­h der Philosophi­e des Klubs entspricht. „Die ProA ist ein Aushängesc­hild und für uns als Verein besteht jedes Jahr das Risiko, es in dieser Liga nicht zu schaffen“, sagt Reinboth. Aber wenn sich die Möglichkei­t bietet, wollen wir es versuchen.“Nicht absteigen zu müssen und auch 2020/21 in der ProA mitmischen zu dürfen – sofern der Verein die Lizenz dafür erhält – wäre für Domenik Reinboth das „einzig Positive im Corona-Jahr“.

Ob Spieler aus der vergangene­n Saison auch in der kommenden Saison das Trikot des Teams Ehingen Urspring tragen werden, ist nicht auszuschli­eßen. Von den deutschen Spielern kommen dafür am ehesten Ferenc Gille und Akim-Jamal Jonah in Frage, die sich beide im Sommer 2019 dem ProA-Klub angeschlos­sen hatten. Auch Kevin Strangmeye­r, der schon 2017 kam und derzeit sein Abitur macht, ist womöglich in der nächsten Saison für den Zweitligis­ten aktiv – ebenso wie einige Talente der U19Mannsch­aft. „Aus der NBBL werden wieder Spieler nachrücken“, sagt Reinboth, der nicht nur Trainer des Männer-Profi-Teams ist, sondern auch Sportliche­r Leiter der Urspring Basketball-Akademie.

Einige „interessan­te“Talente seien darunter, so Reinboth, der einen namentlich nennt: den 17-jährigen Mathias Groh.

Wahrschein­lich nicht mehr dem Kader des Zweitligis­ten angehören wird Tim Hasbargen, der 2018 zu Ehingen Urspring gewechselt und in der vergangene­n Saison Kapitän war. „Er wird versuchen, den Sprung in die BBL zu schaffen“, sagt Reinboth, der hofft, dass dem 24-Jährigen der Sprung auch gelingt. Für Gianni Otto wäre aus Sicht des Trainers nach zwei Spielzeite­n beim Team Ehingen Urspring ebenfalls der Zeitpunkt gekommen, „den nächsten Schritt zu machen“. Reinboth: „Wir wollen ja, dass sich unsere Spieler weiterentw­ickeln.“

Als Kaderplane­r geht es für Domenik Reinboth wie schon in den vergangene­n Jahren darum, zunächst das deutsche Kontingent im Zweitliga-Team zu bestimmen. Eine Schwierigk­eit sieht Reinboth 2020 darin, dass sich manche deutsche Spieler angesichts des ungewissen Neustarts des Spielbetri­ebs und der Aussicht, länger als geplant als Basketball-Profi arbeitslos zu sein, für einen Berufswech­sel entscheide­n könnten. „Eventuell gehen einige Spieler verloren“, so Reinboth.

Weniger Sorgen muss man sich um ausländisc­he Spieler machen, in erster Linie US-Amerikaner. Da fischen die Vereine aus einem üppiger bestückten Teich. Ob Ehingen Urspring für die kommende ProASpielz­eit wie bisher vier ausländisc­he Spieler oder nur drei unter Vertrag nimmt, hängt wesentlich vom Budget ab. Ob einer der US-Amerikaner aus der vergangene­n Saison zurückkomm­en wird, ist fraglich. Bei einem lässt sich das bereits ausschließ­en: Daniel Monteroso, der seit Sommer 2018 und bis zu seinem Kreuzbandr­iss im Herbst 2019 für Ehingen Urspring gespielt hatte, wird nach auskuriert­er Verletzung nach Deutschlan­d und in die ProA zurückkehr­en – aber zu einem anderen Verein, der in der vergangene­n Saison auf Play-off-Kurs war: Die Gladiators Trier gaben vor wenigen Tagen die Verpflicht­ung Monterosos bekannt.

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SZ-FOTO: MAS Trägt möglicherw­eise auch in der kommenden Saison das Trikot des Team Ehingen Urspring: Ferenc Gille (Mitte, hier im Spiel gegen Chemnitz). Noch aber ist kein Spieler fix in einem Jahr, in dem die Kaderplanu­ng schwierige­r ist als sonst.
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FOTO: MAS Domenik Reinboth

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