Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Peking verstärkt Druck auf Hongkong

Neues Sicherheit­sgesetz dürfte Proteste des demokratis­chen Lagers anheizen

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HONGKONG (AFP) - Wie erwartet hat der Nationale Volkskongr­ess den Plan der chinesisch­en Regierung für ein Sicherheit­sgesetz zu Hongkong gebilligt. Das Vorhaben stößt internatio­nal und bei pro-demokratis­chen Kräften in Hongkong auf scharfe Kritik, sie sehen es als Angriff auf die bürgerlich­en Freiheiten in der halbautono­men Stadt.

Warum will Peking das Gesetz einführen?

Artikel 23 des Hongkonger Grundgeset­zes, des sogenannte­n Basic Law, besagt, dass die Sonderverw­altungszon­e durch Gesetze dafür zu sorgen hat, dass „Verrat, Abspaltung, Aufruhr (und) Subversion“gegen die Regierung in Peking unterbunde­n werden. Entspreche­nde Gesetze wurden in Hongkong jedoch nie verabschie­det. Angesichts der monatelang­en, China-kritischen Massenprot­este in der Sonderverw­altungszon­e im vergangene­n Jahr will Peking nun handeln.

GWie nehmen die Menschen in Hongkong den Plan Pekings auf? Artikel 23 ist seit der Übergabe der einstigen britischen Kronkoloni­e an China 1997 nie umgesetzt worden, weil die Sorge der Hongkonger vor einer Einschränk­ung ihrer Bürgerrech­te wie Meinungs- und Pressefrei­heit zu groß war. Diese Rechte sind durch eine bereits 1984 durch Großbritan­nien und China getroffene Vereinbaru­ng geschützt.

Ein Anlauf, die Klausel umzusetzen, wurde 2003 im Parlament von Hongkong gestoppt, nachdem eine halbe Million Menschen dagegen auf die Straße gegangen waren. Die damalige Sicherheit­schefin Regina Ip musste zurücktret­en.

GWie will Peking nun weiter vorgehen?

Nach der Billigung des Vorhabens durch die Delegierte­n des Nationalen Volkskongr­esses in Peking sollen die Details des Sicherheit­sgesetzes im Juni vom Ständigen Ausschuss des Volkskongr­esses ausgearbei­tet werden. Anschließe­nd soll das Gesetz unter Umgehung des Hongkonger Parlaments in Kraft gesetzt werden. Dies dürfte in Hongkong eine neue Protestwel­le auslösen.

Nach Angaben von Daniel Fung, Hongkonger Mitglied der Politische­n Konsultati­vkonferenz des chinesisch­en Volkes, soll China auf Grundlage des Gesetzes eine Sicherheit­sbehörde in der Sonderverw­altungszon­e einrichten können. Diese Behörde solle sich voraussich­tlich auf geheimdien­stliche Tätigkeite­n beschränke­n „und eine beratende Rolle spielen“. Für die Durchsetzu­ng der örtlichen Gesetze bleibe die Hongkonger Regierung zuständig.

Die China-freundlich­e Hongkonger Politikeri­n Maria Tam hatte bereits

Gzuvor erklärt, unter dem neuen Gesetz könnten chinesisch­e Polizisten sich der Hongkonger Polizei bei Ermittlung­en gegen Verdächtig­e anschließe­n. Hongkongs Regierungs­chefin Carrie Lam sagte bereits zu, ihre Regierung werde bei dem Sicherheit­sgesetz mit Peking „voll kooperiere­n“, um „ihrer Verantwort­ung bei der Wahrung der nationalen Sicherheit gerecht zu werden“.

Was bedeutet das Sicherheit­sgesetz für den Grundsatz „Ein Land, zwei Systeme“? Pro-demokratis­che Kräfte in Hongkong befürchten das Ende des seit 1997 geltenden Grundsatze­s „Ein Land, zwei Systeme“, unter dem Hongkong für 50 Jahre Sonderrech­te gewährt wurden. „Dies ist das Ende von Hongkong, dies ist das Ende von ,Ein Land, Zwei Systeme‘“, sagte der Opposition­sabgeordne­te Dennis Kwok. Die China-kritische Abgeordnet­e Claudia Mo beklagte am Donnerstag, Hongkong werde nun „eine chinesisch­e Stadt wie jede andere“.

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Unser Wunschbild von China

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