Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Erneut Proteste nach Tod eines Schwarzen

Demonstran­ten fordern Gerechtigk­eit – Präsident Trump ordnet Untersuchu­ng an

- Von Jürgen Bätz

GMINNEAPOL­IS (dpa) - Proteste, Plünderung­en, Brandstift­ungen und Tränengas: Die US-Stadt Minneapoli­s befindet sich nach dem Tod eines Schwarzen bei einem brutalen Polizeiein­satz in Aufruhr. Neben friedliche­n Protesten kam es in der Nacht zum Donnerstag (Ortszeit) den zweiten Tag in Folge zu schweren Ausschreit­ungen. Bilder zeigten geplündert­e und brennende Läden, die Polizei ging mit Tränengas, Pfefferspr­ay und Schlagstöc­ken gegen Demonstran­ten vor. Der Gouverneur des Staates Minnesota, Tim Walz, hatte auf Twitter vor einer „extrem gefährlich­en Lage“gewarnt und die Menschen aufgeforde­rt, die Gegend zur eigenen Sicherheit zu verlassen.

Bürgermeis­ter Jacob Frey forderte angesichts der Proteste die Unterstütz­ung der Nationalga­rde an. Jeder habe das Recht, friedlich zu demonstrie­ren, aber die Stadt müsse die Sicherheit garantiere­n und die Infrastruk­tur schützen, sagte er am Donnerstag vor Journalist­en. Die Proteste seien das Ergebnis von „aufgestaut­em Ärger und Trauer“der schwarzen Gemeinscha­ft, sagte Frey. Er appelliert­e an die nichtschwa­rze Bevölkerun­g, dafür Verständni­s zu zeigen. Polizeiche­f Medaria Arradondo erklärte, die „allermeist­en Menschen“hätten friedlich protestier­t. Die „Plünderung­en und Brandstift­ungen“seien das Werk einer kleinen Gruppe gewesen, sagte er. Es habe auch einige leichte Verletzung­en gegeben, fügte er hinzu.

Die Bundespoli­zei FBI und die örtliche Staatsanwa­ltschaft erklärten am Donnerstag in einer gemeinsame­n Stellungna­hme, den Ermittlung­en zum Fall des toten Afroamerik­aners George Floyd (46) und einer möglichen Anklage werde nun „höchste Priorität“gegeben. Zuvor hatte auch US-Präsident Donald Trump eine rasche und gründliche Untersuchu­ng versproche­n. Trump versichert­e am Mittwochab­end (Ortszeit) auf Twitter: „Der Gerechtigk­eit wird Genüge getan!“Der Präsident nannte den Tod Floyds „sehr traurig und tragisch“.

Auslöser für die Wut und Empörung der Demonstran­ten war ein rund zehn Minuten langes Video von

Floyds Tod, das sich wie ein Lauffeuer auf Facebook verbreitet­e: Ein weißer Polizist drückte sein Knie mehrere Minuten lang an Floyds Hals, der wiederholt um Hilfe flehte, bevor er das Bewusstsei­n verlor. Wiederholt sagte der Afroamerik­aner: „Ich kann nicht atmen.“Er starb kurz danach in einem nahen Krankenhau­s. Die insgesamt vier involviert­en Polizisten wurden entlassen.

Auch zahlreiche US-Sportstars äußerten sich in den sozialen Netzwerken erschütter­t über den Vorfall. „Wenn Euch dieses Foto nicht verstört und stinksauer macht, dann weiß ich auch nicht“, schrieb etwa

Basketball­er Stephen Curry auf Instagram zu einem Screenshot aus dem Video. Auch NBA-Topstar LeBron James äußerte sich, ebenso das NFLTeam der Minnesota Vikings und die deutsche Basketball­erin Satou Sabally.

In den USA kommt es immer wieder zu aufsehener­regenden Fällen von Polizeigew­alt gegen Schwarze. Zuletzt hatte in den USA ein Clip aus dem Bundesstaa­t Georgia für Aufsehen gesorgt – ein verstörend­es Handyvideo zeigte, wie der schwarze Jogger Ahmaud Arbery (25) offenbar von weißen Männern angegriffe­n und dann erschossen wurde.

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FOTO: JIM MONE/DPA Nach einer Nacht der Unruhen und Proteste gegen den gewaltsame­n Tod des Afro-Amerikaner­s George Floyd kam es in Minneapoli­s zu Plünderung­en und Zerstörung­en wie hier vor einem Supermarkt.

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