Tiere in neuem Licht
Zwei Künstler aus Leipzig zeigen ab dem 7. Juni ihre Werke in der Städtischen Galerie
GEHINGEN - Tiere aus ungewohnten Perspektiven nehmen Dana Meyer und Hartmut Kiewert mit der Ausstellung „Animal Transition“in den Fokus. Die beiden Künstler aus Leipzig stellen ab dem 7. Juni in der Städtischen Galerie in Ehingen aus. Die Eröffnung findet Corona-bedingt unter besonderen Vorkehrungen statt.
Schweine suhlen sich auf einer Verkehrsinsel, Kühe trotten durch eine verlassene Stadt und Nutztiere mischen sich wie selbstverständlich unter Menschen und keiner stört sich daran – Hartmut Kiewert malt seit einigen Jahren solche noch utopischen Szenarien, in denen Tiere so gezeigt werden, dass sie für sich selbst stehen und frei sind. Sie machen sich dabei menschlich geschaffenem Raum zu eigen, der derart zugepflastert ist, dass Tiere sich unter „normalen“Umständen eigentlich nicht dort aufhalten würden. Dabei haben die Bilder eine besondere Aktualität: Gerade während Zeiten des Lockdowns in den vergangenen Wochen wurden in den Städten immer öfter Tiere gesichtet, die sich die aufgezwungene Ruhe zunutze machten und ungestört durch die Straßen flanierten. In dieser Zeit sind weitere Bilder des Künstlers entstanden, die nun ebenfalls in der Städtischen Galerie zu sehen sind. „Mir geht es um eine Verschiebung der Wahrnehmung. Schweine, die normalerweise in Zuchtbetrieben außerhalb unserer
Wahrnehmung sind, tauchen plötzlich im Alltag auf“, ergänzt er. Diese Tiere sind meist unsichtbar, dabei gebe es in Deutschland insgesamt mehr Zuchttiere als Menschen. Doch die Tiere seien einfach nie zu sehen. Verstörend wirkt eines der Bilder, das wieder Schweine zeigt, die in einem Raum vor einem Bild mit einem brennenden Maststall stehen. Die Tiere sind frei und drängen sich trotzdem alle in eine Ecke, eingeengt von vielen kleinen Spielzeugpolizeiautos.
Um eine plastische Komponente ergänzt wird die Ausstellung von Dana Meyer, die hauptsächlich mit Stahl arbeitet. Die beiden Künstler kennen sich vom Studium, zum ersten Mal stellen sie nun zusammen aus.
Dana Meyers Stahlplastiken sollen den Betrachter Kraft und Macht spüren lassen. Zwei Hunde hetzen einen menschlichen Fuchs. Die Rollen scheinen vertauscht, doch in der englischen Fuchsjagd, so die Künstlerin, sei es irgendwann durchaus üblich geworden, dass tatsächlich ein Mensch die Rolle des Fuchses übernimmt und von Hunden und Jägern „gejagt“wird. Stahlstücke schweißt Dana Meyer Stück für Stück zusammen, die Form ergibt sich nach und nach, die Szenerie hat sie im Kopf. „Am Ende wird es immer schwerer, weil die Elemente dann immer festgelegter sind“, erklärt sie die Herangehensweise. „Ich werde vom Stahl und der Figur gelenkt.“Gerne arbeitet sie mit Rost, der den Skulpturen zusätzlich etwas Lebendiges verleiht. „Man muss sich auf das Material einlassen. Ich werde dreckig und leide unter dem Stahl, aber das fließt alles in die Figuren mit ein“, gibt Dana Meyer einen Einblick in ihr Schaffen. Dabei hat sie sich während des Studiums
ganz bewusst für Stahl entschieden. Zu oft hatte sie zu hören bekommen, dass das Material nichts Lebendiges habe. „Und das wollte ich so nicht annehmen.“Völlig lebensecht wirken zwei Affen-Skulpturen mit dem Titel „It’s me“, die verschiedene Charakterformen annehmen und so widerspiegeln, dass sich einfach jeder mal zum Affen macht.
Gleich zweimal – um 11 und und 15 Uhr – wird am 7. Juni die erste Ausstellung in der städtischen Galerie nach dem Lockdown eröffnet. Die erste Einführung übernimmt Marco Hompes vom Museum Villa Rot. Um 15 Uhr wird Anne Linder den Vortrag übernehmen. Da jeweils nur eine begrenzte Anzahl Besucher kommen kann, ist eine Anmeldung erforderlich. Nähere Informationen gibt es unter