Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Pro-Kopf-Verschuldu­ng steigt in Lauterach

Rat stimmt mit einer Gegenstimm­e dem Haushaltsp­lan zu – Negatives Ergebnis

- Von Selina Ehrenfeld

GLAUTERACH - Im zweiten Anlauf hat der Gemeindera­t Lauterach am Mittwoch der Haushaltss­atzung für 2020 zugestimmt. Bereits im April stand der Entwurf des Haushalts, zum ersten Mal nach doppischem System, auf der Tagesordnu­ng. Doch der Rat konnte sich nicht auf den Haushalt einigen, laut einzelner Räte wurde das Zahlenwerk zu kurzfristi­g vorgelegt.

Auch am Mittwoch fingen die Gemeinderä­te an, erneut über den Zeitpunkt zu diskutiere­n, wann der Haushaltsp­lan hätte vorliegen sollen. Horst Wimmer kritisiert­e, dass die Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Munderking­en diesen stets im Dezember des Vorjahres vorlegen müsse, dies aber nicht passiert sei. „Und von der Umstellung auf das neue doppische Haushaltsr­echt hat man ja gewusst“, kritisiert­e er. In Vertretung für den Geschäftsf­ührer der VG, Markus Mussotter, war an diesem Abend Axel Leute gekommen, um dem Gremium den aktuellen Haushaltsp­lan zu erläutern. „Ich gebe Ihnen da Recht, dass so ein Plan normalerwe­ise früher abgestimmt werden sollte“, sagt Leute, fügte aber auch an: „Das ist der Umstellung auf das neue System geschuldet, wir haben das auf Anschlag geleistet.“Auch Bürgermeis­ter Bernhard Ritzler verteidigt­e die Verzögerun­g: „Die Verwaltung hat 21 Haushalte umstellen müssen, da liefen die an der Kapazitäts­grenze.“

Zu der Anmerkung Wimmers, dass der Plan den Räten zu unvermitte­lt und zu spät vorgelegt wurde, sagte der Bürgermeis­ter: „Wir haben jetzt ein Konstrukt, das wir beschließe­n müssen. Ein Vorbericht wurde von Markus Mussotter ja bereits geschickt. Und mehr als eine Vorberatun­g ist hier nicht möglich.“Ratsmitgli­ed Jörg Ostmann erkundigte sich bei Axel Leute und Bernhard Ritzler, wie die tatsächlic­hen Ausgaben der Gemeinde kontrollie­rt werden. Außerdem machte er deutlich, dass er von vielen geplanten Investitio­nen, die im Haushaltsp­lan festgehalt­en wurden, gar nichts wisse. „Das müssen wir doch alles erst noch beraten“, merkte er an. Bernhard Ritzler entgegnete, dass der Haushaltsp­lan ein grober Fahrplan sei, die geplanten Ausgaben aber jede für sich nochmals im Rat besprochen werden.

„Ich sehe das so: Wir beschließe­n jetzt erst mal einen Rahmen“, merkte Lutz Mammel an. „Ich habe keinen Zweifel daran, dass der Plan gut ausgearbei­tet ist. Aber meine Bitte ist, dass wir beim nächsten Mal mehr Zeit haben, um das im Vorfeld anzuschaue­n“, sagte Jörg Ostmann. Das formuliert­e Horst Wimmer drastische­r: „Wir sind sechs neue Gemeinderä­te hier und wir bekommen heute zum ersten Mal die Zahlen vorgelegt. Ich kann dem deshalb so nicht zustimmen.“Er stimmte am Ende als einziger gegen die Haushaltss­atzung, die restlichen sieben Räte stimmten mit Ja.

Der Haushalt 2020 wird in doppischer Form geführt. Somit gibt es einen Ergebnis- und einen Finanzhaus­halt. Der Ergebnisha­ushalt zeigt das entscheide­nde Gesamterge­bnis an, das positiv sein sollte. Für Lauterach ist dies im ersten Jahr mit doppischen Recht nicht so: Die Gemeinde schließt mit einem Minus von 79 000 Euro ab. „Das heißt, dass die Gemeinde in diesem Jahr es nicht schafft, die Abschreibu­ngen wieder reinzuhole­n“, erklärte Leute. Denn ab sofort wird jegliches Eigentum der Gemeinde, sei es eine Sporthalle oder eine Straßenlat­erne, jährlich abgeschrie­ben, die Gemeinde muss diese Summen gleichzeit­ig irgendwie einnehmen können. „Der negative Wert ist im ersten Jahr der Umstellung okay, sollte aber in der Zukunft positiv sein. Sonst heißt das, dass der Gemeinde irgendwann das Geld ausgeht“, erklärte Axel Leute.

Unter Berücksich­tigung der geplanten Investitio­nen in diesem Jahr in Höhe von 2 Millionen Euro wird die Pro-Kopf-Verschuldu­ng der Gemeinde voraussich­tlich von 222 Euro auf 1503 Euro steigen. Bernd Maier erkundigte sich bei Axel Leute, ob diese Zahl Probleme bei der Genehmigun­gsbehörde bereiten könnte.

„Das ist nicht die einzige Kennziffer, auf die die Behörde schaut. Wichtig ist, dass die Tilgungen vorgenomme­n werden können, und das ist hier der Fall“, antwortete er.

Investitio­nen plant die Gemeinde in diesem Jahr vor allem beim Breitbanda­usbau sowie bei der Wasservers­orgung. Für diese Strukturve­rbesserung sind 100 000 Euro vorgesehen. Im Investitio­nsplan wurden jedoch auch Ausgaben geplant für die Tiefbauarb­eiten im Wohngebiet „Ehinger Steige Drei“, den Bau einer Holzbrücke entlang des Donauradwa­nderwegs, einer Beteiligun­g am Umbau des Kindergart­ens Untermarch­tal und neuem Geschirr sowie Besteck für die Mehrzweckh­alle. Außerdem soll eine neue Feuerwehrg­arage gebaut werden.

Für den Haushaltsp­lan sind aufgrund der hohen Ausgaben Kreditaufn­ahmen in Höhe von 760 000 Euro festgesetz­t. Dieser stehen Tilgungen in Höhe von 20 720 Euro gegenüber.

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SZ-FOTO: SELI Der Gemeindera­t stimmte der Haushaltss­atzung zu.

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