Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Grasdackel“gegen „Selbstdars­teller“: Unternehme­r zoffen sich öffentlich

Walter Feucht attackiert den Liqui-Moly-Chef – Der schießt scharf zurück

- Von Ronald Hinzpeter

GULM - Sie sind beide meinungsst­arke, erfolgreic­he Unternehme­r, die mit ihren Ansichten nicht hinterm Berg halten – und jetzt sind sie sich heftig in die Wolle geraten: Der Backmittel­produzent Walter Feucht (Uldo) und der Liqui-Moly-Chef Ernst Prost. Beide schenken sich nichts bei diesem Schlagabta­usch der Alpha-Männer. Auslöser waren einige abfällige Bemerkunge­n, die Feucht in seiner Kolumne gemacht hatte, die er jeden Monat für das Ulmer Magazin Spazz schreibt.

Er eckt mit seinen gerne scharf formuliert­en Aus- und Einlassung­en zum Welt- und vor allem zum Lokalgesch­ehen immer wieder an. Im Mai-Heft, das ja eigentlich schon veraltet ist, gab er erst mal der Bundespoli­tik wegen der Corona-Einschränk­ungen einen mit. Das liest sich so: „Merkel, Söder, Laschet, Spahn und Co . ... pflegen den Neoabsolut­ismus in Perfektion und das zu willigen Lemmingen degradiert­e Volk stimmt freudig in ein Halleluja mit ein.“

Dann knüpfte er sich seinen Unternehme­r-Kollegen Prost vor, ohne ihn allerdings direkt beim Namen zu nennen. Feucht warf ihm vor, er habe sich immer als Vorzeigeun­ternehmer aufgespiel­t, der er nie wirklich gewesen sei, er sei immer am Zipfel eines Großkonzer­ns gehangen.

Wörtlich schreibt Feucht: „Er zitterte wie Espenlaub im Winde, dass die Wahrheit, nie ein selbststän­diger Unternehme­r gewesen zu sein, an die Öffentlich­keit kam.“Prost behaupte, er würde bis zur Hälfte seines Vermögens opfern. Dann solle er es endlich tun. Dann holt Feucht zum großen Schlag aus: „Wer jede seiner Wohltaten den Medien mitteilen muss, diese Mitteilung­en profession­ell befeuert, ist kein Großer, sondern letztendli­ch ein kleiner Selbstdars­teller, der unter Minderwert­igkeitskom­plexen zu leiden scheint. Man muss Mitleid mit ihm haben, ihn nicht ernst nehmen.“

Ernst nimmt allerdings Prost Feuchts Anwürfe sehr wohl, weshalb er jetzt in einem offenen Brief zurückschl­ägt und seinem Kontrahent­en mit gleicher Münze rausgibt. So nennt Prost den Mann, der sich in seiner Kolumne stets als „Multiunter­nehmer“ausweist, einen „Wadenbeiße­r“. Mit seinen „viel zu großen Schuhen, in denen ein kleines Männlein steckt“trample er diesmal nicht auf Schwachen und Wehrlosen herum, sondern habe sich mal einen richtigen Gegner ausgesucht.

Und so zieht Prost seinerseit­s vom Leder und stellt klar, ihm sei jeder „abgestande­ne Multivitam­insaft“lieber als ein „selbst ernannter Multi-Unternehme­r“, der „seichte, dümmliche und ehrabschne­idende Schwachsin­n-Sätze in einem drittklass­igen Anzeigen-Heftlein veröffentl­icht“. Prost bescheinig­t Feucht ein „Neidhammel-Ego“, nennt seine Äußerungen „Grasdackel-Gekläffe“und fragt, woher er eigentlich immer seine Bosheiten nehme: „Was haben Ihnen all die Menschen getan, die Sie im Spazz mit ihrer unverschäm­ten Wüterich-Schreibere­i monatlich ,anbrunsen’?“Der Schmiersto­ff-Unternehme­r rät dem Backmittel­Mann, er solle es zur Abwechslun­g mal mit „Charakter statt Hetze“probieren und Menschen, die ihm nichts getan haben, in Ruhe lassen.

Der in seiner Unternehme­rehre gekränkte Prost nimmt seinerseit­s die unternehme­rischen Fähigkeite­n Feuchts aufs Korn und bescheinig­t ihm, angesichts der Bilanzentw­icklung der vergangene­n Jahre, inklusive rückläufig­er Beschäftig­ungszahlen, habe er keinen Grund, „so großartig auf die Kacke zu hauen“. Bei ihm, so Prost, gehe es anders als bei Feucht aufwärts und nicht abwärts.

Mit seinem Wut-Brief ist Prost nicht allein, zwei führende LiquiMoly-Mitarbeite­r verschaffe­n ihrem Ärger ebenfalls öffentlich Luft. So fragt Marketing-Chef Peter Baumann, was Feucht denn geraucht habe, und: „Haben Sie mal darüber nachgedach­t, wie Ihre Angestellt­en (Mitunterne­hmer haben Sie ja scheinbar leider nicht) über einen Chef denken, der regelmäßig mit komplett bescheuert­en Kommentare­n in der Öffentlich­keit auftritt?“

Baumann schreibt von sich, er sei 30 Jahre Weggefährt­e von Prost und stolz darauf. Ebenso lange steht Personalch­ef Rainer Maass an der Seite Prosts. Er preist dessen Unternehme­rfähigkeit­en, die den einstigen Mittelstän­dler Liqui Moly zum Weltuntern­ehmen geformt haben. Wenn er dagegen Feuchts Zeilen lese, dann könne er kotzen.

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FOTO: LIQUI MOLY Ernst Prost.
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FOTO: HÖRGER Walter Feucht.

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