Dem Sport droht ein Milliardenschaden
Topligen im Basketball, Handball oder Eishockey hoffen auf Corona-Nothilfe vom Bund – DOSB-Präsident in Sorge
BERLIN (dpa/SID) - Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) schlägt Alarm. Die Dachorganisation sieht die Mehrzahl der Vereine und Verbände in der Corona-Krise in akuter Gefahr. „Ich bin überzeugt, dass wir in wenigen Monaten Szenarien diskutieren, die wenig lustig sind, wenn keine Hilfe kommt“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Ohne Wettkämpfe und ohne Geld vom Bund werde „Sportdeutschland im kommenden Jahr nicht mehr wiederzuerkennen sein“.
Die von ihm prophezeite Katastrophe würde alle Bereiche des Sports betreffen – von den Vereinen und Verbänden bis hin zu Athleten, Trainern, Veranstaltern oder Profiligen. Um dies mit Zahlen und Fakten zu untermauern, präsentierte Hörmann am Mittwoch im Sportausschuss des Bundestags die Ergebnisse einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte, die die nationalen Verbände und Landessportbünde nach zu erwartenden Schäden durch die Corona-Pandemie befragt hat. Fazit: Die Schäden im organisierten Sport werden Milliardenhöhe erreichen. Grundlage für diese Hochrechnung sind die Prognosen von den vier Landessportbünden in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin und Sachsen-Anhalt. Daraus ermittelte Deloitte eine durchschnittliche Schadenshöhe pro Verein von 12 000 Euro.
Düster würde es aussehen, wenn es in diesem Jahr keine Wettkämpfe mehr gäbe. „In diesem Fall gehen nur ein Viertel der Verbände und Organisationen auf nationaler Ebene davon aus, dann ungefährdet ins neue Jahr zu kommen“, betonte Hörmann. Die Lage der Vereine in den Profiligen im Handball, Basketball, Volleyball und Eishockey ist prekär. „Es steht für mich außer Frage, dass wir den Teamsportarten außerhalb des Fußballs
im professionellen und semiprofessionellen Bereich als Überbrückung während der coronabedingten Einschränkungen helfen müssen“, sagte Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende des Sportausschusses.
Frank Steffel, Initiator für die Unterstützung dieser Clubs, hat den
Ausschuss aufgefordert, eine Härtefallhilfe zu gewähren. „Ich erwarte jetzt vom Koalitionsausschuss, dass er nicht nur Autokonzerne, Fluggesellschaften und der Kultur hilft, sondern diesen wichtigen Teil der Gesellschaft, der Millionen von Menschen jedes Wochenende begeistert, nicht vergisst“, sagte der CDU-Politiker. Steffel veranschlagt für eine Nothilfe der 281 Proficlubs rund 200 Millionen Euro. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN etwa, immerhin einer der reichen Olympia-Verbände, hatte ihre Mindereinnahmen für 2020 zuletzt auf fünf Millionen Euro beziffert.
Stefan Schaidnagel, Generalsekretär des Deutschen EishockeyBundes, war nach den Gesprächen optimistisch. „Jedem ist unsere Situation nun bewusst. Die Nachricht ist angekommen. Mein Eindruck war sehr positiv, wie kooperativ und verständnisvoll die Politik reagiert hat.“