Prominente Gäste beim Vorlesetag in Rottenacker
In der Grundschule bekommen Bundestagsabgeordnete, Bürgermeister und Pfarrer eine neue Rolle
ROTTENACKER (hog) - Der in der Grundschule Rottenacker auf Montag vorgezogene Bundesvorlesetag hat in der zweiten Schulstunde mit prominenter Unterstützung aufwarten können. Bürgermeister Karl Hauler, Bundestagsabgeordnete Ronja Kemmer und Pfarrer Jochen Reusch sind der Einladung der kommissarischen Schulleiterin Katrin Tress gefolgt, und haben den 94 Kindern aus verschiedenen Büchern spannende und lehrreiche Geschichten vorgetragen. Aufgrund der Terminverlegung hat der Landtagsabgeordnete Manuel Hagel abgesagt. Er wird im Dezember seinen Besuch nachholen und Adventsgeschichten vortragen. Kompetent vertreten wurde er durch Veronika Schlachter, die frühere Leiterin der Grundschule.
„Vorlesen sollte Teil des normalen Tagesablaufs sein“, sagt Schulleiterin Katrin Tress. Dabei stellt sie den Eltern und Großeltern auf dem Land gute Noten aus, denn sie kümmern sich noch häufiger um dieses Ritual, bei dem die Kinder eigene Bilder projizieren können. „Lesen ist Träumen mit offenen Augen. Die Kinder erzeugen hierbei nur Bilder, die sie auch verarbeiten können. Beim Fernsehen bekommen sie auch Bilder geliefert, die sie nicht verdauen können“, erläutert Tress. Sie macht die Erfahrung, dass der Wortschatz ein anderer ist, wenn den Kindern regelmäßig vorgelesen wird oder wenn sie selbst lesen. Auch in grammatikalischen Strukturen sind Kinder besser, die an gewählte Worte von guten Autoren gewöhnt sind. „Sie haben eine ganz andere Freude an einer guten Ausdrucksweise und genießen ihr Leben lang diesen Bonus“, weiß Katrin Tress, und ergänzt „unbekannte Wörter fragen die Kinder nach und verbessern so ihre Allgemeinbildung“.
Im Vorfeld des Vorlesetags haben die Klassenlehrerinnen ihren Schulkindern die Vorleser bereits vorgestellt. So waren keine Berührungsängste da, als es um 8.30 Uhr losging. „Pfarrer Reusch ist in Rottenacker omnipräsent“, freut sich Katrin Tress, und schickt ihn zu Klassenlehrerin
Daniela Hellmuth in die erste Klasse. Dort liest er aus dem von ihm mitgebrachten Klassiker „Der Räuber Hotzenplotz“von Otfried Preußler vor, ja, er schlüpft geradezu in die Rollen der Akteure, zu denen auch der Kasperl und der Seppl gehören. Auf der digitalen Tafel residiert der Räuber Hotzenplotz als Zeichnung. Kurz vor Ende der Stunde erhalten ihn die Kinder auf weißen DIN A4-Blättern zum Ausmalen. „Wenn Ihr mit der Schere die Farbe abraspelt und mit dem Finger auf dem Blatt verteilt, könnt Ihr tolle Schattierungen erzielen“, erklärt Reusch.
In Klasse zwei bei Sarah Hamm liest Bürgermeister Karl Hauler „Das kleine Wir“von Daniela Kunkel. Er unterhält sich mit den Kindern darüber, wie Probleme im persönlichen Umgang gelöst werden. Bei der Vorstellungsrunde sagen die Kinder ihre Namen, und Hauler weiß die dazugehörige Straße, dass der Papa lange Zeit Dirigent war oder wie die Mama mit dem Vornamen heißt. So erhält er ein Gesicht zu den Namen der Kinder, ebenso wie die Kinder den Bürgermeister oder die anderen Vorlesenden kennenlernen. „Ihr habt toll mitgemacht“, lautete das Resümee von Karl Hauler an „seine Klasse“.
Veronika Schlachter hat für Klasse drei bei Julia Simacek „Entenlärm in Buxtehude“von James Watson ausgesucht. Sie hat sich besonders über ihre Einladung an die Schule gefreut, denn die Kinder kannten sie noch aus ihrer aktiven Zeit und sie war wieder einmal an ihrer alten Wirkungsstätte aktiv. Die emsigste Vorleserin war Ronja Kemmer in der vierten Klasse bei Klassenlehrerin Rebecca Nuber, die „Gespensterjäger“von Cornelia Funke ausgesucht hat. Für Kemmer war der vorgezogene Termin beste Gelegenheit schon mal auf das alsbald anstehende Vorlesen für ihr eigenes Kind zu üben.
Nachdem die prominenten Vorlesenden in Ehren mit einem Buchzeichen als kleine Anerkennung verabschiedet worden waren, haben die Klassenlehrerinnen bis 12 Uhr den Vorlesetag individuell weitergestaltet.