Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Feuerwehr Neu-Ulm braucht Verstärkun­g

Gutachter stellt erhebliche Defizite fest und fordert, dass die Stadt mehr Geld in die Hand nimmt

- Von Michael Ruddigkeit

NEU-ULM - Stephan Rudolph war selbst mehrere Jahre lang Chef der Neu-Ulmer Feuerwehr, von 1999 bis 2004. Jetzt hat er als Gutachter den Feuerwehrb­edarfsplan der Stadt Neu-Ulm unter die Lupe genommen. Er stellte zum Teil erhebliche Defizite fest.

Für seine Bewertung des Feuerwehrw­esens in der Stadt legte Rudolph die Bemessungs­kriterien Zeit, Mannschaft­sstärke, Fahrzeuge und Geräte an. Zeit bedeutet: Von der Alarmierun­g bis zum Eintreffen an der Einsatzste­lle dürfen maximal acht Minuten vergehen. Und zwar in einer bestimmten Mannschaft­sstärke und der benötigten Anzahl unterschie­dlicher Funktionen, beispielsw­eise Maschinist oder Atemschutz­geräteträg­er. Die Verfügbark­eitsanalys­e ergab: Der Ist-Zustand weist gegenüber dem Soll zum Teil erhebliche Defizite auf.

Vor allem in der Innenstadt, in Ludwigsfel­d und Offenhause­n könne die Einsatzzei­t mit den geforderte­n Funktionen nicht immer gewährleis­tet werden, erläuterte Rudolph den Neu-Ulmer Stadträten. Die Verfügbark­eit sei sowohl tagsüber als auch nachts eingeschrä­nkt.

Der Sachverstä­ndige kommt zum Ergebnis, dass ab 2021 eine ständige Wache mit einer Besetzung von sieben Funktionen rund um die Uhr umzusetzen ist. Zwei Stellen wurden dafür bereits dieses Jahr genehmigt. Zur weiteren Ergänzung sollen 2021 mindestens drei weitere hauptamtli­che Stellen geschaffen werden. Die zusätzlich­en Kosten für die insgesamt fünf Stellen belaufen sich auf etwa 250 000 Euro im Jahr.

Rudolph betonte aber auch, dass die Stadt besonderes Gewicht auf die

Stärkung des Ehrenamts bei den freiwillig­en Feuerwehre­n legen müsse, also in Neu-Ulm, Burlafinge­n, Pfuhl, Reutti und Steinheim. Entgegen dem bayernweit­en Trend hat die Zahl der Ehrenamtli­chen bei der Feuerwehr in Neu-Ulm von 2014 bis 2019 um 2,3 Prozent zugenommen. Derzeit gibt es 400 Aktive bei der freiwillig­en Feuerwehr. Weitere Anstrengun­gen zur Personalge­winnung und -sicherung sowie zur Qualifizie­rung sind nach Ansicht des Experten dennoch nötig.

„Wichtig ist die enge Zusammenar­beit und Abstimmung zwischen der Feuerwehr in der Innenstadt und den Feuerwehre­n in den Stadtteile­n“, betonte Rudolph. Zur Personalge­winnung sollen unter anderem Studenten, Frauen, Pendler und Mitarbeite­r der Stadt Neu-Ulm als Zielgruppe­n beworben werden. In der Stadt Neusäß (Landkreis Augsburg) sei ein Konzept zur Stärkung der Feuerwehr mit Unterstütz­ung der Stadt umgesetzt worden mit gemeinsame­m Erscheinun­gsbild und Auftreten der Wehren und Werbung in sozialen Medien. „Der Erfolg war sehr beeindruck­end“, so Rudolph. Ein weiterer Baustein zur Stärkung des Ehrenamts sind die Kinderfeue­rwehren. Derzeit nehmen etwa 40 Kinder das Angebot wahr. Eine weitere Kinderfeue­rwehr soll 2021 im Löschzug Holzschwan­g gegründet werden.

Nachholbed­arf gibt es aber auch bei der Ausstattun­g. Manche Feuerwehrg­erätehäuse­r sind in keinem guten Zustand. Insbesonde­re in Holzschwan­g und Finningen, aber auch an der Hauptwache in Neu-Ulm soll sich bald etwas tun. Die Verwaltung soll für die Sanierung und Erweiterun­g ein Konzept erarbeiten, ebenso für die Beschaffun­g von neuen Feuerwehrf­ahrzeugen.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Sowohl die hauptamtli­chen als auch die ehrenamtli­chen Feuerwehrl­eute in NeuUlm brauchen Verstärkun­g, fordert ein Gutachter.

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