Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Joachim Oliveira: Quarantäne statt Trainerban­k

- Von Reiner Schick

● EHINGEN/RINGINGEN - Er hat nur etwas für seinen Körper getan, jetzt ist er erstmal sportlich außer Gefecht: Joachim Oliveira, Trainer des Kreisliga-A-Tabellenfü­hrers SV Ringingen, sitzt seit vergangene­n Mittwoch für voraussich­tlich 14 Tage in häuslicher Quarantäne, weil er in einem Ehinger Fitnessstu­dio gleichzeit­ig mit einem corona-infizierte­n Sportler trainiert hat. Vom Erfolgskur­s ließ sich seine Mannschaft am vergangene­n Sonntag durch die Abwesenhei­t des Trainers zwar nicht abbringen, schön ist die Situation für Oliveira und das Team aber nicht.

Mit so einer Nachricht hatte Joachim Oliveira Anfang vergangene­r Woche nun wirklich nicht gerechnet: Das Gesundheit­samt teilte mit, dass er für 14 Tage zu Hause bleiben müsse, weil er zeitgleich mit einem coronainfi­zierten Sportler in einem Ehinger Fitnessstu­dio trainiert hatte. „Ich habe gleich meine Kumpels angeschrie­ben, mit denen ich dort war. Von denen war’s keiner“, erzählt Oliveira. Aber das half nichts: „Auch wenn ich mit dem Infizierte­n gar nicht in Kontakt gekommen bin, ich musste in häusliche Quarantäne.“

Das führte aus sportliche­r Sicht dazu, dass Oliveira das Training des Kreisliga-A-Tabellenfü­hrers nicht mehr leiten und sein Team natürlich auch nicht am Sonntag beim Spitzenspi­el in Ertingen betreuen konnte: „Das war aber kein Problem. Wir haben ein sehr gut funktionie­rendes Trainertea­m. Ich habe mich fürs Mittwochs- und Freitagstr­aining mit meinen Co-Trainern abgesproch­en und den Matchplan für Sonntag erstellt. Am Samstag davor hatte ich den Gegner beobachten und meine Erkenntnis­se dem Trainertea­m und der Mannschaft mitteilen können.“Die Tipps waren offensicht­lich perfekt, denn der SV Ringingen landeten auch ohne seinen Cheftraine­r an der Seitenlini­e mit dem 2:0-Erfolg den siebten Sieg im siebten Spiel und baute seinen Vorsprung an der Tabellensp­itze auf sechs Punkte aus.

Und Joachim Oliveira musste auch auf das Live-Erlebnis des Auftritts seiner Jungs nicht ganz verzichten: „Meine Frau war dabei und hat das Spiel teilweise über Facetime für mich übertragen. Aber diese Methode ist natürlich mehr ein Gimmick.“Trotzdem kann sich Oliveira vorstellen, auch künftig auf Videoaufna­hmen für seine Trainerarb­eit zu setzen: „Unabhängig von Corona denken wir im Verein schon länger darüber nach, unsere Spiele aufzuzeich­nen. Das hilft hinterher bei der Analyse. Wir wollen das Ganze einfach ein bisschen profession­eller aufziehen.“Bis zum Heimspiel am kommenden Sonntag gegen den SV Dürmenting­en dürfte es mit der Profession­alisierung aber noch nicht ganz klappen. „Das macht nichts, aber ich vertraue da ganz meinem Trainertea­m und der Mannschaft.“Und ein bisschen „spicken“mittels Gimmick ist ja vielleicht auch wieder drin.

Natürlich hat Oliveiras Quarantäne nicht nur sportliche, sondern auch berufliche und private Auswirkung­en – wenn auch geringere. Im Job konnte der Angestellt­e eines Pharmaunte­rnehmens immerhin recht kurzfristi­g auf Homeoffice umsatteln („Ein Kollege hat mir Laptop und Unterlagen vors Haus gestellt“), und familiär geht alles seinen relativ normalen Gang. „Das Gesundheit­samt hat zwar empfohlen, dass ich mich in ein Extra-Zimmer zurückzieh­en und nach Möglichkei­t ein zweites Bad benutzen soll, aber das geht natürlich nicht“, sagt er schmunzeln­d. Die beiden erwachsene­n Söhne (20 und 23) gehen ganz normal zur Ausbildung beziehungs­weise Schule und auch ins Fußballtra­ining – beide kicken ebenfalls beim SV Ringingen –, und seine Frau geht weiterhin zur Arbeit. Ihr Job – sie ist in der Pflege tätig – ist freilich mit ein Grund, weshalb Joachim Oliveira sich gerne schon vergangene Woche auf Corona testen lassen wollte. „Ich habe zwar null Symptome und bin überzeugt, dass ich das Virus nicht habe“, sagt er. „Trotzdem ist mir und meiner Frau der Test wichtig. Aber der Arzt sagte, ohne Anordnung des Gesundheit­samts kann er das nicht machen. Deshalb bin ich jetzt hinterher, dass ich diese Anordnung endlich kriege“, ist Oliveira zumindest diesbezügl­ich ein wenig verschnupf­t.

Auch nicht gerade erfreut ist der Betreiber des Fitnesstud­ios, wenngleich er Verständni­s für die Maßnahme des Gesundheit­samts hat. „Zum Glück ist nur etwa eine Handvoll Kunden von der Quarantäne betroffen, da um diese Zeit auch nicht so viel los war“, sagt er. Und gewinnt dam Ganzen auch etwas Positives ab: „Das war jetzt ein guter Test, ob die Besucherre­gistrierun­g und die Nachverfol­gung klappt. Und das hat ganz gut funktionie­rt.“

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FOTO: SCHERWINSK­I Ringingens Trainer Joachim Oliveira (mit Block) muss sich seine Notizen derzeit zu Hause machen.

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