„Denke, dass das echt ein Fehler war“
Im Videointerview spricht Biberachs OB-Kandidat über seine Ziele und die Reichstags-Aktion
BIBERACH (gem) - Was bewegt Martin Kuhnke, bei der OB-Wahl am 18. Oktober gegen Amtsinhaber Norbert Zeidler anzutreten? Das hat der 32-jährige selbstständige Dienstleister in einem rund 30-minütigen Videointerview mit SZ-Redaktionsleiter Gerd Mägerle erläutert. Darin nimmt Kuhnke auch ausführlich Stellung zu seiner Anwesenheit beim sogenannten Sturm auf den Reichstag am 29. August in Berlin.
Die SZ hatte ihre Leser vorab aufgerufen, Fragen an die OB-Kandidaten zu mailen. Der Großteil der Fragen an Martin Kuhnke beschäftigten sich mit seiner Motivation, bei der Aktion vor dem Reichstag dabei zusein. Er habe sich inzwischen intensiv Gedanken über sein Verhalten dort gemacht, „und ich denke mir, dass das echt ein Fehler war“, so Kuhnke. Er sei nach Berlin gefahren, weil er sich durch die Berichterstattung über die vorausgegangene Demo am 1. August in den öffentlichrechtlichen Medien nicht allumfassend informiert gefühlt habe. „Ich wollte das vor Ort für mich abgleichen.“Als er vor dem Reichstag etwas gegessen habe, habe er sich von der dortigen Dynamik mitreißen lassen, weil erbefürchtet habe, von den Leuten „überrannt“zu werden. Dass er nicht zur Seite abgebogen sei, dafür habe ihm wohl ein Stück Lebenserfahrung gefehlt, so Kuhnke. Das werde ihm nicht wieder passieren. Seine Motivation zur OB-Wahl anzutreten, begründet der 32-Jährige damit, dass es mehrere Kandidaten brauche, damit eine Wahl authentisch ist. Inhaltlich fordert er unter anderem eine Beratungsstelle für Frauen und Kinder, die Opfer von sexualisierter Gewalt geworden sind. Diese Gesellschaftsgruppe werde vom bisherigen OB „nicht repräsentativ beachtet“, so Kuhnke.
Im Bereich des ÖPNV macht er sich für eine höhere Taktdichte an Bussen vor allem abends, nachts und am Wochenende stark. Auch ein CarSharing-System oder kurzfristig verfügbare Anruf-Sammeltaxis könnten hier helfen. Kuhnke kritisiert, dass die Stadt die Bürger über ihre Mitteilungskanäle zu kurzfristig informiere. „Sie setzt damit diejenigen unter Druck, die sich engagieren wollen.“Auf eine Leserfrage, wie seine Vision für den Biberacher Marktplatz aussieht, regt der 32-Jährige an, dort mehr Raum für Kunst oder auch öffentliche Gesprächsrunden und Vorträge zu ermöglichen. Beim Radwegenetz spricht sich Kuhnke für breitere Radwege in der Stadt aus und nennt als Beispiel dafür Hannover.
Fähigkeiten für die Leitung einer Verwaltung bringe er durch sein Projektmanangementstudium mit, ebenfalls durch eine halbjährige Tätigkeit als Projektmanager bei der Stadtverwaltung Saarbrücken.
Das Videointerview mit Martin Kuhnke gibt es unter
Auf Schwäbische.de folgt heute Abend auch ein Videointerview mit Norbert Zeidler.