Mögliches Brüder-Duell im Pokal-Derby
Zwischen den Pokal-Viertelfinalisten SSV Ehingen-Süd und SSV Ulm 1846 Fußball gibt es manche Bande, doch keine ist so eng wie die zwischen Süds offensivem Mittelfeldspieler Filip Sapina und Ulms defensivem Mittelfeldmann Vinko. Ob die Brüder am Dienstag auf dem Rasen des Ulmer Donaustadions aufeinandertreffen, dürfte aber davon abhängen, ob Vinko Sapina spielt – bei den bisher vier Auftritten der Spatzen im laufenden Wettbewerb kam der 25-Jährige, in der Regionalliga Stammkraft, nur in Runde zwei gegen Eschach (8:0) zum Einsatz, erzielte ein Tor. Filip Sapina dagegen dürfte von Anfang an spielen; darauf deutet hin, dass der 28-Jährige gegen Neckarrems zunächst auf der Bank blieb und spät eingewechselt wurde. Im Pokal-Achtelfinale gegen Ilshofen hatte er von Beginn an gespielt und mit zwei Treffern zum Weiterkommen der Kirchbierlinger beigetragen.
Die Vorfreude ist riesig bei den Sapinas – bei Filip und Vinko, die ein sehr gutes Verhältnis zueinander haben und zudem mit Spielern der jeweils anderen Mannschaft befreundet sind, aber auch bei Mutter und Vater Sapina. Sie sind regelmäßig im Ulmer Donaustadion und auf dem Sportplatz in Kirchbierlingen – manchmal sogar an einem Tag an beiden Orten. „Wenn Ulm um 14 Uhr spielt und wir um 15.30 Uhr, schauen die Eltern einen Teil von Vinkos Spiel an und danach einen Teil von unserem.“Entspannter ist es aber, wenn beide Teams an unterschiedlichen Tagen spielen – zudem haben dann auch die Brüder die Gelegenheit, beim anderen zuzuschauen. Klar ist: Ohne Fußball geht es nicht im Hause Sapina – weder für Filip noch für Vinko und auch nicht für deren Eltern. „Als es im Frühjahr keine Spiele gab, fehlte ihnen etwas, genauso wie uns“, sagt Filip Sapina.
Seit wenigen Monaten rollt der Ball wieder, und als Süd Ende August den TSV Ilshofen im Achtelfinale schlug, waren die Eltern Sapina und Vinko Augenzeugen. Nach Spielende flachsten die Brüder, wie es wäre, wenn das Los beide Mannschaften zusammenführen würde. Nun ist es soweit. „Ich hatte es gehofft, es ist ein Wunschlos für uns“, sagt Filip. Vinko freut sich ebenfalls auf die Begegnung, „auch weil ich viel von der Mannschaft von Süd halte“. Für die seit 2016 im WFV-Pokal ungeschlagenen Spatzen ist das Aufeinandertreffen mit einem Verbandsligisten
zwar eine Aufgabe, die ein ambitionierter Regionalligist erledigen sollte („Nüchtern betrachtet muss ein Pflichtsieg her“), für Vinko Sapina und einige seiner Teamkollegen – wie den Dettinger Thomas Geyer oder den mit Filip Sapina befreundeten Johannes Reichert – ist es aber doch ein wenig mehr. „Es ist kein Spiel wie jedes andere, weil ein Bezug zueinander da ist“, sagt Vinko. „Auch haben sich viele Leute aus unserem Umfeld gemeldet, weil sie eine Karte wollten.“
Sollten beide Brüder spielen, wären Zweikämpfe unvermeidlich: „Vinko spielt auf der sechs, ich meist auf der zehn, es wäre ein direktes Duell“, sagt Filip, der hofft, dass sein jüngerer Bruder bei der Aufstellung der Spatzen berücksichtigt wird. „Das würde mich freuen, aber Ulm hat einen Riesenkader und drei Tage später das Topspiel gegen Offenbach. Da wird der Trainer wohl ein paar Spieler schonen.“Auch Vinko wusste zumindest am Wochenende noch nicht, ob er am Dienstag in der Startelf oder überhaupt im Kader sein wird. „Ich habe aber die Befürchtung, nicht zu spielen, wenn der Trainer die Möglichkeit hat, zu rotieren“, sagt der 25-Jährige.
Reizen würde das Spiel Vinko Sapina natürlich schon. Die Entwicklung des SSV Ehingen-Süd verfolgt er, seit sein älterer Bruder 2017 dorthin wechselte. „Die Offensivqualität ist richtig gut, was an der ganzen Mannschaft liegt. Süd hat gute Einzelspieler, einen guten Trainer, spielt richtig guten Fußball“, so Vinko Sapina, der seine Beschreibung mit einem bemerkenswerten Satz beendet. „Von der Qualität her kann man die Mannschaft auch als Oberligisten sehen.“
Filip Sapina spart bei der Charakterisierung des Gegners ebenfalls nicht mit Lob. An den Spatzen gefalle ihm vor allem das Pressing. „Wenn sie es spielen und es funktioniert, ist es überragend“, sagt der 28-Jährige, der zudem das Passspiel des Regionalligisten mit teils „herausragenden Kombinationen“hervorhebt. Filip Sapina hofft jedoch, dass dieses Passspiel am Dienstag Mängel aufweist, dass sich die Spatzen Schwächen erlauben, die dem Außenseiter aus Kirchbierlingen Chancen eröffnen. „Vielleicht läuft es bei Ulm nicht so“, sagt er. „Ich hoffe für uns auf einen richtig guten Abend und würde mir einen Sieg wünschen. Genauso werde ich auch ins Spiel gehen und alles raushauen.“(aw)