Professorin und ihre Schüler stellen aus
Cordula Güdemann zeigt eigene Werke und die ihrer Studenten aus 25 Jahren
●
MOCHENTAL - Ein weites Spektrum der Kunst erleben können die Besucher derzeit auf Schloss Mochental. Professorin Cordula Güdemann von der Stuttgarter Akademie für Kunst zeigt ihre eigenen in den vergangenen sechs Jahren entstandenen Arbeiten sowie die ihrer 22 begabtesten Studenten aus 25 Jahren Lehrtätigkeit. „Ein Hochgenuss“, versprach Galerist Ewald Schrade seinen Gästen bei der Begrüßung.
„Bilder aus der Farbe“hat Cordula Güdemann ihre Bilder in der Ausstellung betitelt. Und diese Farben nehmen den Betrachter sofort gefangen, mit kräftigem Pinselstrich großzügig auf teilweise sehr großformatigen Bildern hat die Künstlerin sie angewendet. Die Ölfarben bieten ihr so viele Möglichkeiten, sagte sie, man kann mit ihnen von pastös bis filigran variieren, und diese Möglichkeiten schöpft Cordula Güdemann voll aus. Doch auch wenn sie mit Schwarz, Weiß und Grau agiert, wirkt das ungeheuer eindrucksvoll, manchmal sogar beklemmend, auch das ist in der Ausstellung zu sehen. „
Ich gehe vom Gegenständlichen weg und lasse trotzdem den Gegenstand erkennen“, sagte die Künstlerin. Sie gilt als eine herausragende Vertreterin der Gegenwartsmalerei: Die Stuttgarter Professorin hat einen Stil geprägt, der auf die nachfolgende Generation gewirkt hat. Zusammen mit ihr zeigt Schrade Arbeiten von 22 ihrer Studenten aus 25 Jahren und damit auch die ganze Vielfältigkeit der Lehrtätigkeit von Cordula Güdemann. „Ich mache keine Vorgaben, wir begleiten unsere Studenten bei dem, was sie lernen wollen. Jeder entscheidet, was er macht“, sagte sie der SZ.
Und das ist so unterschiedlich wie es nur irgend sein kann. Alessia Schuth im angrenzenden Raum hat im Februar ihr Diplom gemacht, sie arbeitet mit Thermoplast auf Leinwand.
Ihre Arbeiten scheinen durch diese Technik im Raum zu schweben. Mit der Frau in den unterschiedlichen Kulturen spielt sie mit ihrer Frauengestalt aufgrund ihrer besonderen Technik wie aus dünnem Drahtgeflecht.
Fotografisch künstlerisch beleuchtet hat Fabian Holzwarth die Plätze des Anschlages von Hanau vor einer Sisha-Bar, beklemmend wie er mit Schwarzweiß Bildern die Stimmung dort eingefangen hat. Anna Huxels Bilder überlassen dem Betrachter mannigfache Deutungen, sie legt ihnen biblische Worte zugrunde. Inspiriert durch Tintoretto hat sie ihr Werk „Volltreffer“nach dem Johanneswort „das Wort wird Fleisch“.
„Es ist wie ein philosophischer Ansatz, mit dem ich umgehe, ich habe Farben mit Neonpigmenten versetzt und gehe so in Konfrontation mit dem Betrachter“, erklärte sie der SZ. Im Hubertussaal hat die Bildhauerin und Malerin Weirang Wang ihre „verbrannte Erde“installiert. Mit den verbrannten Büchern auf dem braunen
Erdreich will sie ein Zeichen setzten für die Unfreiheit der Intellektuellen in allen Kulturen, erklärte ihre Professorin. Noch bedrückende sind ihre Augen in der Menschenmenge, die diese Menschenmenge zu durchdringen scheinen, spontan fällt dem Betrachter dazu der Satz von George Orwell ein „Big Brother is watching you“. Xianwei Zhu ist kein Unbekannter in Mochental, hat 2018 den Spiegler Preis der Galerie und der Stadt Ehingen gewonnen. Seine Landschaften haben so viel Tiefe und lassen dem Betrachter viel Spielraum für eigene Gedanken.
Hochbegabt aus dem Kreis der Schüler ist mit Sicherheit Tesfaye Urgessa, ein Senkrechtstarter aus Äthiopien, dessen Arbeiten schon in den Uffizien ausgestellt wurden. Mit erdigen afrikanischen Farben wirken seine Körper und Gliedmaßen wie die Figuren eines Marionettentheaters, über die ein Regisseur bestimmt, heißt es im Katalog.
Riesig im Format und bedrückend in der Aussage ist das Aquarell von Arthur Metz „Berliner U-Bahn. Stimmungen will der Künstler einfangen, am Stuttgarter Killesberg ebenso wie im Konzert oder unter dem Smoghimmel Chinas. „Man spürt seine Sehnsucht nach Harmonie aber sieht auch die Gefahr“, erklärte die Professorin. Jinjoo Lee hat die skandalöse Massentierhaltung zum Thema ihrer Aquarelle mit Kugelschreibertätowierungen gemacht. Schon vorher hat Jinjoo Lee in ihren Werken mit der Kuscheltierhaltung aufgeräumt und auf den brutalen Umgang mit der Kreatur hingewiesen so wie eine ganze Herde direkt in den 24-Stunden Schnellimbiss hineingetrieben wird.
Alle elf Frauen und elf Männer haben sich bei Cordula Güdemann auf ihre ganz eigene Art weiter entwickeln können, die Ausstellung ist ein eindrucksvolles Dokument über die Vielseitigkeit der Ausbildung bei der Professorin der Stuttgarter Akademie. Die Ausstellung ist bis zum 15. November in Mochental zu sehen.