Wenn Ideen abheben
Wettbewerb um unkonventionelle Erfindungen beendet
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ULM - Mit Spott und Häme scheiterte einst der Schneider von Ulm mit seinem Versuch, die Donau fliegend zu überqueren. Dennoch war Albrecht Ludwig Berblinger als Pionier der Lüfte mit seinem Fluggleiter im Jahr 1811 seiner Zeit voraus. Um innovative Erfinder der Gegenwart nicht baden gehen zu lassen, sondern sie zu fördern, haben die Verantwortlichen der Ulmer Kulturabteilung einen Wettbewerb ins Leben gerufen, um Forscher, Tüftler und Freigeister mit ihren unkonventionellen Ideen zu fördern. „Test-Test-Contest“lautet der etwas sperrige Titel der Veranstaltung. Es kam wirklich manch Erstaunliches zusammen.
Gesucht wurden Unterstützer, die bereit sind, für zukunftsträchtige Erfindungen Geld zu spenden. Das Finale zum Contest fand nun im Foyer des Museums Ulm statt. Doch wollten die Veranstalter offenbar ein Zeichen für die digitale Präsentation der Zukunft setzen und übertrugen das Event auch via Internet. Weder Denkverbote noch wirtschaftliche Kriterien sollten die Erfinder in ihren innovativen Gedanken und Ideen binden. Insgesamt 56 Einreichungen kamen ins Kulturamt. Mit dabei auch der Vorschlag eines Erfinderduos, das den Judenhof mit blauer Folie auskleiden wollte, um die etwaigen Folgen des Klimawandels aufzuzeigen.
Auch eine Kunstaktion, mit der durch verwobene Fahrradschläuche unterschiedliche Alltagsgegenstände wiederverwertet werden sollen, war unter den Vorschlägen zu finden. Jedoch wollten sich für solche Ideen keine Unterstützer finden lassen. Besser kam beim Publikum die Idee von Friedrich Björn Grimm an. Der Professor für Architektur wollte mit seinem Strömungskonverter die Energiegewinnung revolutionieren. Mit rotierenden Türmen, die bis zu 400 Metern in den Himmel ragen, soll durch Windkraft Strom erzeugt werden. Mit einer Videoanimation demonstrierte Grimm, wie das Bauwerk auf dem Ulmer Marktplatz aussehen könnte. Skeptikern erklärte er selbstbewusst, dass dieses Gebilde zwar zunächst Kritiker auf den Plan rufen würde, später jedoch auch ein Tourismusmagnet werden könnte.
Als ein Gewinner der Herzen verließ der Schweizer Rolf Noti mit seinem multifunktionalen Solardach den Wettbewerb: Mit Warmluft aus Erdkollektoren und der Abluft aus dem
Gebäude sollen im Winter Solardächer beheizt und damit von Schnee freigehalten werden. Mit einem Fallschirm trat Noti vor sein Publikum: „Ich bin zwar nicht so genial wie Berblinger, doch kann ich weiter fliegen“, sagte er. Geld will derweil der Wissenschaftler mit seinem Projekt nicht verdienen, wie er sagt: „Ich kenne mit meinen 66 Jahren genug Steuererklärungen von reichen Menschen, das muss ich mir nicht mehr antun.“Stattdessen sei es ihm wichtiger, dass seine Idee von so vielen Bauherrn wie möglich genutzt werden würde.
Als „Future Dreams“haben Anna Mönnich, Jennifer Fritz und Mark Klawikowski aus Neu-Ulm ihr Projekt vorgestellt. Dahinter steckt ein animiertes Lernabenteuer für Mädchen zwischen acht bis zwölf Jahren. „Wir wollen spielerisch an digitale und technische Themen heranführen“, erklärte Mönnich. „Kranya“heißt der animierte Roboter als Hauptfigur im Film, mit dem die Kinder spannende Abenteuer lösen sollen. Insgesamt 73 Unterstützer wollen das Projekt mit mehr als 6000 Euro finanzieren. Damit hat das Erfinder-Team sein selbst gestecktes Ziel von 5000 Euro noch übertroffen.
Sieger jedoch wurden Philip und Sascha Rose mit „Roko“-Farming. Die Idee ist, eine automatische und kontinuierliche Produktionsanlage für pflanzliche Erzeugnisse zu entwickeln. Die Pflanzen werden auf einem Rohrsystem im Kreis gefahren und können so nacheinander geerntet werden und das Ganze vertikal. Sie werden auf übereinander angeordneten Ebenen gepflanzt und kultiviert. Die Roko-Farming-Methode wurde als nachhaltig und umweltverträglich gelobt. Die Sieger können nun mit dem Preisgeld in Höhe von 7201 Euro die Umsetzung ihres Projekts angehen.