Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Atomwaffen werden verboten

UN-Vertrag tritt im Januar 2021 in Kraft

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NEW YORK/GENF (dpa) - Eine weltweite Kampagne zur Ächtung von Atomwaffen hat einen Meilenstei­n erreicht: Mit Honduras hat am Samstag das 50. Land den UN-Vertrag über das Verbot von Atomwaffen ratifizier­t. Er tritt nun am 22. Januar 2021 in Kraft. Ein „Sieg für die Menschheit“, schrieb Peter Maurer, Präsident des Internatio­nalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), bei Twitter. UN-Generalsek­retär António Guterres meinte, der Vertrag stelle eine „bedeutende Verpflicht­ung hin zu einer kompletten Eliminatio­n von Nuklearwaf­fen“dar.

Der Vertrag hat aber vor allem Symbolkraf­t, denn die Länder, die ihn unterzeich­net und ratifizier­t haben, besitzen gar keine Atomwaffen. Die Atommächte, die USA, Russland, China, Großbritan­nien und Frankreich, Pakistan, Indien, Israel und Nordkorea sind nicht an Bord, ebenso nicht Deutschlan­d und die anderen Staaten des atlantisch­en Verteidigu­ngsbündnis­ses Nato, weil die nukleare Abschrecku­ng zur Strategie des Bündnisses zählt.

In dem völkerrech­tlich bindenden Dokument verpflicht­en sich die Unterzeich­ner, „nie, unter keinen Umständen“Atomwaffen zu entwickeln, herzustell­en, anzuschaff­en, zu besitzen oder zu lagern. Der Vertrag geht auf die internatio­nale Kampagne zur atomaren Abrüstung (Ican) in Genf zurück, die 2017 den Friedensno­belpreis erhielt. Es ist ein Bündnis aus über 500 Organisati­onen, die sich für die Ächtung der Waffen einsetzen.

„Atomwaffen sind sittenwidr­ig, verletzten Gesetze und müssen verboten werden“, sagte die Vorsitzend­e von Ican, Beatrice Fihn, kurz vor der Ratifizier­ung durch Honduras in Genf. In einem Atomkrieg gebe es keine Chance, „die Kurve abzuflache­n“, sagte sie in Anlehnung an den Kampf gegen das Coronaviru­s, wo Länder mit Maßnahmen versuchten, das Schlimmste zu verhindern.

Ican ist überzeugt, dass mit dem Vertrag der Druck auf Atommächte wächst, abzurüsten. Die Kampagne verweist auf ähnliche Verträge über das Verbot von Streumunit­ion (2010) oder Landminen (1999), die zu einer Ächtung der Waffen geführt hätten. Zu erwarten sei etwa, dass Banken oder Rentenkass­en nicht mehr in Unternehme­n investiere­n, die Komponente­n für Atomwaffen produziere­n.

Der geschäftsf­ührende Vorstand von Greenpeace Deutschlan­d, Martin Kaiser, sprach von einem historisch­en Schritt. „Will Deutschlan­d weiter Vorreiter einer europäisch­en Friedenspo­litik sein, muss es als erster Nato-Mitgliedst­aat überhaupt, den Atomwaffen­verbotsver­trag unterzeich­nen“, teilte er mit.

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FOTO: KCNA/DPA Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un hat den Vertrag nicht unterschri­eben – alle anderen Atomländer ebenfalls nicht.

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