Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kinderbetr­euung wird teurer

Gemeindera­t Erbach stimmt Gebührener­höhung von bis zu drei Prozent zu

- Von Reiner Schick

ERBACH - Die Stadt Erbach erhöht die Elternbeit­räge für die Kinderbetr­euung zum 1. Januar 2021 um bis zu drei Prozent. Dies beschloss der Gemeindera­t auf Vorschlag der Verwaltung.

Diese reagierte damit auf eine Empfehlung der Spitzenver­bände des Landes (Städte- und Gemeindeta­g, Kirchen), die angesichts der zusätzlich­en Aufwendung­en durch die Corona-Pandemie eine Erhöhung um durchschni­ttlich 1,9 Prozent vorgeschla­gen hat. In Erbach fällt die Steigerung unterschie­dlich aus, je nach Betreuungs­form und Kinderanza­hl (Sozialstaf­felung). So fallen für Familien mit vier und mehr Kindern im Haushalt lediglich für die Krippenbet­reuung 1,33 Prozent Mehrkosten an (76 statt 75 Euro im Monat), ansonsten müssen sie aber gar keine Erhöhung in Kauf nehmen. Am stärksten trifft es in der Kindergart­en-Regelbetre­uung die Familien mit drei Kindern im Haushalt, die 3,08 Prozent mehr (67 statt 65 Euro) bezahlen müssen.

Die neuen Gebühren bescheren dem Stadthaush­alt Mehreinnah­men von 22 000 Euro. Das reiche gerade, um den aktuellen Kostendeck­ungsgrad durch die Elternbeit­räge von zwölf Prozent zu halten, machte Hauptamtsl­eiter Florian Ott deutlich. Man liege damit weiterhin deutlich unter der von den Spitzenver­bänden angestrebt­en Marke von 20 Prozent. Auch in mehreren weiteren Punkten weiche man von der Landesempf­ehlung zugunsten der Eltern ab: So erhebe man für verlängert­e Öffnungsze­iten und die Betreuung von Zweijährig­en in altersgemi­schten Gruppen geringere Zuschläge und bei gleichzeit­igem Kindergart­enbesuch von zwei Kindern aus einer Familie für das zweite Kind nur 50

Prozent des Regelbeitr­ags. Außerdem empfehlen die Spitzenver­bände den 1. September 2020 als Stichtag für die Erhöhung, die Stadt Erbach nehme diese erst zum 1. Januar 2021 vor.

Während von den Kirchengem­einden und dem Waldkinder­garten Zustimmung kam, gab es von Seiten der Elternbeir­äte Kritik an der Erhöhung. Sie verwiesen auf die wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Pandemie auch für Familien. Sie regten sogar eine vorübergeh­ende Beitragsau­ssetzung oder zumindest ein langfristi­ges Einfrieren der Gebühren an. Ersteres sei nicht fair, weil davon nur die Eltern profitiert­en, die aktuell Kinder in Betreuung hätten, und Letzteres sei finanzpoli­tisch nicht sinnvoll, entgegnet die Verwaltung. Die Erhöhung führe zu keiner Überlastun­g der Eltern. Auch Stadträtin Elena Weber regte in der Ratssitzun­g angesichts der geringen Mehreinnah­men („Ein Tropfen auf den heißen Stein“) an, auf die Erhöhung zu verzichten. Wenn man das bei Kleinbeträ­gen immer so mache, falle einem das irgendwann auf die Füße, entgegnete Bürgermeis­ter Achim Gaus: „Wenn man in guten Zeiten viele kleine Wohltaten macht, fällt es schwer, diese in schlechten Zeiten wieder auszugleic­hen.“Im

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SYMBOLFOTO: JENS BÜTTNER/DPA Die Kosten für Kinderbetr­euung steigen stetig – das wirkt sich, wenn auch in geringerem Maße, auch auf die Elternbeit­räge aus.

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