Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der selbstlose Rekordjäge­r

Dreierpack­er Robert Lewandowsk­i sorgt für die nächste Bayern-Gala – Sorgen um Davies

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - In den nächsten zwei Wochen leben die Bayern-Profis quasi aus dem Koffer. Vier Auswärtssp­iele hintereina­nder stehen an: Am Dienstag (18.55/DAZN) in der Champions League in Moskau, dann geht’s zum sieglosen 1. FC Köln. Schließlic­h wieder Königsklas­se in Salzburg (immerhin per rund eineinhalb­stündiger Busfahrt zu erreichen) und am

7. November folgt der deutsche Clásico bei Borussia Dortmund. Diese Kuriosität des Spielplans hat ausnahmswe­ise nichts mit der CoronaPand­emie zu tun, fordert aufgrund der Umstände jedoch ein Höchstmaß an Organisati­on. Dazu kommt: Trainer Hansi Flick wird erst an den Spieltagen herausfind­en, wen er tatsächlic­h einsetzen kann – nachdem die Ergebnisse der jeweiligen Testreihen auf das Coronaviru­s eingetroff­en sind.

Klar ist seit diesem Wochenende, dass der FC Bayern München bis Jahresende ohne Linksverte­idiger Alphonso Davies (19) auskommen muss. Der kanadische Nationalsp­ieler war beim 5:0 gegen Eintracht Frankfurt bereits in der zweiten Spielminut­e ohne Fremdeinwi­rkung umgeknickt und erlitt einen Bänderriss sowie den Anriss eines weiteren Bandes am rechten Fuß. „Der Ausfall tut weh“, sagte Flick. Um den Senkrechts­tarter der vergangene­n Saison zu ersetzen, werde man „ein bisschen kreativ“sein müssen, so der Choach. Improvisat­ionstalent und Flexibilit­ät sind ohnehin die Zutaten dieser terminlich dichtgedrä­ngten Saison. Davies' Unfall war der einzig negative Aspekt dieses Oktobernac­hmittags aus Münchner Sicht.

Denn die Triple-Sieger sind schon wieder dermaßen im Flow, haben einen derartig stabilen Lauf, dass selbst das Fehlen des positiv auf Corona getesteten Serge Gnabry weder gegen die Hessen noch drei Tage zuvor beim formidable­n 4:0 zum Auftakt der Champions-League-Gruppenpha­se gegen Atlético Madrid ins Gewicht fiel. Wobei der Nationalsp­ieler nach dem positiven Ergebnis am Dienstag, das den Verein 24 Stunden vor dem Match in der Königsklas­se in helle Aufregung versetzte, mittlerwei­le zweimal negativ getestet wurde. „Es kann auch sein, dass Serge einer der wenigen Fälle ist, die falsch positiv getestet wurden“, erklärte Flick. Zum Spiel bei Lokomotive in der Moskauer RŽD-Arena wird Gnabry auf jeden Fall mitreisen, nachdem er vorzeitig aus der Quarantäne entlassen wurde. Verrückte Zeiten, für Flick aber „kein Grund zum Jammern“.

Warum sollte er auch? Gnabry hält sich in Quarantäne fit, bekommt nebenbei eine alles andere als schädliche Pause während die Kollegen von Sieg zu Sieg (29 in den letzten 30 Pflichtspi­elen) und Torfestiva­l zu Torfestiva­l eilen. Gegen Atlético war

„Es kann auch sein, dass Serge einer der wenigen Fälle ist, die falsch positiv getestet wurden.“Hansi Flick

Kingsley Coman mit zwei Treffern und einer Vorlage der Spieler der Partie, gegen die Eintracht – wieder einmal – Robert Lewandowsk­i. Mit seinem Dreierpack (ein Tor mit links erzielt, eins per Kopf, eins mit rechts) schraubte der Unwiderste­hliche sein Torkonto nach fünf Spieltagen auf zehn. In 58 Jahren Bundesliga erreichte zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison noch kein Spieler diese Marke. Der früher eher egozentris­che Mittelstür­mer, mittlerwei­le mehr und mehr Teamplayer, meinte dazu: „Ist mir nicht so wichtig. Ich bin eher auf die Mannschaft und das Spiel fokussiert.“

Dennoch: Lewandowsk­is Produktion­szahl

liegt aktuell bei zwei pro Partie. Behält der Pole diese Quote bei, stünde er am Saisonende bei 68 Treffern. Unrealisti­sch klar – aber die einst vermeintli­ch auf ewig zementiert­e Bestmarke von Gerd Müller (40 Tore in der Saison 1971/72) scheint in Reichweite. „Nicht mein Ziel“, so der 32-Jährige selbstlos, „die Mannschaft braucht mich nicht nur als Stürmer, sondern auch meine Spielweise.“

Die wiederum ist dominant und zielstrebi­g wie in der Endphase der Triple-Saison, zusätzlich garniert mit Ballergara­ntie. 21 Treffer nach fünf Spieltagen – noch ein Bundesliga-Rekord. Dass Leroy Sané bei seinem Comeback nach vierwöchig­er Verletzung­spause kurz nach seiner Einwechslu­ng ein sehenswert­es Tor à la Arjen Robben erzielte, geriet sogar zur Randnotiz. Beinahe alles rundum positiv bei diesen Bayern.

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FOTO: CHRISTOF STACHE/AFP Rekordmann Robert Lewandowsk­i gab bei seiner Drei-Tore-Gala auch beim Jubeln alles.

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