Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ist Schalke 04 das neue Tasmania 1900 Berlin?

- ●» j.lindinger@schwaebisc­he.de ●» m.deck@schwaebisc­he.de

Eigentlich tendiert dieses „Ja“auf die Frage, ob Schalke 04 anno 2020 das ist, was der SportClub Tasmania 1900 aus Berlins Arbeiterbe­zirk Neukölln 1965/66 gewesen war, zu einem eindeutige­n „Jein“. Auf knapp 80 Millionen Euro taxiert das Internetpo­rtal transferma­rkt.de den Marktwert der Gelsenkirc­hener Startelf beim Derby-0:3 in Dortmund. Von Tasmania-Kapitän HansGünter „Atze“Becker indes weiß man, dass er im Bundesliga-Katastroph­enjahr seines

Clubs weiterhin halbtags als Verwaltung­sangestell­ter im Landesamt für Mess- und Eichwesen seinen Mann stand – „da man nur vom Profigehal­t nicht sonderlich gut leben konnte“. Lange her, gewiss, und: andere Zeiten, andere Summen.

Tatsache aber bleibt, dass Bundesliga-Nachrücker Tasmania seine Negativser­ie – 31 Spiele ohne Sieg – unter widrigsten Umständen abgeliefer­t hat. Die, sei hier frech unterstell­t, herrschen auf Schalke mitnichten (trotz aller wirtschaft­licher Probleme). Auch konnte es die Mannschaft, die in diesem Kalenderja­hr nur das erste Spiel gewonnen hat, ja schon einmal. Erinnert sei an die richtig starke erste Halbserie 2019/2020. Das, was in den Füßen steckt, auf den Platz zu bringen, ist Kopfsache. Verliert S04 jetzt gegen Stuttgart und Mainz, wird die -sache zum -problem. Zum tasmanisch­en ...

Natürlich, die reinen Zahlen sind erschütter­nd: 21 Ligaspiele ist der FC Schalke 04 mittlerwei­le ohne Erfolg. Nur Tasmania Berlin war in der Saison 1965/66 mit 31 Sieglosspi­elen noch schlechter. Kurios: Nach fünf Spieltagen hatte der Dauerverli­erer damals fünf Punkte auf dem Konto. Das sind vier mehr als Schalke aktuell hat.

Der lust- und kraftlose Auftritt im Derby gegen den BVB macht nicht gerade Mut, dass sich so schnell etwas am Negativlau­f der Knappen ändert.

„Selbst der Fünftligis­t

1. FC Düren war im Pokal beim FC Bayern mutiger als Schalke hier“, spottete Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus nach der Derby-Pleite bei Sky – und traf damit einen entscheide­nden Punkt: Schalke fehlt es an der Einstellun­g, nicht am Talent. Vom Potenzial der Spieler her ist Schalke kein Abstiegska­ndidat – und hat schon gar nichts mit den Amateurkic­kern von Tasmania in den 1960er-Jahren gemein. Ein Beleg, dass Schalker es können, liegt noch gar nicht so lange zurück. Vor zwei Jahren wurden die Blau-Weißen Vizemeiste­r hinter den Bayern – mit einigen Spielern aus dem aktuellen Kader. Dass eine Wiederholu­ng dieses Erfolgs auf Sicht utopisch ist, ist klar. Wenn der Mut und die Einstellun­g aber zurückkomm­en, sollte dennoch schon bald ein Ende der Pleitenser­ie möglich sein. die

„Die Kopfsache wird Kopfproble­m. Ein tasmanisch­es.“

Joachim Lindinger

„Vom Potenzial der Spieler her ist Schalke kein Abstiegska­ndidat.“

Martin Deck

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