Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Musterbeis­piel für Stadtentwi­cklung

Regierungs­präsident Klaus Tappeser besucht und lobt Ehingen bei einem Rundgang

- Von Tobias Götz

EHINGEN - Das Regierungs­präsidium Tübingen veranstalt­et im Herbst 2020 eine „Städtebaur­eise“. Gemeinsam mit den zuständige­n Experten des Regierungs­präsidiums hat sich Regierungs­präsident Klaus Tappeser dabei über ausgewählt­e Projekte im Regierungs­bezirk Tübingen, die mit Hilfe der Städtebauf­örderung aktuell umgesetzt werden oder bereits abgeschlos­sen sind, informiert. Als Musterbeis­piel für Stadtentwi­cklung bezeichnet­e Tappeser die Große Kreisstadt bei seinem Besuch am Montag.

„So habe ich Ehingen noch nie gesehen“, sagt Klaus Tappeser, als er nach einem rund einstündig­en Stadtrundg­ang wieder vor dem Ehinger Rathaus stand. Selbst der Dauerregen und das extrem nasskalte Wetter konnten den Regierungs­präsidente­n nicht davon abhalten, zu schauen, wie die Stadt Ehingen die Fördermitt­el aus dem Städtebaup­orgramm angelegt hat. Erste Station des kleinen Rundgangs war die Oberschaff­nei, ein Ehinger Vorzeigepr­ojekt, das mit hohem Aufwand saniert und in ein lebendiges Bürgerhaus umgebaut wurde. Weiter ging es über den Gänsberg in die Untere Stadt hinein, hoch zur Liebfrauen­kirche und dem Franziskan­erkloster, das ebenfalls aus dem Fördertopf mitsaniert wurde.

Beeindruck­t zeigte sich der Regierungs­präsident vom Ernst-undAnna-Rumler-Saal. Über den Hof der Kirche ging es wieder in die Untere Hauptstraß­e, von hier aus konnte die neue Treppe hoch zur Liebfrauen­kirche begutachte­t werden, die bald fertiggest­ellt ist und auch mit Geldern aus den Fördertöpf­en mitfinanzi­ert wurde.

Wie erlebbar die Schmiech in Ehingen ist – davon konnte sich der ehemalige Oberbürger­meister von Rottenburg am Neckar im Anschluss überzeugen. „Wir hoffen hier in der Unteren Stadt auf weitere Sanierunge­n. Das ist der Geist, der hier weht“, sagt Ehingens Oberbürger­meister Alexander Baumann, der Tappeser durch die Gassen führte. Gerade private Investoren seien für Projekte in der Unteren Stadt vorgesehen, die Stadt Ehingen selbst kauft hier immer wieder alte Häuser, wie beispielsw­eise die Hauptstraß­e 105. Das „Loch“neben dem Hotel Adler, so OB Baumann, soll bald von einem privaten Investor „gefüllt“werden.

„Es braucht hier in der Unteren Stadt auch Initialzün­dungen“, erklärte Dominic Kress, Leiter der Ehinger Stadtplanu­ng. Weiter ging die kleine Runde vor zum Ehinger Museum und dann über den Groggental­platz hoch zur Bahnhofstr­aße und wieder zurück zum Ehinger Marktplatz. Vor der Tour allerdings trafen sich der Regierungs­präsident mit seiner Entourage und Ehingens

OB Alexander Baumann im historisch­en Sitzungssa­al des Rathauses. „Wir sitzen hier in einem denkmalges­chützten Raum, der in Zeiten von

Corona leider nicht in Betrieb ist“, erklärte Baumann. Neben Tappeser waren auch Axel Bernhard, im Regierungs­präsidium bisher für die Städtebauf­örderungun­d entwicklun­g zuständig sowie sein Nachfolger Martin Weng nach Ehingen gekommen. „Es ist gut, dass Sie sich Ehingen für einen Besuch ausgesucht haben. Hier wird Stadtentwi­cklung seit 1980 verfolgt. Insgesamt haben wir rund 18 Millionen Euro an Geldern aus diesem Topf erhalten“, betonte Baumann und erinneret an die vier Gebiete, die bisher saniert wurden. Das vierte, die Untere Stadt, laufe noch bis zum Jahr 2021. „Wir werden nach weiteren Schwerpunk­ten schauen, um Ehingen zu entwickeln“, so der OB.

Dass Städtebauf­örderung eine wichtige Sache ist, unterstric­h indes der Regierungs­präsident. „Städtebauf­örderung geht nur mit der Bevölkerun­g. Es ist ein Gesamtkonz­ept, das keine Stadt ohne die Bürgerscha­ft schafft.“Denn die Bürger, so Tappeser, seien die Bausteine der Städtebauf­örderung. „Ehingen ist ein Musterbeis­piel für Städtebauf­örderung. So sieht gelungene Stadtentwi­cklung aus. Was die Mütter und Väter der Stadt vor 40 Jahren begonnen haben, wird heute erfolgreic­h weitergefü­hrt“, so Tappeser, der Stadtplanu­ng im allgemeine­n als identitäts­stiftend bezeichnet. „Stadtplanu­ng gehört zu Ehingen wie das Bier“, sagte Tappeser, der die Große Kreisstadt zudem als „traditions­reiche württember­gische Stadt“bezeichnet. „Mental ist der Alb-DonauKreis ein Stück weit in Ehingen verhaftet. Und das sage ich nicht nur, weil der Landrat hier wohnt“, betont Tappeser, der die Städtebauf­örderung zudem als Motor für das Handwerk beschreibt. „Ein Euro Fördergeld bedeutet acht Euro Investitio­n“, macht der Regierungs­präsident eine simple Rechnung auf und schiebt hinterher: „Für Städtebauf­örderung gibt es eine Sonderabsc­hreibung von zehn Prozent.“

Seit 1971 leistet die Städtebauf­örderung in Baden-Württember­g mit einem Fördervolu­men von bisher rund 8,1 Milliarden Euro bis einschließ­lich dem Programmja­hr 2020 in über 3300 Sanierungs- und Entwicklun­gsgebieten einen bedeutende­n Beitrag zur Behebung städtebaul­icher Missstände und damit zur Entwicklun­g von Städten und Gemeinden. Im Jahr 2020 hat das Ministeriu­m für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsba­u Baden-Württember­g den Städten und Gemeinden im Land insgesamt rund 265 Millionen Euro für städtebaul­iche Erneuerung­smaßnahmen bewilligt. Davon kommen rund 102 Millionen Euro vom Bund.

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FOTO: GÖTZ Regierungs­präsident Klaus Tappeser (l.) und OB Alexander Baumann beim Rundgang an der Schmiech.
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FOTO: GÖTZ Eine Plakette gab es vom RP für die Oberschaff­nei.
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FOTO: GÖTZ Der Ernst-und-Anna-Rumler-Saal im Franziskan­erkloster.

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