Musterbeispiel für Stadtentwicklung
Regierungspräsident Klaus Tappeser besucht und lobt Ehingen bei einem Rundgang
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EHINGEN - Das Regierungspräsidium Tübingen veranstaltet im Herbst 2020 eine „Städtebaureise“. Gemeinsam mit den zuständigen Experten des Regierungspräsidiums hat sich Regierungspräsident Klaus Tappeser dabei über ausgewählte Projekte im Regierungsbezirk Tübingen, die mit Hilfe der Städtebauförderung aktuell umgesetzt werden oder bereits abgeschlossen sind, informiert. Als Musterbeispiel für Stadtentwicklung bezeichnete Tappeser die Große Kreisstadt bei seinem Besuch am Montag.
„So habe ich Ehingen noch nie gesehen“, sagt Klaus Tappeser, als er nach einem rund einstündigen Stadtrundgang wieder vor dem Ehinger Rathaus stand. Selbst der Dauerregen und das extrem nasskalte Wetter konnten den Regierungspräsidenten nicht davon abhalten, zu schauen, wie die Stadt Ehingen die Fördermittel aus dem Städtebauporgramm angelegt hat. Erste Station des kleinen Rundgangs war die Oberschaffnei, ein Ehinger Vorzeigeprojekt, das mit hohem Aufwand saniert und in ein lebendiges Bürgerhaus umgebaut wurde. Weiter ging es über den Gänsberg in die Untere Stadt hinein, hoch zur Liebfrauenkirche und dem Franziskanerkloster, das ebenfalls aus dem Fördertopf mitsaniert wurde.
Beeindruckt zeigte sich der Regierungspräsident vom Ernst-undAnna-Rumler-Saal. Über den Hof der Kirche ging es wieder in die Untere Hauptstraße, von hier aus konnte die neue Treppe hoch zur Liebfrauenkirche begutachtet werden, die bald fertiggestellt ist und auch mit Geldern aus den Fördertöpfen mitfinanziert wurde.
Wie erlebbar die Schmiech in Ehingen ist – davon konnte sich der ehemalige Oberbürgermeister von Rottenburg am Neckar im Anschluss überzeugen. „Wir hoffen hier in der Unteren Stadt auf weitere Sanierungen. Das ist der Geist, der hier weht“, sagt Ehingens Oberbürgermeister Alexander Baumann, der Tappeser durch die Gassen führte. Gerade private Investoren seien für Projekte in der Unteren Stadt vorgesehen, die Stadt Ehingen selbst kauft hier immer wieder alte Häuser, wie beispielsweise die Hauptstraße 105. Das „Loch“neben dem Hotel Adler, so OB Baumann, soll bald von einem privaten Investor „gefüllt“werden.
„Es braucht hier in der Unteren Stadt auch Initialzündungen“, erklärte Dominic Kress, Leiter der Ehinger Stadtplanung. Weiter ging die kleine Runde vor zum Ehinger Museum und dann über den Groggentalplatz hoch zur Bahnhofstraße und wieder zurück zum Ehinger Marktplatz. Vor der Tour allerdings trafen sich der Regierungspräsident mit seiner Entourage und Ehingens
OB Alexander Baumann im historischen Sitzungssaal des Rathauses. „Wir sitzen hier in einem denkmalgeschützten Raum, der in Zeiten von
Corona leider nicht in Betrieb ist“, erklärte Baumann. Neben Tappeser waren auch Axel Bernhard, im Regierungspräsidium bisher für die Städtebauförderungund entwicklung zuständig sowie sein Nachfolger Martin Weng nach Ehingen gekommen. „Es ist gut, dass Sie sich Ehingen für einen Besuch ausgesucht haben. Hier wird Stadtentwicklung seit 1980 verfolgt. Insgesamt haben wir rund 18 Millionen Euro an Geldern aus diesem Topf erhalten“, betonte Baumann und erinneret an die vier Gebiete, die bisher saniert wurden. Das vierte, die Untere Stadt, laufe noch bis zum Jahr 2021. „Wir werden nach weiteren Schwerpunkten schauen, um Ehingen zu entwickeln“, so der OB.
Dass Städtebauförderung eine wichtige Sache ist, unterstrich indes der Regierungspräsident. „Städtebauförderung geht nur mit der Bevölkerung. Es ist ein Gesamtkonzept, das keine Stadt ohne die Bürgerschaft schafft.“Denn die Bürger, so Tappeser, seien die Bausteine der Städtebauförderung. „Ehingen ist ein Musterbeispiel für Städtebauförderung. So sieht gelungene Stadtentwicklung aus. Was die Mütter und Väter der Stadt vor 40 Jahren begonnen haben, wird heute erfolgreich weitergeführt“, so Tappeser, der Stadtplanung im allgemeinen als identitätsstiftend bezeichnet. „Stadtplanung gehört zu Ehingen wie das Bier“, sagte Tappeser, der die Große Kreisstadt zudem als „traditionsreiche württembergische Stadt“bezeichnet. „Mental ist der Alb-DonauKreis ein Stück weit in Ehingen verhaftet. Und das sage ich nicht nur, weil der Landrat hier wohnt“, betont Tappeser, der die Städtebauförderung zudem als Motor für das Handwerk beschreibt. „Ein Euro Fördergeld bedeutet acht Euro Investition“, macht der Regierungspräsident eine simple Rechnung auf und schiebt hinterher: „Für Städtebauförderung gibt es eine Sonderabschreibung von zehn Prozent.“
Seit 1971 leistet die Städtebauförderung in Baden-Württemberg mit einem Fördervolumen von bisher rund 8,1 Milliarden Euro bis einschließlich dem Programmjahr 2020 in über 3300 Sanierungs- und Entwicklungsgebieten einen bedeutenden Beitrag zur Behebung städtebaulicher Missstände und damit zur Entwicklung von Städten und Gemeinden. Im Jahr 2020 hat das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg den Städten und Gemeinden im Land insgesamt rund 265 Millionen Euro für städtebauliche Erneuerungsmaßnahmen bewilligt. Davon kommen rund 102 Millionen Euro vom Bund.