Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Jetzt schon 48 Infizierte im Schlachtho­f

Und es könnten noch mehr werden, so das Gesundheit­samt – Mattheis-Kritik an Union

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ULM (sz) - Das Ulmer Gesundheit­samt hat im Zusammenha­ng mit dem Corona-Ausbruch im Schlachtho­f in Ulm eine Reihentest­ung veranlasst. Sie begann am Sonntag und dauert noch bis einschließ­lich Dienstag.

Wie das Ulmer Gesundheit­samt am Montagaben­d mitteilte, sollen damit alle im Schichtbet­rieb arbeitende­n Angestellt­en „erfasst und getestet“werden. Bislang seien schon 450 der 600 im Betrieb beschäftig­ten Personen getestet worden.

Erste Ergebnisse aus diesen Testungen würden vorliegen. Nach derzeitige­m Stand (Montagaben­d) ist die Zahl der an Covid-19 erkrankten Schlachtho­f-Mitarbeite­r von den bislang bekannten 39 positiven Fällen auf 48 angestiege­n. Da ein Teil der Testergebn­isse noch aussteht, könne sich diese Zahl aber „weiter erhöhen“.

Nach derzeitige­m Kenntnisst­and sei vor allem die Rinderschl­achtung von dem Corona-Ausbruch betroffen. Dieser Bereich wurde von der Geschäftsl­eitung geschlosse­n. Nach Mitteilung des Betriebs wurden die dort eingesetzt­en Beschäftig­ten in die Isolierung in ihre Wohnungen und Unterkünft­e geschickt. Die „Quarantäne­setzung“durch das Gesundheit­samt und die Kontaktper­sonennachv­erfolgung würde „mit Nachdruck“betrieben.

Mittlerwei­le habe sich bestätigt, dass auch andere Betriebsbe­reiche, wie die Schweineve­rarbeitung und in einzelnen Fällen die Qualitätss­icherung, durch positiv getestete Mitarbeite­nde tangiert sind.

„Ehrlich entsetzt“zeigt sich angesichts des Ausbruchs die Ulmer Bundestags­abgeordnet­e Hilde Mattheis (SPD). Sie kritisiert die Union. Denn eigentlich hätte am Donnerstag der Bundestag über das Arbeitssch­utzkontrol­lgesetz zur Begrenzung von Werkverträ­gen in der Fleischind­ustrie und Verbesseru­ng der Arbeitsbed­ingungen in der Branche abstimmen sollen. Doch die CDU/CSU habe den Punkt von der Tagesordnu­ng genommen. Mattheis: „Wir sehen im Schlachtho­f Ulm mit aktuell über 40 Infizierte­n und Ausbrüchen in weiteren Schlachter­eien ähnliche Probleme wie vor einigen Monaten bei Tönnies. Die Koalition hatte gemeinsam vereinbart, deshalb endlich für bessere Arbeitsbed­ingungen klare Regeln einzuziehe­n.“Und nun blockiere die Union an Anliegen kurz vor dem Ziel. Das sei „unverantwo­rtlich gegenüber den Beschäftig­ten in der Branche“.

Auch im Ulmer Schlachtho­f arbeiten laut Mattheis Werkvertra­gsnehmer aus Osteuropa, rund 450. „Wir haben jetzt die Chance, die Arbeitsbed­ingungen

dieser Menschen zu verbessern und die teils mafiösen Strukturen in der deutschen Fleischind­ustrie zu durchbrech­en.“Mit dem Arbeitssch­utzkontrol­lgesetz sollen laut Mattheis die Arbeitsbed­ingungen in der Fleischind­ustrie und darüber hinaus verbessert werden: Werkverträ­ge und Leiharbeit sollen in der Fleischind­ustrie weitgehend verboten werden, Ausnahmen gibt es nur noch für das Fleischerh­andwerk. Die Unterbring­ung in Gemeinscha­ftsunterkü­nften müsse durch den Arbeitgebe­r verbessert werden. Es solle darüber hinaus bundeseinh­eitliche Vorgaben zur Arbeitssch­utzaufsich­t geben und die Kontrollqu­ote bei Unternehme­n erhöht werden.

Aufatmen im Es war am vergangene­n Mittwoch vorsorglic­h geschlosse­n worden, weil eine Mitarbeite­rin auf das Coronaviru­s getestet werden musste. Dieser Verdachtsf­all habe sich allerdings nicht bestätigt; inzwischen liege das negative Testergebn­is vor. Die betroffene Mitarbeite­rin bleibe zur Sicherheit dennoch einige Tage in Quarantäne. Am Dienstag öffnet das Bad wieder seine Pforten.

Ulmer Westbad.

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FOTO: RALF ZWIEBLER In diesem Schlachtho­f in Ulm sind mehrere Mitarbeite­r positiv auf Corona getestet worden.

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