Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Seltene Klänge im Münster Obermarcht­al

Michael Utz stellt Werke süddeutsch­er Komponiste­n dem großen Bach gegenüber

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OBERMARCHT­AL (hog) – Bei seinem Orgelkonze­rt „Fantasia – Bach und süddeutsch­e Orgelmusik“hat der Konzertorg­anist Michael Utz der Holzhey-Orgel im Münster am Samstag selten gehörte Töne entlockt. Mit Werken von Schnizer, Bach, Froberger und Heelein gelang ihm eine dramaturgi­sche Meisterlei­stung, die in „Fantasie und Fuge gMoll“von Bach ihren Höhepunkt fand.

Rund 50 Zuhörer waren gekommen, um letztmals dieses Jahr ein Obermarcht­aler Münsterkon­zert zu erleben, trotz Maskenpfli­cht auch während der Aufführung. „Musik aus der Renaissanc­e- und der Barockzeit für Panflöte und Orgel“, was zunächst für das Wochenende geplant war, ist nun für Ostermonta­g, 5. April, vorgesehen, das ebenfalls angedachte Chor- und Orchesterk­onzert soll im kommenden Sommer nachgeholt werden.

Michael Utz, studierter Kirchenmus­iker und Orchesterl­eiter, ist seit 2003 Kantor an der Abteikirch­e Brauweiler bei Köln.

Sein Programm war eine auf die Obermarcht­aler Holzhey-Orgel zugeschnit­tene klassische Auswahl mit Werken von Bach und süddeutsch­en Komponiste­n. Begonnen hat das Konzert mit „Sonata I C-Dur: Allegro – Minuetto – Trio – Intermezzo – Presto“von Franz Xaver Schnizer (1740-1785). Der in Wurzach geborene Komponist und Organist war früh in seinem Leben Chorknabe im Benediktin­erstift Ottobeuren geworden, wo er die Priesterwe­ihe erhielt, und als Organist, Chorregent und Musikinstr­uktor bis zu seinem Tode wirkte. Dem bislang nur regional bekannten Meister stellte Michael Utz den weltberühm­ten Johann Sebastian Bach (1685-1750) gegenüber, mit den Duetten Nr. 1 e-Moll, Bachwerkev­erzeichnis (BWV) 802 und Nr. 2 FDur, BWV 803. Der barocke Komponist , Kantor, Orgel- und Cembalovir­tuose aus Eisenach tauchte drei Mal im Konzertabl­auf auf, und verband jeweils die Werke der süddeutsch­en Komponiste­n.

Aus deren Reihe folgte der barocke Stuttgarte­r Komponist und Organist Johann Jacob Froberger (16161667) mit seiner Toccata da sonarsi alla Levatione, FbWV 106. „Fantasia“steht für eine freie Kompositio­n, die gleichwohl auch eine Improvisat­ion sein könnte.

Besonders die Elevations­toccaten von Froberger bestechen insoweit durch ihre freien Rhythmen und kühne Harmonik. Dem ließ Michael Utz die Bach-Duette Nr. 3 G-Dur, BWV 804 und Nr. 4 a-Moll, BWV 805 folgen. Das moderne Stück „Fantasia per organo solo“von Steven Heelein aus Schweinfur­t, Jahrgang 1984, leitete über zum Höhepunkt von Johann Sebastian Bach, „Fantasie und Fuge g-Moll“, BWV 542.

Als kleine Zugabe brachte Michael Utz von Karl Josef Jonkisch aus Görlitz dessen Erstes Concerto zu Gehör, hieraus den dritten Satz, mit dem er sein begeistert­es Publikum in einen froh gestimmten Abend entließ. Der Obermarcht­aler Kantor Gregor Simon brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Orgelkonze­rte nach einer knapp sechsmonat­igen Corona geschuldet­en Winterpaus­e fortgesetz­t werden können.

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FOTO: HOG Michael Utz spielte auf der Orgel in Obermarcht­al.

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