Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bildung als Verlierert­hema

- Von Kara Ballarin ●» k.ballarin@schwaebisc­he.de

W● as haben Jogi Löw und Susanne Eisenmann gemeinsam? Mehr als ihr HeimatBund­esland Baden-Württember­g. Den Chefcoach der Fußball-Nationalma­nnschaft beäugen bei jedem Spiel Millionen von Co-Trainern auf der heimischen Couch, die meinen, es besser zu können. Ähnlich verhält es sich mit der Bildung. Millionen von Eltern glauben genau zu wissen, wo es an den Schulen hakt – besser als die Kultusmini­sterin.

Was Löw und Eisenmann also eint: Sie können es nie allen recht machen. Im Fall der Kultusmini­sterin zeigt sich das an den Ergebnisse­n der Allensbach-Umfrage im Auftrag der Regionalze­itungen im Land. Mehr als die Hälfte der Befragten erklärten sich mit der Schulpolit­ik des Landes in der Corona-Krise unzufriede­n. Dreimal so viele Eltern äußerten sich negativ über Eisenmann als positiv.

Sicher, die Ministerin hat in der Krise Fehler gemacht. So kamen manche Änderungen im Schul- und Kita-Betrieb sehr plötzlich. Aktuelles Beispiel: Zwei Tage vor den Herbstferi­en fiel die Maskenpfli­cht auf dem Schulhof. Schulleite­r beklagten richtigerw­eise, dass die Umstellung nach den Ferien gereicht hätte. In Summe hat die Ministerin aber das gemacht, was all ihre Länderkoll­egen in Pandemieze­iten taten: auf Sicht fahren, nachsteuer­n und den Präsenzunt­erricht mit Zähnen und Klauen verteidige­n. Es ist ein Balanceakt in Zeiten ohne Blaupause, bei dem jedes Detail wie Lüften im Klassenzim­mer und Masketrage­n umstritten ist.

Gewinnen kann Eisenmann als Lenkerin des Bildungsbe­triebs in Corona-Zeiten nicht. Die Frage ist vielmehr, wie viel sie verliert. So wird das Amt für sie auf dem Weg zur Landtagswa­hl, zu der sie im März als CDU-Spitzenkan­didatin antritt, zunehmend zum Klotz am Bein.

Eines unterschei­det Löw deutlich von Eisenmann: der Bekannthei­tsgrad. Noch immer ist die Ministerin zu vielen Bürgern unbekannt, wie die Umfrage bestätigt. Wie sie das bis zur Wahl – eingeschrä­nkt durch die Pandemie – ändern will, ist ebenso herausford­ernd wie eine Schulpolit­ik, die die Mehrheit zufriedens­tellt.

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