Demonstrationen und Gewalt in Italien
Unmut über Corona-Maßnahmen – Randale in mehreren Großstädten
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ROM - Mit einem Nothilfepaket von über fünf Milliarden Euro will Italiens Regierung die Folgen der jüngsten Corona-Beschränkungen abfedern – und ruft die Bürger gleichzeitig dazu auf, sich von den gewaltsamen Ausschreitungen bei Protesten gegen die Corona-Regeln zu distanzieren.
Vor wenigen Tagen entschied die Regierung von Ministerpräsident Giuseppe Conte strenge Auflagen zur Eindämmung der Pandemie in Italien. Seit Montag müssen alle Restaurants, Pizzerien und Bars um 18 Uhr schließen. Ab 24 Uhr gilt für das ganze Land eine Ausgangssperre bis 5 Uhr morgens. In Restaurants dürfen nicht mehr als vier Personen an einem Tisch sitzen. Besuche von Nicht-Familienmitgliedern daheim sollten unterbleiben. Auch Kinos, Theater und Konzerthallen sind betroffen.
In allen großen Städten wachen Polizisten und auch Soldaten über die Einhaltung des Verbots von Menschenansammlungen.
Plätze, an denen sich vor allem junge Leute treffen, werden ab 18 Uhr abgeriegelt. Nur die politisch autonome Region Südtirol händelt die Krise anders. Landeshauptmann Arno Kompatscher entschied in offenem Widerspruch zum Regierungsdekret aus Rom, dass Bars und Restaurants bis 22 Uhr geöffnet bleiben können, Kinos, Theater und Konzerthallen dürfen Besucher empfangen. Im übrigen Italien kommt es dagegen verstärkt zu Protesten. So randalieren seit dem Wochenende Hunderte von Neapolitanern
immer wieder im Stadtzentrum. Zunächst begannen die Demonstrationen von Geschäftsleuten friedlich, doch schnell flogen Molotowcocktails und Steine, wurden Schaufensterscheiben eingeworfen, Geschäfte geplündert, parkende Autos in Brand gesteckt und Polizisten angegriffen. Zu ähnlichen Szenen kam es auch in Turin und Rom.
Bei allen Ausschreitungen gegen die neuen Anti-Corona-Bestimmungen traten Personen als besonders gewalttätig hervor, die neofaschistischen Gruppierungen angehören – darunter auch radikale Anhänger von Fußballclubs. Gleichzeitig demonstrieren seit Tagen in rund 18 Städten Gewerbetreibende, Künstler und Taxifahrer. Dem Gaststättenverband zufolge könnten aufgrund der Schließungen rund 360000 Mitarbeiter ihren Job verlieren. Die Regierung zeigt sich unbeeindruckt. Sie will die Regeln nicht lockern. Oberste Priorität habe die Eindämmung der Pandemie. Derzeit zählt Italien mehr als 22 000 Neuinfizierte pro Tag.