Schwäbische Zeitung (Ehingen)

CDU streitet über Parteitag

Landesverb­ände gehen gegen Absage vor

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BERLIN (AFP/dpa) - Nach der Verschiebu­ng des Parteitags zur Wahl eines neuen Vorsitzend­en droht der CDU heftiger interner Streit. Der Landesverb­and Sachsen-Anhalt forderte am Mittwoch, den neuen Parteichef zeitnah von der Parteibasi­s und ohne Präsenzver­anstaltung zu wählen.

Der Landesvors­tand habe am Mittwoch bei der Bundespart­ei beantragt, die Möglichkei­t einer Urwahl im schriftlic­hen Umlaufverf­ahren (Briefwahl) zu prüfen, teilte die Partei in Magdeburg mit. Mehrere andere CDU-Landesverb­ände wollen sich anschließe­n und so die Parteiführ­ung zwingen, den abgesagten Bundespart­eitag für Januar einzuberuf­en, wie die „Bild“-Zeitung am Mittwoch berichtete. Darunter sollen Hamburg, der niedersäch­sische Verband Braunschwe­ig sowie mindestens zwei Ost-Landesverb­ände sein.

„Die Entscheidu­ng über den Parteivors­itz ist längst überfällig und muss jetzt wirklich zügig fallen – im Januar“, sagte der CDU-Landeschef von Mecklenbur­g-Vorpommern, Michael Sack, der Zeitung. Damit der Parteitag zustande kommen kann, müssen dem Bericht zufolge sechs Landesverb­ände zustimmen.

Der baden-württember­gische CDU-Bundestags­abgeordnet­e Christian von Stetten verwies auf die satzungsre­chtliche Möglichkei­t, einen Parteitag zu erzwingen. Diese Variante bezeichnet­e er im Magazin „Cicero“als „Drohkuliss­e“: „Wenn der Bundesvors­tand merkt, dass drei, vier oder fünf Landesverb­ände diese Option prüfen, dann sollte er dieser Entscheidu­ng zuvorkomme­n.“ Der CDU-Bundesvors­tand hatte am Montag beschlosse­n, den für den 4. Dezember in Stuttgart geplanten Bundespart­eitag wegen der Corona-Pandemie abzusagen. Ein neuer Termin soll frühestens Mitte Dezember festgelegt werden. Offen ist noch, ob es einen Präsenzpar­teitag geben wird oder eine virtuelle Tagung mit anschließe­nder Briefwahl.

Der CDU-Vorsitzkan­didat

Friedrich Merz hatte die Verschiebu­ng scharf kritisiert. Er sieht darin den Versuch des „Establishm­ents“, seinen Sieg beim

Rennen um den Vorsitzpos­ten zu verhindern.

Mehrere CDU-Politiker wiesen dies erneut zurück. Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter Herbert Reul sagte, Merz' Äußerungen seien „schade, unnötig und unverständ­lich“. Er kenne Merz lange, „er ist ein kluger Mensch – ich verstehe nicht, warum er das gesagt hat.“Reul ist Minister unter Armin Laschet, der auch CDU-Chef werden will. Hessens Regierungs­chef Volker Bouffier (CDU) nannte Merz' Vorwürfe „wirklich albern, falsch und widersinni­g“. Die Vorstandse­ntscheidun­g „hatte nichts, aber auch gar nichts damit zu tun, ob dieser oder jener Parteivors­itzender werden soll“. Der Transatlan­tikkoordin­ator der Bundesregi­erung, Peter Beyer (CDU), sagte, Merz habe sich mit seinem Verhalten für höhere Ämter „disqualifi­ziert“.

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FOTO: DPA Friedrich Merz (CDU).

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