IG-Metaller
Die deutschen Unternehmen exportieren weltweit und können sich nicht ausschließlich auf den europäischen Markt fokussieren. Wir brauchen aber eine Stärkung der industriellen Basis in Europa. Zum Beispiel durch die europäische Industriestrategie mit gezielten Investitionen in Zukunftsfelder. Dazu gehören die Entwicklung und Fertigung von Batterien für Elektrofahrzeuge, die Wasserstofftechnologie und der Ausbau der erneuerbaren Energien. Das ist einerseits nötig, damit Europa sich wirtschaftlich gegenüber China und den USA behauptet. Andererseits verbessern sich auch die sozialen Bedingungen, wenn der industrielle Anteil an der Wirtschaftsleistung Europas zunimmt. Schließlich bezahlt das produzierende Gewerbe seine Beschäftigten oft besser als die Dienstleistungsbranchen.
Wegen der Corona-Krise beschweren sich Wirtschaftsverbände über zusätzliche Regulierung. Käme das Lieferkettengesetz jetzt tatsächlich zur Unzeit?
Nein, im Gegenteil. Ich halte ein solches Gesetz für überfällig. Lange genug war es den Unternehmen selbst überlassen, ob sie sich um die Menschenrechte der Beschäftigten in ihren ausländischen Zulieferfabriken kümmern oder nicht. Diese Freiwilligkeit führte aber nicht zum gewünschten Ergebnis. Erfreulich ist, dass sich ja mittlerweile auch Unternehmen selbst für eine klare gesetzliche Regulierung einsetzen. Geredet wurde lange genug. Wir brauchen jetzt das Lieferkettengesetz inklusive verbindlicher Haftung für die Unternehmen – möglichst in Deutschland und Europa.
(58, Foto: IG Metall) ist als geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall unter anderem
Nach seiner Ausbildung als Universalfräser stieg er in der Gewerkschaft auf, leitete von 1991 bis 2013 die Geschäftsstellen Gera, Jena-Saalfeld und Erfurt und saß 2009 bis 2014
für die SPD im thüringischen Landtag.
(koch)