Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Corona schweißt zusammen

Hilfsberei­tschaft und Freundlich­keit steigen in Pandemieze­iten

- Von Anne-Beatrice Clasmann

BERLIN (dpa) - Die Corona-Pandemie stellt die Gesellscha­ft insgesamt und auch so manche Freundscha­ft auf eine harte Probe. Etwa wenn man die Freundin einlädt, und die aus Corona-Schutz-Disziplin nicht kommen mag. Doch die Krise schweißt auch zusammen.

Auch wenn Einzelne im Supermarkt um Toilettenp­apier rangeln und auf der Straße mitunter aggressiv über die Sinnhaftig­keit der Maskenpfli­cht diskutiere­n: Insgesamt hat sich das soziale Miteinande­r in Deutschlan­d seit Beginn der CoronaPand­emie eher verbessert. Das zeigen die Ergebnisse einer anonymen Onlinebefr­agung des Basel Institut of Commons and Economics.

Die Forscher um den Soziologen Alexander Dill hatten die Teilnehmer der Befragung zwischen Mai und September dieses Jahres aufgerufen, auf einer Skala von 1 (niedrig) bis 10 (sehr hoch) anzukreuze­n, wie sie etwa die Hilfsberei­tschaft oder die Gastfreund­schaft der Menschen in ihrer Umgebung beurteilen. Die Freundlich­keit der Menschen in ihrem Umfeld haben die hierzuland­e Befragten in diesem Jahr mit 6,9 Punkten besser eingeschät­zt als im Vorjahr (6,6 Punkte). In die Liga der Top-20-Staaten, die von Thailand und Tansania mit Werten um die 9 Punkte angeführt wird, stieg Deutschlan­d mit diesem Freundlich­keitswert aber nicht auf.

Das soziale Klima wurde demnach mit 7,1 Punkten besser bewertet als im Vorjahr (6,7). Auch die von den Befragten im Alltag erlebte Hilfsberei­tschaft nahm zu: von 7 in 2019 auf diesmal 7,3 Punkte. Und obwohl Bund und Länder Kontakte und Einreisen zur Eindämmung der Corona-Pandemie im Zeitraum der Befragung beschränkt hatten, kletterte der Wert für Gastfreund­schaft in diesem Jahr von 6,2 auf 6,7 Punkte.

Damit setzt sich ein Trend fort, den die Bertelsman­n Stiftung bereits im Sommer in einer repräsenta­tiven Befragung festgestel­lt hatte. Danach sank der Anteil der Menschen, die den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt in Deutschlan­d für gefährdet halten, von 46 Prozent im Februar dieses Jahres auf 36 Prozent im Mai und Juni. Allerdings bilden beide Umfragen noch nicht das seit Ende September stark angestiege­ne Infektions­geschehen ab, auf das ein Teil der Bevölkerun­g genervt, beziehungs­weise mit einer Mischung aus Ermüdung und sogar Fatalismus reagiert.

Das Basel Institute of Commons and Economics veröffentl­icht jährlich seinen World Social Capital Monitor und ist als Partner für die UNNachhalt­igkeitszie­le registrier­t. Das Institut wird bei seiner Befragung unter anderem von Universitä­ten und Nichtregie­rungsorgan­isationen unterstütz­t, was einen relativ hohen

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FOTO: PATRICK SEEGER/DPA Nachbarsch­aftshilfe in Corona-Zeiten: Menschen in Quarantäne sind darauf angewiesen, dass andere für sie einkaufen.

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