Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Start mit Beethoven

Niki Steins Film über den Komponiste­n eröffnet die 42. Biberacher Filmfestsp­iele

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Mit dem Historienf­ilm „Louis van Beethoven“von Regisseur Niki Stein sind am Dienstagab­end die

42. Biberacher Filmfestsp­iele eröffnet worden. Steins „Herzenspro­jekt“erlebte in der dortigen Stadthalle vor coronabedi­ngt begrenztem Publikum seine Uraufführu­ng.

2020 hätte aus Anlass des 250. Geburtstag­s des Komponiste­n das große Beethoven-Jahr werden sollen. Aufgrund von Corona fielen allerdings ein Großteil der geplanten Jubiläumsv­eranstaltu­ngen und -konzerte aus. Mit Niki Steins Film wird das Musikgenie am 25. Dezember in der ARD (abrufbar ab 17. Dezember in der ARD-Mediathek) zum Jahresende nun doch noch gewürdigt. Stein, gebürtiger Bonner, habe – inspiriert von Milos Formans Film „Amadeus“– seit vielen Jahren die Idee im Hinterkopf, filmisch ein völlig neues Beethoven-Bild zu setzen, wie er kürzlich in einem Interview verriet. Es habe einiges an Hartnäckig­keit gekostet, dieses Projekt auch umzusetzen.

Mit seinem Werk ist ihm dies beeindruck­end gelungen. Der Film, der kein historisch­es Porträt ist, sondern stark fiktionale­n Charakter hat, changiert zwischen zwei Zeitebenen: Der alte Beethoven, fulminant verkörpert von Tobias Moretti, hadert, nahezu taub, 1826 auf dem Landgut seines Bruders Johann mit sich und den verpassten Chancen seines Lebens. Sein musikalisc­hes Spätwerk überforder­t die Zeitgenoss­en, Kritiker empfinden es als unspielbar.

Der zweite große Zeitstrang sind Beethovens Jugendjahr­e in Bonn, die bereits geprägt sind von der sich ankündigen­den Französisc­hen Revolution. Obwohl noch immer gefangen in der Ständegese­llschaft, von der das musikalisc­he Wunderkind profitiert, begehrt der junge Beethoven (mit rheinische­m Dialekt hinreißend gespielt von Anselm Bresgott) auf. Mit verantwort­lich dafür ist, zumindest in der Filmhandlu­ng, auch die Begegnung mit Mozart während eines Aufenthalt­s 1787 in Wien, die historisch allerdings nicht belegt ist. Beethoven will der Kunst, aber keinem Herren dienen.

Zurück in Bonn häufen sich private Schicksals­schläge, die den aufstreben­den Komponiste­n und Musiker in seinem Schaffen blockieren: der Tod der Mutter, der Absturz des trinkenden Vaters und die nicht standesgem­äße Schwärmere­i für die junge Adelstocht­er Eleonore von Breuning (Caroline Hellwig). All das komponiert Regisseur Stein zu einem prächtig ausgestatt­eten Historiens­piel. Gedreht wurde unter anderem in Prag und im Rheinland. Die Filmmusik ergibt sich von selbst: Neben reichlich Beethoven erklingt viel Mozart, außerdem Telemann und Bach.

Niki Stein, der mit den Darsteller­n Caroline Hellwig und Peter Lewys Preston sowie Produzent Ernst Ludwig Ganzert nach Biberach gekommen war, zeigte sich dankbar für die Chance, den Film gerade in dieser schwierige­n Zeit vor Publikum zeigen zu können. Beethoven stehe auch für den europäisch­en Gedanken, dem gerade im Moment wieder eine große Bedeutung zukomme.

 ?? FOTO: ARD DEGETO/WDR/ORF/EIKON MEDIA/ZUZANA PANSKÁ ?? Zum Abschluss des Beethoven-Jahres zeigt die ARD an Weihnachte­n den Film „Louis van Beethoven“. In Biberach war dieDegeto-Produktion nun schon zu sehen. Mit Niki Steins Historiend­rama sind die 42. Biberacher Filmfestsp­iele eröffnet worden.
FOTO: ARD DEGETO/WDR/ORF/EIKON MEDIA/ZUZANA PANSKÁ Zum Abschluss des Beethoven-Jahres zeigt die ARD an Weihnachte­n den Film „Louis van Beethoven“. In Biberach war dieDegeto-Produktion nun schon zu sehen. Mit Niki Steins Historiend­rama sind die 42. Biberacher Filmfestsp­iele eröffnet worden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany