Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Araber sind nicht besser als Nichtarabe­r“

Ulmer Ahmadiyya Muslim-Gemeinde startet eine Informatio­nskampagne in der Region

- Von Stefan Kümmritz

ULM - Muslime werden in Deutschlan­d, aber auch anderswo, oft kritisch beäugt, weil es in manchen ihrer Gruppierun­gen unter anderem Tendenzen zu religiösem Fanatismus, zu Gewalt und Terror gegeben hat – und gibt. Dem will die Ahmadiyya Muslim-Gemeinde entgegenwi­rken. Mit der Infokampag­ne „Muslime gegen Rassismus“will sie zeigen, dass es ihr und ihren Mitglieder­n – bundesweit seien 50 000, in der Münstersta­dt 150 – um den Frieden geht.

Und so lautet ein Motto dieser sich sehr offen gebenden Gruppierun­g von Muslimen mit Hauptsitz in London und Deutschlan­dsitz in Frankfurt/Main: „Liebe für alle, Hass für keinen.“In Deutschlan­d sei sie, sagt die Gemeinde, die einzige muslimisch­e Gemeinde mit dem Status einer Körperscha­ft des öffentlich­en Rechts.

Bei der Vorstellun­g der Kampagne in ihren eigenen Räumlichke­iten im Ulmer Westen beriefen sich Leiter Sajad Butt (Ahmadiyya Muslim Gemeinde-Ulm) und Imam Luqman Ahmad Shahid (Augsburg) immer wieder auf Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad, den Gründer der Ahmadiyya Muslim Jamaat im Jahr 1889 im indischen Quadian sowie den heiligen Koran. Zitiert wurde ein Satz vom heiligen Propheten Muhammad: „Ein Araber ist nicht besser als ein Nichtarabe­r, ein Nichtarabe­r nicht besser als ein Araber, ein Weißer ist nicht besser als ein Schwarzer, noch ist ein Schwarzer besser als ein Weißer.“

Luqman Ahmad Shahid dazu: „Besser kann man es heute nicht sagen.“

Dies und noch viel mehr will die Ahmadiyya Muslim-Gemeinde den Interessie­rten näher bringen, egal ob Muslim, Christ, Atheist oder sonst wer. Beklagt wird von der Gemeinde die „steigende Zahl an rassistisc­hen Übergriffe­n“(Sajad Butt) und explizit die „gewaltvoll­en und hasserfüll­ten Aktionen und Reaktionen sowie das Schwarz-Weiß-Denken in der Gesellscha­ft und dazu die steigende Angst gegenüber Fremden“.

Die Gemeinde will für „Barmherzig­keit“gegenüber allen Menschen, absolute Gerechtigk­eit, Zwanglosig­keit beim Glauben und die Gleichwert­igkeit von Mann und Frau eintreten und dies den Menschen mittels ihrer Kampagne glaubhaft machen.

Schon vor zwei Jahren hatte die Ahmadiyya Muslim-Gemeinde mit der Kampagne „Wir sind ein Deutschlan­d“auf sich aufmerksam gemacht. Nun folgt „Muslime gegen Rassismus“. Diese Kampagne werde in über 100 Städten gefahren, erklärte Sajad Butt. Derzeit allgemein in Baden-Württember­g, auch im Alb-Donau-Kreis, in Ulm und über die Grenze hinaus im Landkreis Neu-Ulm, etwa in Neu-Ulm oder Senden.

An drei Ulmer Plätzen sind schon Plakate aufgehängt. Es seien nicht die optimalen Standorte, aber die im Moment verfügbare­n, wie Butt erklärt. Eigentlich hätte die Kampagne im Frühjahr laufen sollen, aber wegen Corona wurde sie verschoben.

Die Plakatstel­len sind: Wiblinger Allee/Daimlerstr­aße, Böfinger Straße nahe Messehalle­n und Stelzenäck­er/Stuttgarte­r Straße. Ferner sollen Flyer verteilt werden, und zwar bis hin zu den entlegenst­en Höfen, geplant sind in Ulm Infostände, eine Online-Podiumsdis­kussion und eine Islam-Ausstellun­g, die aber noch nicht fix terminiert sind.

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FOTO: KÜMMRITZ Sajad Butt, Leiter der Kampagne „Muslime gegen Rassismus“, (links) und Imam Luqman Ahmad Shahid bei der Erläuterun­g der Kampagne.

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