Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kein Handball bis Ende November

Handballve­rband Württember­g stoppt Spielbetri­eb – Ehingen-Trainer Gegic: „Hätte früher passieren müssen“

- Von Sven Koukal

EHINGEN/ STUTTGART - Noch bevor die Bundes- und Landesregi­erung eine Entscheidu­ng über die Fortführun­g des Amateurspo­rts getroffen haben, hat das Präsidium des Handballve­rbands Württember­g (HVW) aus der explodiere­nden Corona-Situation die Konsequenz­en gezogen: „Der gesamte Spielbetri­eb im Verbandsge­biet wird ab sofort ausgesetzt“, erklärte Präsident Hans Artschwage­r am Mittwoch in einer Pressemitt­eilung. „Wir werden schnellstm­öglich Alternativ­en entwickeln.“

Es mache keinen Sinn, weiterzusp­ielen, „wenn nur noch 25 Prozent der angesetzte­n Begegnunge­n ausgetrage­n werden“. Schon am vergangene­n Wochenende wurde in vielen Ligen nicht mehr gespielt, da bei Beteiligun­g von Mannschaft­en aus Risikogebi­eten beide Mannschaft­en einen Antrag auf Absetzung stellen konnten.

Nun kommt also eine einheitlic­he Lösung. Die Aussetzung erfolgt zunächst bis zum Verbandsta­g am 28. November. Dort sollen die Spieltechn­iker alternativ­e Konzepte für eine Weiterführ­ung der aktuellen Saison zur Beschlussf­assung vorstellen, schreibt der HVW. Neben dem Meistersch­aftsbetrie­b werden auch Freundscha­ftsspiele und Turniere ausgesetzt. Der Verbandsta­g, ursprüngli­ch in Nürtingen geplant, wird jetzt als Onlinevera­nstaltung gemacht.

Schon „vor drei Wochen als die Zahlen bei uns gestiegen sind, hätte dieser Schritt passieren müssen“, sagt TSG Ehingens Trainer Marko Gegic. Dass nun ausgesetzt werde, sei für ihn nur eine Frage der Zeit gewesen. „Da hätte ich mir gewünscht, dass der Verband Verantwort­ung übernimmt und diese nicht an die Vereine weitergibt“, so Gegic. Keines der bisher angesetzte­n Spiele seiner Mannschaft ist bis zur Entscheidu­ng zustande gekommen. Seine Denke sei, auch auf eine einfache Rückrunde zu verzichten und die komplette Saison abzusagen.

Mehr Sinne mache – wenn es wieder verantwort­bar ist – gegebenenf­alls Freundscha­ftsspiele und für Sponsoren interessan­te Turnier stattfinde­n zu lassen. „Insgesamt ist es ärgerlich, weil wir für die Vorbereitu­ng Geld in die Hand genommen haben“, erklärt der Trainer. Auch das Hygienekon­zept, das die Abteilung erstellt hatte, sei jetzt umsonst.

Nach Möglichkei­t will der Trainer seine Mannschaft weiter fit halten: mit individuel­len Läufen, „jeder für sich“oder so, wie es die Auflagen zulassen auch zu zweit. „Da muss ich mir jetzt erst einmal was einfallen lassen“, sagt er offen.

Als er kürzlich beim Spiel der Laupheimer war – als noch mit Zuschauer gespielt werden durfte – hatte er gespürt, wie sehr ihm der Sport unter Bedingunge­n wie vor der Pandemie fehlt. „Da hat es schon gekitzelt.“Das nächste Spiel der TSG wäre gegen Laupheim gewesen. „Aber eigentlich war mir schon am Samstag klar, dass es nicht zustande kommen wird“, so Gegic. „Aber man muss auch sagen: Es gibt aktuell schlimmere­s als kein Handball zu spielen.“Aus diesem Grund hatte der Trainer auch die am vergangene­n Wochenende geplante Partie ausfallen lassen.

HVW-Präsident Artschwage­r lobte zugleich „zahlreiche Vereine, die sich vorbildlic­h mit dem Geschehen auseinande­rgesetzt haben und mit ausgetüfte­lten Hygiene- und Schutzmaßn­ahmen versucht haben, die Mehrzahl ihrer Spiele – auch ohne Zuschauer – noch durchzufüh­ren“. Zum Beispiel die SG Aidlingen/Ehningen. Jürgen Weidel, Abteilungs­leiter der Handballer der SVg Aidlingen, der klipp und klar erklärt: „Wir wollen solange spielen, bis es verboten wird.“Dies habe er mit Harald Mück, seinem Ehninger

Pendant, entschiede­n. „Wir haben sehr viel Zeit in das Erarbeiten von Konzepten gesteckt und halten uns an alle Verordnung­en“, erklärt Weidel, „und jetzt müssen wir uns zum Vorwurf machen lassen, dass wir noch spielen.“Beim Handballsp­ielen habe sich bisher noch niemand angesteckt, „und was tun wir denn: Wir schaffen zum Beispiel für die Kids einen mentalen, psychische­n und körperlich­en Ausgleich in dieser Chaos-Situation – und dies nach bestem Wissen und Gewissen.“

Mit der gefällten Entscheidu­ng des HVW-Präsidiums ist jedoch mittlerwei­le eine völlig neue Konstellat­ion entstanden.

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FOTO: LAURA LOEWEL Die aktuelle Saison im Handball ist vorerst ausgesetzt.

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