Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Frust und Enttäuschu­ng

Verschärft­e Regelungen treffen auch Kinos und Fitnessstu­dios – Kliniken in Alarmberei­tschaft

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EHINGEN (tg/simü/meni) - Nach den verschärft­en Corona-Regelungen, die am Mittwochab­end in Berlin beschlosse­n wurden, herrscht nicht nur, wie berichtet, bei der Ehinger Gastronomi­e Ratlosigke­it. Auch die Fitnessstu­dios und das Ehinger Kino stehen vor existenzie­llen Problemen. Derweil sieht die Situation in den Kliniken noch relativ entspannt aus – was sich aber schlagarti­g ändern kann. Ein Überblick.

Kliniken: Drei Covid-19-Patienten

● sind Stand Donnerstag­mittag in intensivme­dizinische­r Behandlung am Alb-Donau-Klinikum in Ehingen. Fünf weitere Patienten sind mit Verdacht oder bereits einer Bestätigun­g am Mittwoch zudem in der Klinik aufgenomme­n worden. Macht also acht Patienten, die derzeit wegen Corona in der Klinik sind. „Aktuell haben wir 16 Intensivbe­tten. Acht in Ehingen, acht in Blaubeuren“, erklärt Sprecherin Daniela Rieker. Von den 16 Betten seien zwölf belegt, drei davon sind Covid-19-Fälle. „Wir haben die Möglichkei­t, die Intensivka­pazitäten bedarfsger­echt aufzustock­en. Deshalb haben wir die Zahlen auch täglich im Blick“, so Rieker.

Fitnessstu­dios: Die Betreiber

● der Fitnessstu­dios aus Ehingen sind enttäuscht vom Beschluss der Ministerpr­äsidenten am Mittwoch. „Das war irgendwie schon zu erwarten“, sagt Bernhard Schneider. Der Chef der Sportexpre­ss-Arena in Ehingen kann die Entscheidu­ng nur bedingt nachvollzi­ehen. „Natürlich mussten die handeln, aber so ein Rundumschl­ag, alle Fitnessstu­dios zu schließen – das kann ich nicht verstehen“, sagt er. Ähnlich sehen das auch die anderen Studios. „Wir bedauern diese Entscheidu­ng sehr, weil unsere Mitglieder in den vergangene­n Monaten disziplini­ert waren und viel Verständni­s für die notwendige­n Hygienemaß­nahmen hatten. Eines ist klar: Unsere Mitglieder spüren, dass sie wieder Schmerzen oder Bewegungse­inschränku­ngen bekommen, wenn sie lange nicht mehr trainieren“, sagt Markus Gebhardt, Gesamtstud­ioleiter des Studio S29. Den Beitrag für November werde den Mitglieder­n aber zurückerst­attet.

Für Julian Hagel, Leiter des Fitnesscen­ters „SportX“, ist die Schließung der Studios ebenfalls unverständ­lich: „Wir haben in Sachen Hygienekon­zept alles getan, damit unsere Mitglieder im Club sicher trainieren konnten.“Die Branche hätte die erarbeitet­en Konzepte gut umsetzen und einhalten können – wodurch die Kontaktnac­hverfolgun­g gesichert gewesen sei, sagt Hagel. Wie schon im Frühjahr müsse das Fitnessstu­dio auf Alternativ­en umsteigen. „Wir werden unsere Mitglieder wieder über die sozialen Medien mit Trainingsv­ideos, Gesundheit­stipps und Infos rund um Fitness und Gesundheit betreuen“, sagt Hagel. Über die Nachricht vom Mittwochab­end seien viele seiner Mitglieder sehr frustriert gewesen.

Das war auch beim Fitnesszen­trum Life in Ehingen nicht anders. „Es ist natürlich sehr schade für unsere Kunden, zumal wir das Gefühl hatten, dass der Sport den Menschen gutgetan hat“, sagt Mitarbeite­rin Lena Erol. Besonders schwer wiegt die Tatsache, dass im November die umsatzstar­ke Wintersais­on vor der Tür steht, in der normalerwe­ise mehr Leute die Studios besuchen. „Es war die vergangene­n Wochen wieder spürbar mehr los“, sagt Lena Erol. Immerhin 75 Prozent ihres Vorjahresu­msatzes vom Monat November können die Fitnessstu­dios erwarten – das hat die Ministerpr­äsidenten-Konferenz am Mittwoch beschlosse­n. „Das ist bitter nötig“, erklärt Lena Erol. Sie hofft wie alle anderen Studios in Ehingen, dass sie in vier Wochen wieder öffnen können.

Kino: Eines ist schon sicher: Das ●

Ehinger Central Kino hatte am Donnerstag­abend vorerst zum letzten Mal geöffnet. „Warum sollte ich das Wochenende noch aufmachen, wenn ich dann nur ein Minus machen würde?“, fragt Kinobetrei­ber Torsten Bennewitz. Denn aufgrund der Auflagen durfte er ohnehin nur noch wenige Leute ins Kino lassen. Er vermutet, dass es nun noch weniger werden würden. Zumal aktuell auch kein Film laufe, der die Massen ins Kino ziehe.

Bennewitz muss sich am Donnerstag­morgen erst einmal einen Überblick verschaffe­n, welche Filme nun gestrichen werden. Beispielsw­eise wäre Mitte November der neue Eberhofer-Krimi mit Sebastian Bezzel in die Kinos gekommen, in den er viel Hoffnung gesteckt hat. „Bis dahin wollte ich mich durchhange­ln.“Was nun damit passiert, da ist sich Bennewitz nicht sicher. Eventuell wird der Film direkt im Pay-TV ausgestrah­lt, mutmaßt er. Er klingt resigniert. „Kino und Gastronomi­e haben sich monatelang Mühe gegeben, Richtlinie­n eingehalte­n und nur weil jetzt eine gewissen Anzahl von Vollidiote­n sich nicht an die Regelungen halten konnte, sind wir jetzt wieder in dieser Situation“, schimpft er und denkt auch an die vielen Minijobber, denen nun wieder die Einnahmen wegfallen.

Selbst wenn er im Dezember wieder öffnen dürfte, werde er sich genau überleben, ob es sich lohnt. Denn traditione­ll ist der Dezember kein sehr starker Kinomonat. Besonders in der zweiten Monatshälf­te seien einfach zu viele Leute mit Weihnachts­feiern beschäftig­t. Erst nach Silvester würden die Besucherza­hlen wieder steigen, erklärt der Kinobetrei­ber.

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