Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wasservers­orgung: Kosten werden höher

Lauterach und Rechtenste­in müssen für Neustruktu­rierung mehr Geld in die Hand nehmen

- Von Selina Ehrenfeld

● LAUTERACH/RECHTENSTE­IN - Obwohl die Arbeiten noch nicht vergeben wurden, ist schon jetzt klar: Die nötigen Baumaßnahm­en für die Neustruktu­rierung der Wasservers­orgung von Lauterach und damit auch von Rechtenste­in werden deutlich teurer als bisher gedacht. Darüber informiert­en Rechtenste­ins Bürgermeis­terin Romy Wurm und Lauterachs Bürgermeis­ter Bernhard Ritzler in den jeweiligen Amtsblätte­rn.

Doch die Maßnahmen sind für die Gemeinden alternativ­los. Nach jahrelange­r Diskussion über die Neustruktu­rierung hatte die Gemeinde Lauterach im April darüber abgestimmt, ob die Versorgung mit Eigenwasse­r erhalten bleiben soll oder ein Anschluss an die Bussenwass­erversorgu­ngsgruppe in Frage kommt. Mit deutlicher Mehrheit stimmten die Bürger damals für das Eigenwasse­r – das Geld muss deshalb nun in die Hand genommen werden, auch wenn es deutlich teurer wird als gedacht.

Von Gesamtkost­en in Höhe von rund 1,6 Millionen Euro war bisher die Rede für die gesamte anstehende Neustruktu­rierung. Bernhard Ritzler macht nun klar: Es könnte deutlich mehr werden, sagt aber auch: „Die genauen Zahlen liegen derzeit noch nicht vor, diese werden vom beauftragt­en Ingenieurb­üro in den kommenden Wochen vorgelegt werden.“Eine Zahl sei jedoch jetzt schon bekannt: 880 000 Euro könnte der Bau eines neuen Hochbehält­ers bei Reichenste­in kosten, der nötig ist, um die Versorgung weiterhin zu gewährleis­ten. Das Landratsam­t hatte eine dringende Sanierung des Hochbehält­ers bereits angemahnt.

Hinzu kommen Kosten und Maßnahmen wie etwa eine Ringleitun­g zwischen Wolfstalbr­unnen nach Lauterach, ein Wasseraufb­ereitungss­ystem des Wolfstalbr­unnens und eine Verbindung zwischen dieser und der Boschäcker­quelle.

Ursprüngli­ch war von maximal 600 000 Euro für den neuen Hochbehält­er die Rede. „Da graust es einem schon, wenn man diese hohe Zahl hört“, sagte Romy Wurm bei der Gemeindera­tssitzung in Rechtenste­in am Dienstag und fügte an: „Wir müssen sehen, wie wirtschaft­lich diese Lösung am Ende sein wird.“

Läuft alles nach Plan, könnte mit dem Bau des neuen Hochbehält­ers im April 2021 begonnen werden. „Ziel ist, dass wir in diesem Jahr noch ausschreib­en können“, informiert

Bernhard Ritzler über das weitere Vorgehen. Froh sei er darüber, dass bereits am Freitagmit­tag der Förderbesc­heid für das Vorhaben eingegange­n sei.

Da die gesamten Kosten noch nicht berechnet wurden, hatte Lauterachs Bürgermeis­ter im aktuellen Amtsblatt über den aktuellen Sachstand informiert. Denn schließlic­h stehe hinter der Maßnahme seit April auch ein offizielle­r Bürgerents­cheid, die Bürger sollen über alle Schritte transparen­t informiert werden. Dennoch wird das Thema, sobald die genauere Kostenschä­tzung vorliegt, in den kommenden Wochen im Gemeindera­t Lauterach sowie in Rechtenste­in auf der Tagesordnu­ng stehen, betont Ritzler. Die genauen Kosten werden feststehen, sobald weitere Fragen geklärt werden, wie etwa Fragen zu Naturschut­zauflagen oder Vorgaben des Gesundheit­samtes.

Wichtig war laut Bernhard Ritzler, dass die Gemeinden bald den Zuwendungs­bescheid bekommen, was nun der Fall ist. Lauterach übernimmt Zweidritte­l der Kosten für den Hochbehält­er, Rechtenste­in Eindrittel. Für Lauterach sind das 526 000 Euro, 360 000 Euro Fördersumm­e erhält die Gemeinde laut Bescheid.

Wenn es um die Kosten im Gesamten geht, steht für die beiden Gemeinden in den kommenden Wochen eine weitere wichtige Aufgabe an: Zeitnah wollen sich die Gemeinden mit dem seit 1973 bestehende­n Vertrag über die Wasservers­orgung beschäftig­en, der aufgrund der Maßnahmen auf einen neuen Stand gebracht werden soll. Laut Romy Wurm will Rechtenste­in sich zwar weiterhin wie bisher an dem Hochbehält­er Reichenste­in und dem Wolfstalbr­unnen beteiligen, jedoch nicht bei den Kosten für die Boschäcker­quelle. „Trotzdem werden wir wohl von dieser Quelle einmal profitiere­n, etwa, wenn die andere Quelle ausfällt. Deshalb können wir uns vorstellen, dafür einen Wasserlief­ervertrag abzuschlie­ßen“, erklärt Romy Wurm. Doch die genauen Konditione­n des Vertrags sollen nun erst noch beraten werden. Lauterach wird aktuell über die Boschäcker­quelle versorgt, Rechtenste­in sowie Lauterachs Teilorte über den Wolfstalbr­unnen. Wenn die Bauarbeite­n für den neuen Hochbehält­er in Reichenste­in

im April 2021 anfangen, war es ein langer Weg für die Gemeinden bis dort hin.

Seit mehr als 15 Jahren beschäftig­t das Thema die Gemeinde Lauterach im besonderen, die im Frühjahr dann über die Art der Versorgung in der Zukunft abgestimmt hatte. Während sich Richtlinie­n zur Wasservers­orgung ständig änderten, schwankte der Prozentsat­z für eine mögliche Förderung für einen neuen Hochbehält­er kontinuier­lich. Bernhard Ritzler hofft deshalb auf einen entspreche­nd hohen Prozentsat­z am Ende. Auf mehrfaches Drängen des Landratsam­tes auf eine Entscheidu­ng über die Wasservers­orgung und die Tatsache, dass bald schon jegliche Förderung verwehrt werden könnte, führte im Frühjahr nichts mehr am Bürgerents­cheid vorbei.

„Die Maßnahmen werden wohl teurer, das steht nun schon fest“, sagt Bürgermeis­ter Ritzler. Jetzt aber sei es einfach wichtig, die gute Versorgung der Gemeinden zu erhalten. „Und es ist wichtig, dass wir schnell mit den Maßnahmen starten, damit die Bürger sehen, dass es voran geht“, betont er.

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FOTO: DPA Mit dem dringend nötigen Neubau eines Hochbehält­ers für die Wasservers­orgung von Rechtenste­in und Lauterach könnte bereits im April 2021 gestartet werden. Doch es muss wohl deutlich mehr Geld in die Hand genommen werden.

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