Regionale Wirtschaft schlägt Alarm
Industrie- und Handelskammern sehen die beschlossenen Maßnahmen kritisch
● ULM/NEU-ULM - In den vergangenen Wochen war es in der regionalen Wirtschaft wieder aufwärtsgegangen. Viele Unternehmen zeigten sich optimistisch, die Geschäftslage besserte sich, die Erwartungen gingen nach oben. Doch der jetzt beschlossene vierwöchige „Lockdown light“trübt die Stimmung beträchtlich. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Ulm spricht von „verheerenden Auswirkungen für die Wirtschaft“. Oliver Stipar, Regionalgeschäftsführer der IHK Schwaben in Neu-Ulm, sagt über das Herunterfahren ganzer Branchen wie die Gastronomie: „Das ist wirklich der Vorschlaghammer.“
Dabei sind sich die Wirtschaftsvertreter des Ernstes der Lage durchaus bewusst. „Wir haben vollstes Verständnis für die sich zuspitzende Lage und müssen uns diesem sensiblen Thema gemeinsam stellen, um die Infektionszahlen nachhaltig einzubremsen“, erklärte Jan Stefan Roell, Präsident der IHK Ulm. „Jedoch sind wir aufgrund der neuen CoronaBeschlüsse der Bund-Länder-Konferenz sehr besorgt bezüglich deren Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft.“Denn die Beschränkungen träfen ausgerechnet die Branchen, die bereits ein hohes Maß an flexibler Anpassung in der Krise bewiesen hätten. „Es wurden Hygienekonzepte für einen möglichst sicheren Betrieb ausgearbeitet, auch mit der Intention, einem erneuten Betriebsstillstand entgegenzuwirken“, sagte Roell. „Mit dem Inkrafttreten der neuen Verordnungen ab Montag werden diese Unternehmen aus dem wirtschaftlichen Leben geradewegs herausgerissen.“Es müsse bei dem Grundsatz bleiben: „Wer Coronakonforme
Lösungen anbietet, muss weiterhin am wirtschaftlichen Leben teilnehmen dürfen.“
„Das ist natürlich schon eine herbe Enttäuschung“, sagte auch IHKRegionalgeschäftsführer Oliver Stipar aus Neu-Ulm mit Blick auf die vielen Betroffenen aus Gastronomie, Hotellerie und anderer stark gebeutelter Branchen. Immerhin würden die Unternehmen für die Ausfälle im November zum Teil entschädigt. 75 Prozent ihrer entgangenen Umsätze sollen sie vom Staat erstattet bekommen. Diese Hilfen müssten aber auch schnell und unbürokratisch ausbezahlt werden, fordert Stipar. Denn viele der betroffenen Unternehmen hätten keine Substanz mehr. „Die stehen mit dem Rücken zur Wand. Langsam sind halt die Rücklagen weg.“
Auch wenn die Läden beim „Teillockdown“aufbleiben dürfen, befürchtet der IHK-Regionalgeschäftsführer Einbußen für die Geschäfte, denn die Gastronomie sei ein ganz wichtiger Frequenzbringer für die Innenstädte. Das sieht auch die IHK Ulm so: Wenn Cafés und Restaurants geschlossen sind, leidet darunter auch der Handel.
„Wir hoffen, dass wir mit einem blauen Auge davon kommen und dass wir daraus für die Zukunft lernen“, sagte Oliver Stipar mit Blick auf die kommenden vier Wochen. „Die Frage ist nur: Wie geht es weiter?“Die Planungsunsicherheit sei für viele Unternehmen ein sehr großes Problem. Viele fragten sich: „Was passiert im Dezember, im Januar?“Aus Sicht der IHK sind in der CoronaKrise bessere Konzepte notwendig, die möglichst auf die Situation vor Ort eingehen, statt ganze Branchen flächendeckend stillzulegen. „Wir können nicht alle zwei Monate einen Lockdown verkraften“, sagte Stipar. „Wenn wir das ein paar mal machen, sieht es zappenduster aus.“
Unverständnis für die neuen Corona-Vorgaben äußerte Max-Martin W. Deinhard, Hauptgeschäftsführer