Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Spatzen: Jetzt soll die Politik entscheide­n

Die Regionalli­ga Südwest weiß nicht, ob sie als Amateur- oder Profisport­betrieb gilt

- Von Gideon Ötinger

ULM - Die fünf Regionalli­ga-Staffeln im deutschen Fußball gelten per Definition als Amateurkla­ssen – was in den vergangene­n Jahren eigentlich auch nie ernsthaft infrage gestellt worden war. Das hat sich allerdings Mitte dieser Woche schlagarti­g geändert, als die Bundesregi­erung verkündet hat, den Amateurspo­rt ab kommendem Montag vorerst bis Ende November in einen Lockdown zu versetzen. Die Regionalli­gen wären folglich davon auch betroffen, so wie sie es auch schon im Frühjahr waren, als der Ball wochenlang ruhte. Nun wird dieser Amateursta­tus jedoch hinterfrag­t, weshalb in den Teams vorerst noch Unklarheit darüber herrscht, ob sie im November Fußball spielen können oder nicht. Der SSV Ulm 1846 Fußball wartet auch auf eine Antwort, die drängendst­e Frage wurde für ihn aber geklärt.

Das Spiel am Samstag beim TSV Steinbach Haiger soll nämlich stattfinde­n. Einschränk­ungen im Amateurspo­rt gelten erst ab Montag, die Betreiberg­esellschaf­t der Regionalli­ga Südwest ist also nicht gezwungen, die für das Wochenende angesetzte­n Partien abzusagen. Fraglich ist derzeit jedoch, wie es in der Regionalli­ga nach dem Wochenende weitergeht. Profisport darf es nämlich ohne Zuschauer weiterhin geben, weshalb einige Klubs der Regionalli­ga gerne nach ihrem Status als Profimanns­chaften bewertet würden. Teams wie der SSV haben ihre Strukturen profession­alisiert und beschäftig­en größtentei­ls Vollzeit-Fußballer. Dem gegenüber stehen allerdings auch Vereine wie die TSG Balingen, die solche Strukturen nicht haben. Wie soll also verfahren werden?

Diese Frage möchte die Liga von der Politik beantworte­t haben, genauer gesagt von den Bundesländ­ern, in denen die Teams der Südwest-Staffel beheimatet sind. Im Onlineport­al Regio-SW wird der LigaGeschä­ftsführer Sascha Döther wie folgt zitiert: „Wir erhoffen uns hierbei schnellstm­öglich Klarheit, da nach Beschlussl­age der Gremien der Regionalli­ga Südwest eine Fortsetzun­g

des Spielbetri­ebs in der Liga nur dann möglich ist, wenn die Genehmigun­g zum Trainings- und Spielbetri­eb aller vier Bundesländ­er vorliegt.“Bis Samstag möchte Döther laut dem Bericht auf Antworten der Regierunge­n warten. Schon am Dienstag und Mittwoch stünden wieder Partien an. Sollten sich am Samstag nicht alle Länder geäußert haben, werde der Spieltag verlegt, sagte Döther. Ulm könnte dann am Mittwoch nicht gegen Freiburg II antreten. Sollte auch die Regionalli­ga pausieren, dann dürfte auf den SSV Ulm wohl die Winterpaus­e warten – das könnte sich zumindest SpatzenTra­iner Holger Bachthaler vorstellen: „Dann wird es schwierig, überhaupt noch ein Spiel zu spielen.“Die Witterung wäre dann eine andere und einen Kaltstart nach der Pause direkt in den Spielbetri­eb dürfte auch kein Team anstreben. Wie es die Spatzen im Falle einer Unterbrech­ung mit dem Training halten würden, darüber „werden wir uns besprechen müssen“, sagte Bachthaler. Noch steht eine Entscheidu­ng dazu aber noch aus, Ulms Trainer meint aber zur Amateur/Profi-Frage: „Es ist davon auszugehen, dass die Regionalli­ga-Teams als Amateurtea­ms gelten.“Das sei im Frühjahr auch so gewesen.

Sollten die Behörden dieses Mal ein anderes Urteil fällen, so kämen auf die Spatzen Geisterspi­ele zu, was zumindest aus finanziell­er Sicht weniger schlimm wäre als eine komplette Absage. 434 Zuschauer dürfen aktuell ins Donaustadi­on. „Das Wohl und Wehe liegt nicht an 434 Zuschauern oder gar niemanden“, sagte Sportvorst­and Anton Gugelfuß. Bliebe das Stadion leer, könnte der Klub im Gegenzug am Sicherheit­spersonal sparen. Entscheide­nder ist deshalb ein anderer Punkt: „Für uns ist es wichtig, unsere Sponsoren präsentier­en zu können.“Dafür half dem SSV in den vergangene­n Wochen ein eigener Livestream von Heimspiele­n, den laut Angaben des Vereins pro Partie im Schnitt Elf- bis Zwölftause­nd Zuschauer verfolgt haben. Ursprüngli­ch war der Stream nur für sechs Spiele angedacht.

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