Kein Beweis für Stabilität
sagte Kramp-Karrenbauer. Merz begrüßte die Einigung und sprach von einem „guten Kompromiss“. Er hatte eigentlich eine Entscheidung noch in diesem Jahr erzwingen wollen. Erreichen konnte er nun, dass die Wahl nicht auf unbestimmte Zeit verschoben bleibt. Doch sein brachiales Vorgehen und seine Vorwürfe an „Teile des Partei-Establishments“haben auch viele seiner Anhänger verstört. In einer E-Mail an seine Anhänger schrieb Merz am Freitag, er habe in der Partei sehr viel Zustimmung, aber auch Kritik für seinen Vorstoß bekommen. „Über die Zustimmung freue ich mich, die Kritik nehme ich sehr ernst.“Er erklärte darin: „Ich bin keineswegs dogmatisch festgelegt auf ein bestimmtes Datum und zu vernünftigen Kompromissen natürlich jederzeit bereit.“Dies wurde in der CDU als Bemühen verstanden, dem mit großer Schärfe aufgeflammten Streit die Spitze zu nehmen.
Alle Kandidaten äußerten sich am Samstagabend auch auf Twitter. „Das Wichtigste in diesen Tagen ist für uns, das Land gut durch die CoronaPandemie zu bringen“, schrieb Laschet. Deshalb sei entschieden worden, den Parteitag zu verschieben. „Wir brauchen aber Klarheit für das neue Jahr. Dem dient unser gemeinsamer Vorschlag.“Auch Röttgen sprach von einer „guten Lösung“. „Wir müssen unsere Führungsfrage zügig klären, um uns dann mit neuer Kraft auf die anstehenden Wahlkämpfe zu konzentrieren.“
Z● iemlich genau sechs Tage hat der Ausnahmezustand in der CDU gedauert. Der parteiinterne Wahlkampf um das Spitzenamt, den die Union so gerne als fröhlich-demokratisches Fest inszenieren wollte, drohte vollends außer Kontrolle zu geraten. Dazu beigetragen hat Friedrich Merz mit seinem Verschwörungsvorwurf. Beigetragen haben aber auch die übrigen Kandidaten mit Sturheit oder Unentschlossenheit sowie eine Parteiführung, die entweder keine eigene Linie hatte oder diese nicht durchsetzen konnte. Ausgerechnet an Halloween wurde der Spuk dann endlich beendet. Die drei Konkurrenten haben sich besonnen. Wohl auch deshalb, weil ihnen dämmerte, dass von dem Spektakel keiner von ihnen, sondern nur ein Vierter namens Jens Spahn oder ein Fünfter namens Markus Söder profitieren würde. Als Partei der Stabilität hat sich die CDU in diesen Tagen nicht empfohlen.