Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wie breit soll die Adenauerbr­ücke werden?

Fachleute und Stadtspitz­en einig: achtspurig­er Neubau am besten – Aber Bund entscheide­t

- Von Michael Ruddigkeit

● ULM/NEU-ULM - Wer derzeit öfter mal wegen der Bauarbeite­n im Westringtu­nnel im Stau steht, dem graut vielleicht schon vor einem ungleich größeren Eingriff an der B10: dem Neubau der maroden Adenauerbr­ücke über die Donau. Bis zum Baubeginn dauert es zwar noch ein paar Jahre. Doch bereits jetzt steht eine wichtige Entscheidu­ng an: Soll die neue Brücke sechsspuri­g werden wie die alte oder achtspurig?

Bauherr des Millionenp­rojekts ist das Staatliche Bauamt Krumbach, das die Vorplanung­en abgeschlos­sen hat. Vertreter der Behörde sowie NeuUlms Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger und Ulms Baubürgerm­eister Tim von Winning informiert­en in einem Livestream über das Vorhaben. Und sie machten deutlich, wie sie zu der Frage nach der Anzahl der Spuren stehen.

„Wir sind überzeugt, dass die Vorteile der Achtstreif­igkeit überwiegen“, sagte Jürgen Gleixner vom Staatliche­n Bauamt. Die neue Brücke würde dann 42,50 Meter breit werden. Ein sechsspuri­ger Neubau käme auf 36 Meter. Der bestehende Querschnit­t

beträgt 24,80 Meter. Breiter wird der Neubau also auf jeden Fall.

Das liegt nicht nur daran, dass die Spuren etwas großzügige­r bemessen werden. Auch die geplanten Lärmschutz­wände und ein Mittelstre­ifen brauchen Platz. Vor allem aber soll die Brücke wieder vernünftig­e Gehund Radwege auf beiden Seiten bekommen. Die waren vorhanden, als die Brücke in den 1950er-Jahren gebaut wurde, fielen jedoch im Zuge des sechsspuri­gen Ausbaus für den Autoverkeh­r in den 1970er-Jahren weg.

Laut Staatliche­m Bauamt rollen täglich 94 000 Fahrzeuge über die Adenauerbr­ücke, acht Prozent davon Lastwagen. Bei einem sechsspuri­gen Neubau geht die Prognose von knapp 100 000 Fahrzeugen bis 2030/35 aus, bei acht Spuren von etwa 4000 Fahrzeugen mehr. „Man muss ganz deutlich sagen, dass wir hier keine neue Straße säen, um mehr Verkehr zu ernten oder zu erzeugen, sondern wir bemühen uns darum, vorhandene beziehungs­weise zu erwartende Verkehre an einer lokal sehr begrenzten Stelle sicher und verträglic­h abzuwickel­n“, sagte Roswitha Schömig vom Staatliche­n Bauamt.

Die Fachleute gehen davon aus, dass durch den achtspurig­en Neubau Gänstor- und Herdbrücke, der Innenstadt­ring, die Reuttier Straße und die Donauqueru­ng an der Wiblinger Allee vom Verkehr entlastet würden. Belastet würden hingegen die zuführende­n Straßen wie B 10/Europastra­ße, B 28, Blaubeurer Straße und B 19.

Nach Auffassung der Behörde wäre die Adenauerbr­ücke mit acht Spuren aber nicht nur leistungsf­ähiger, sondern auch sicherer. Außerdem gäbe es eine Reserve, etwa im Falle einer Sanierung oder bei Unfällen, die sonst unweigerli­ch lange Staus verursache­n. Und nicht zuletzt bestünde die Möglichkei­t, später einmal eine ÖPNV-Spur einzuricht­en, sei es für Busse oder eine Straßenbah­n.

Dass der Brückenneu­bau nachhaltig­e Mobilität langfristi­g mit im Blick hat, ist für OB Katrin Albsteiger „der Clou an der Geschichte“. Es müsse gleichzeit­ig der Anspruch der Städte sein, dass die Adenauerbr­ücke die große Verkehrsbe­lastung auch künftig aushalten kann. Ebenso müssten jedoch auch die Umweltbela­nge berücksich­tigt werden. Ein achtspurig­er Ausbau würde einen größeren Eingriff in die Landschaft, vor allem

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FOTO: KAYA Die Adenauerbr­ücke zwischen Ulm und Neu-Ulm soll durch einen Neubau ersetzt werden. Die Frage ist, ob sechs oder acht Spuren über die Donau führen.

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