Barças Insolvenz wäre eine Chance für den Fußball
Natürlich triefen diese Zeilen nach dem Wunsch eines Fußballromantikers, eines auch in Zeiten allergrößter Kommerzialisierung Glaubenden an die Schönheit des Spiels, die am besten durch einen einfachen Rahmen erlebbar ist. Ohne große Show, Konzerte, riesige Ablösen und Protzgehälter. Männer, die das Spiel spielen, weil sie das Spiel lieben und gleichzeitig mehr als genug verdienen, jedoch keine abstrusen Summen. Was das alles mit der finanziellen Situation des FC Barcelona zu schaffen hat? Eine Menge! Denn steht der spanische Club trotz seiner zahlreichen positiven Eigenschaften für all das, was im Business schiefläuft. Dass diese Ausprägungen zahlreich sind, ist hinlänglich bekannt. Die Grenzen des
Erträglichen sind erreicht, nicht umsonst gründete sich auch in Deutschland jüngst eine Taskforce der Fußballverbände zum Thema Zukunft. Die Pandemie bringt nun all das Schlechte hervor und beschleunigt das, was ohnehin in ein paar Jahren aufgetreten wäre. Das System ist marode und droht zu kollabieren. Eine Insolvenz des großen Barças könnte eine Signalwirkung an die gesamte Branche haben, nicht erst bis zum Kollaps zu warten, um etwas zu ändern. Zudem heißt Insolvenz heute längst nicht mehr Niedergang. Barcelona dürfte seine Stellung behalten – wenn auch auf einem gesunden Fundament.
So romantisch die Vorstellung wäre, dass sich andere Clubs an einer Insolvenz des großen FC Barcelona ein warnendes Beispiel nehmen würden, so unrealistisch ist diese Vorstellung. Denn auf den FC Barcelona, der sich in seiner eigenen bescheidenen Art „més que un club“(Mehr als nur ein Verein) nennt, will keiner im europäischen Spitzenfußball verzichten.
Zu groß ist immer noch die Strahlkraft des spanischen Topclubs – auch wenn momentan nicht viel an die richtig erfolgreichen Zeiten erinnert. Und mal ehrlich: Auch in anderen Vereinen werden Gehälter gezahlt, die eigentlich jenseits von Gut und Böse sind. Natürlich stellen sich viele Clubs derzeit hin und jammern. Natürlich fehlen ihnen die Zuschauereinnahmen.
Natürlich sind Geisterspiele nichts im Vergleich zu Partien vor ausverkauften Rängen. Aber: Auch in Zeiten der CoronaKrise zahlen manche Clubs Ablösesummen und Gehälter, als gäbe es die Krise gar nicht.
Und so bleiben kolportierte 35 Millionen Euro Jahresgehalt von Lionel Messi (netto wohlgemerkt) ein abstruser Wert, aber leider nichts alltägliches in der vom Geld dominierten Fußballwelt. Daran würde auch eine Insolvenz des FC Barcelona nichts ändern. Im Gegenteil: Trotz des 2:8-Debakels gegen den FC Bayern ist der Fußball mit Barça deutlich attraktiver als ohne.
„Signalwirkung an die gesamte Branche.“Von Felix Alex
„Der Fußball mit Barça ist attraktiver.“Von Thorsten Kern