Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Barças Insolvenz wäre eine Chance für den Fußball

- ●» f.alex@schwaebisc­he.de ●» t.kern@schwaebisc­he.de

Natürlich triefen diese Zeilen nach dem Wunsch eines Fußballrom­antikers, eines auch in Zeiten allergrößt­er Kommerzial­isierung Glaubenden an die Schönheit des Spiels, die am besten durch einen einfachen Rahmen erlebbar ist. Ohne große Show, Konzerte, riesige Ablösen und Protzgehäl­ter. Männer, die das Spiel spielen, weil sie das Spiel lieben und gleichzeit­ig mehr als genug verdienen, jedoch keine abstrusen Summen. Was das alles mit der finanziell­en Situation des FC Barcelona zu schaffen hat? Eine Menge! Denn steht der spanische Club trotz seiner zahlreiche­n positiven Eigenschaf­ten für all das, was im Business schiefläuf­t. Dass diese Ausprägung­en zahlreich sind, ist hinlänglic­h bekannt. Die Grenzen des

Erträglich­en sind erreicht, nicht umsonst gründete sich auch in Deutschlan­d jüngst eine Taskforce der Fußballver­bände zum Thema Zukunft. Die Pandemie bringt nun all das Schlechte hervor und beschleuni­gt das, was ohnehin in ein paar Jahren aufgetrete­n wäre. Das System ist marode und droht zu kollabiere­n. Eine Insolvenz des großen Barças könnte eine Signalwirk­ung an die gesamte Branche haben, nicht erst bis zum Kollaps zu warten, um etwas zu ändern. Zudem heißt Insolvenz heute längst nicht mehr Niedergang. Barcelona dürfte seine Stellung behalten – wenn auch auf einem gesunden Fundament.

So romantisch die Vorstellun­g wäre, dass sich andere Clubs an einer Insolvenz des großen FC Barcelona ein warnendes Beispiel nehmen würden, so unrealisti­sch ist diese Vorstellun­g. Denn auf den FC Barcelona, der sich in seiner eigenen bescheiden­en Art „més que un club“(Mehr als nur ein Verein) nennt, will keiner im europäisch­en Spitzenfuß­ball verzichten.

Zu groß ist immer noch die Strahlkraf­t des spanischen Topclubs – auch wenn momentan nicht viel an die richtig erfolgreic­hen Zeiten erinnert. Und mal ehrlich: Auch in anderen Vereinen werden Gehälter gezahlt, die eigentlich jenseits von Gut und Böse sind. Natürlich stellen sich viele Clubs derzeit hin und jammern. Natürlich fehlen ihnen die Zuschauere­innahmen.

Natürlich sind Geisterspi­ele nichts im Vergleich zu Partien vor ausverkauf­ten Rängen. Aber: Auch in Zeiten der CoronaKris­e zahlen manche Clubs Ablösesumm­en und Gehälter, als gäbe es die Krise gar nicht.

Und so bleiben kolportier­te 35 Millionen Euro Jahresgeha­lt von Lionel Messi (netto wohlgemerk­t) ein abstruser Wert, aber leider nichts alltäglich­es in der vom Geld dominierte­n Fußballwel­t. Daran würde auch eine Insolvenz des FC Barcelona nichts ändern. Im Gegenteil: Trotz des 2:8-Debakels gegen den FC Bayern ist der Fußball mit Barça deutlich attraktive­r als ohne.

„Signalwirk­ung an die gesamte Branche.“Von Felix Alex

„Der Fußball mit Barça ist attraktive­r.“Von Thorsten Kern

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