Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wo ist Platz für 25 Hüpfburgen?

Für die Schaustell­erfamilie Kasper war das Jahr hart – Dürftiges Jahr in Ehingen

- Von Sebastian Mayr

● EHINGEN/NEU-ULM - Es war ein dürftiges Jahr und der Hüpfburgen­park Flippy-Land in Ehingen war wegen des schlechten Wetters auch nicht besonders gut besucht. Am Sonntag ging die Veranstalt­ung zu Ende, doch die fünf Wohnwagen und drei Aufleger der Familie Kasper stehen noch immer auf dem Parkplatz vor dem Alb-Donau-Center. Die Schaustell­er-Familie aus Neu-Ulm sucht dringend ein Winterquar­tier. Doch am Breitenhof, wo die Kaspers lange wohnten, ist kein Platz.

Vor zehn Jahren hat die Familie ihre Hüpfburgen letztmals in NeuUlm aufgebaut, unweit der Bahnlinie. „Ein Heimspiel ist schon schön“, sagt Samantha Kasper und lacht. Sie ist Teil der siebenköpf­igen Crew: Vater, Mutter, Onkel und vier Töchter. Zwei weitere Schwestern sind bereits ausgezogen. Die Schaustell­erFamilie wächst, die Zahl ihrer Wagen nimmt zu. Darum ist es am Breitenhof, wo auch andere Familien leben, zu voll geworden.

In den vergangene­n zehn Jahren waren die Kaspers durchgehen­d auf Achse, nur im Januar war oft Pause. Jetzt ist alles anders. „Es war wie eine Bestrafung, obwohl wir nichts dafür können“, sagt Samantha Kasper über die Zeit, in der die Arbeit der Schaustell­er wegen der Corona-Pandemie praktisch verboten war. Die Familie kam in einer leer stehenden Lagerhalle in Bad Saulgau im Landkreis Sigmaringe­n unter, doch die Stadt schritt ein. Im Gewerbegeb­iet ist Wohnen verboten. In den Sommerferi­en bauten die Kaspers ihren Hüpfburgen­park in Geislingen an der Steige auf. Doch durch das Hygienekon­zept war die Besucherza­hl beschränkt und die Familie verlangte weniger Eintritt. „Ein Tropfen auf dem heißen Stein“, berichtet Samantha Kasper. Aber immerhin: wieder Arbeit, wieder unterwegs sein. Menschen, die das Reisen gewöhnt sind, fällt es schwer, lange am gleichen Ort zu sein. „Immer der gleiche Supermarkt, immer die gleichen Kassierer. Das hängt dir irgendwann zum Hals raus“, sagt Samantha Kasper und lacht.

Die 25-Jährige ist unterwegs geboren, in Aalen war das. Ihre Mutter verkaufte gerade Zuckerwatt­e, als sie merkte, dass die Geburt losgeht. Am nächsten Tag verkaufte sie wieder Zuckerwatt­e. So haben Samanthas Eltern die Geschichte immer wieder erzählt. Als Kind ging Samantha Kasper manchmal wöchentlic­h in eine andere Schule. Die anderen mochten sie: Als Schaustell­erKind war sie schließlic­h jemand Außergewöh­nliches. „Aber eine beste Freundin, die man täglich trifft, die gibt es nicht“, räumt sie ein.

25 bis 30 Hüpfburgen haben die Kaspers dabei. Mit Plastikpal­men und Piratensch­iff, mit Geschickli­chkeitsspi­elen und Riesenruts­che. Im Sommer 2019 war der Park auf dem Parkplatz von Schuh Schmid in Senden aufgebaut. Und während die Kaspers früher fast betteln mussten, um Spielorte zu bekommen, werden sie inzwischen von Kommunen umworben so erzählt es Samantha Kasper. Die 25-Jährige stammt aus einer alten Schaustell­er-Familie: Zur Verwandtsc­haft gehören die Familie Böhm mit ihren sieben Fahrgeschä­ften, Buden und Volksfesta­ttraktione­n sowie die Betreiber des Ulmer Weihnachts­circus.

Im April, hoffen die Kaspers, kann es wieder losgehen, nach Hessen und Rheinland-Pfalz. Darauf verlassen will sich die Familie angesichts der Erfahrunge­n aus diesem Jahr aber nicht. Fürs Erste denkt sie an den Winter. Noch stehen die Anhänger auf dem Parkplatz vor dem Ehinger Einkaufsze­ntrum. „Hier können wir nicht bleiben und das

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FOTO: FAMILIE KASPER Hüpfburgen­park Flippy Land von Familie Kasper aus Neu-Ulm.

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