Regionale Gastronomen hoffen auf to go
Gaststätten sind vorerst geschlossen - Liefern und Abholen als einzige Alternativen
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RAUM MUNDERKINGEN - Die Nachricht vom vergangenen Mittwoch kam für die meisten Gastronomen im Raum Munderkingen überraschend. Trotz funktionierender Hygienekonzepte und obwohl sie schon im Frühjahr ihre Lokale über Monate schließen mussten, entschied die Bundesregierung gemeinsam mit den Ministerpräsidenten der Länder, dass die Gastronomen ihre Gaststätten erneut nicht öffnen dürfen. Zunächst sollen alle Restaurants vier Wochen lang im November geschlossen bleiben.
„Das trifft uns schon sehr hart“, sagt Christiane Baur vom Gasthaus Rose in Munderkingen. Während im Sommer die Menschen bei schönem Wetter draußen gesessen wären, hätten die Lokale mit Beginn der kälteren Jahreshälfte sowieso schon gemerkt, dass weniger Leute in die Gaststuben kommen wollen. Nun also die totale Schließung: Niemand darf mehr in Restaurants einkehren. Die einzige Alternative, die den Gastronomen gesetzlich im November erlaubt sein wird, ist das Ausliefern und Abholen lassen von Speisen und Getränken. Auch das Gasthaus Rose wird zwei Mal die Woche Essen zum Abholen anbieten - allerdings mit einer abgespeckten Speisekarte. „Wir werden Wurstsalat, Maultaschen und weitere kleinere Gerichte To-go haben“, erklärt Christiane Baur.
Für die Pizzeria „zum Hirsch“in Munderkingen ändert sich durch die erneut strengeren Corona-Regeln für die Gastronomiebranche zunächst nichts. „Wir arbeiten wie bisher - weil wir schon seit März nur noch Essen zum Abholen anbieten“, sagt Geraldina Pizzo, die Inhaberin der Pizzeria. Sie glaubt, dass sich die Menschen auch darauf eingestellt hätten, vorerst nicht mehr in die Restaurants zu gehen, sondern Essen zu bestellen. „Wir haben den To-goService super aufgebaut die vergangenen Monate und haben dafür auch gute Resonanzen erhalten“, erzählt Geraldina Pizzo. Natürlich habe auch ihre Pizzeria „zum Hirsch“enorme Einbußen, aber die hätten alle Restaurantbesitzer. Die 75 Prozent des Umsatzes des Monats November im vergangenen Jahr, den die Bundesregierung allen Unternehmen verspricht auszuzahlen, die die kommenden vier Wochen schließen müssen, will Geraldina Pizzo nicht annehmen. „Mit dem Lieferservice haben wir auch etwas an Umsatz das wird dann sowieso von den 75 Prozent abgezogen, weil man komplett geschlossen haben muss, um alles zu erhalten“, erklärt sie.
Auch Andreas Müller vom Gasthof Adler in Oberstadion will das Angebot der Bundesregierung nicht wahrnehmen. „Bis jetzt kann man sowieso noch keine Anträge stellen und wie genau die Beschlüsse für die einzelnen Gastrobetriebe am Ende aussehen, ist noch unklar“, sagt er. Statt komplizierten bürokratischen Aufwand zu betreiben, setzt auch er während seiner eigentlichen Öffnungszeiten auf To-go-Angebote. „Ich kann keine Stammgäste vier Wochen warten lassen wegen den 75
Prozent im November. Meine Gäste habe ich auch noch im Dezember die 75 Prozent vermutlich aber nicht mehr“, sagt Müller. Die gesamte Branche leide extrem unter der Corona-Krise. Trotzdem hofft Müller, dass die Gastronomie die vier Wochen überbrücken kann und die Restaurants durch den „Lockdown Light“durchkommen werden. „Die Frage ist aber, ob es bei den vier Wochen bleibt - und das hängt nun mal an den Fallzahlen.“Denn eines sei klar: je länger die Restaurants in der Region dichtmachen müssten, desto mehr Gaststätten würden nicht überleben und blieben für immer geschlossen.