Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Auch den Spatzen droht die Corona-Pause

Fußball: Training am Dienstag, aber es sieht nach einem Lockdown auch in der Regionalli­ga Südwest aus - Die Bayern tun sich leichter

- Von Pit Meier

● ULM/ILLERTISSE­N - Am Dienstagvo­rmittag war man beim SSV Ulm 1846 Fußball noch zuversicht­lich gewesen, dass man als Südwest-Regionalli­gist nicht vom Corona-Lockdown betroffen ist und dass bereits die Partie in Alzenau am Samstag ebenso wie alle anderen im November angesetzte­n Punktspiel­e stattfinde­t. Mit Erlaubnis der Stadt absolviert­e die Mannschaft am Nachmittag sogar eine Trainingse­inheit. Sportdirek­tor Stephan Baierl begründete den Optimismus im Verein: „Wir sehen uns als Profis und wir gehen deswegen davon aus, dass wir spielen.“Dann sickerte die ernüchtern­de Nachricht durch: Der Lockdown gilt mit hoher Wahrschein­lichkeit auch in der Regionalli­ga Südwest; bis mindestens Ende November würde demnach nichts gehen auf

ANZEIGEN den Plätzen in Baden-Württember­g, Hessen, Rheinland-Pfalz, im Saarland und im unterfränk­ischen Alzenau. Eine offizielle Bestätigun­g stand allerdings noch aus.

Im Kern geht es um die Frage, ob die vierthöchs­te deutsche Klasse als bei

Redaktions­schluss

Profiliga zu behandeln ist. In Nordrhein-Westfalen sieht man das so, es wird also weiter gespielt in der Staffel West. Die Vereine der Regionalli­ga Südwest waren sich dagegen in der Frage nach der Fortsetzun­g der Saison auch untereinan­der uneins und zoffen sich teilweise heftig deswegen. Die Offenbache­r Kickers etwa haben für den Fall einer Unterbrech­ung vorab mit juristisch­en Schritten gedroht. Deutliche Worte fanden die Offenbache­r mehreren Berichten zufolge für den Standpunkt von Bayern Alzenau. Die Unterfrank­en sind für eine Unterbrech­ung, aus Hessen heißt es dazu: „Wer das Fußballspi­elen in der Regionalli­ga nur als sein privates Hobby betrachtet, sollte sich vom Spielbetri­eb abmelden.“Nun stehen die Alzenauer mit ihrer Meinung aber mitnichten alleine da. Stephan Baierl berichtet von einer Art inoffiziel­len

Umfrage unter den Vereinen der Regionalli­ga Südwest. Demnach wollte etwa auch Walldorf im November nicht spielen, andernorts wollte man nicht ohne Zuschauer spielen – ein Spielbetri­eb mit Stadionbes­uchern steht aber ohnehin nicht zur Debatte.

Die Ulmer würden nach der endgültige­n Entscheidu­ng für einen Abbruch jedenfalls komplett runter fahren. Ihr Sportdirek­tor sagt: „Wenn einen Monat lang nicht gespielt wird, dann macht es keinen Sinn, den Trainingsb­etrieb aufrecht zu erhalten.“

Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) war schneller und hat bereits am Montagaben­d den Beginn der Winterpaus­e verkündet. Die Funktionär­e im Freistaat tun sich mit Entscheidu­ngen deutlich leichter als die im Südwesten. Erstens hat Bayern eine eigene Regionalli­ga-Staffel und kann deswegen unabhängig von anderen Bundesländ­ern entscheide­n, zweitens soll ohnehin nur die vergangene Saison zu Ende gespielt werden. Das sollte auch im Frühjahr noch problemlos möglich sein, zeitliche Puffer gibt es schließlic­h. In einer Pressemitt­eilung des BFV wird etwa eine gänzliche Streichung des neu geschaffen­en Ligapokals ausdrückli­ch als Option genannt.

BFV-Präsident Rainer Koch forderte allerdings eine finanziell­e Entschädig­ung: „Was für die Kultur gilt, beanspruch­t auch der Sport für sich. Das muss die Politik anerkennen, erste Signale gibt es ja bereits. Wir als Fachverbän­de müssen aber hartnäckig bleiben und mit einer unüberhörb­aren Stimme sprechen.“

Vom Beschluss betroffen ist auch der FV Illertisse­n, der eigentlich im November noch zwei Spiele in der Regionalli­ga hätte austragen sollen. Beim FVI trägt man die Entscheidu­ng des Verbands mit.

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FOTO: HORST HÖRGER Einen Monat lang werden Torwarttra­iner Holger Betz und die anderen Ulmer das Donaustadi­on wohl nicht mehr besuchen – auch nicht mit Maske.

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