Der Festtagsbraten fällt aus
Weil viele Gaststätten geschlossen sind, werden Landwirte in Baden-Württemberg ihre Martinsgänse kaum los
RAVENSBURG
● isst man ja wochenlang an einer Gans. Außerdem können nur die wenigsten sie überhaupt zubereiten“, so Futterknecht.
Die Gänsemast spielt in der Geflügelwirtschaft eine vergleichsweise geringe Rolle. Rund 600 Betriebe verfolgen den Geschäftszweig in Baden-Württemberg und mästen etwa 20 000 Tiere, wie das Landwirtschaftsministerium auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mitteilt. Auch in Bayern gibt es rund 20 000 Mastgänse. Bundesweit waren es bei der letzten Zählung im Jahr 2016 329 000 Tiere. Der Großteil der Ware aber kommt per Import aus Osteuropa, meist als Tiefkühlprodukt.
Die geschlachteten Gänse einfach einzufrieren, sei für die hiesigen Landwirte aber keine Lösung, erklärt Helga Futterknecht. Dazu brauche es spezielle Anlagen, sogenannte
Schockgefrierer. „Die haben viele Anbieter nicht, da in den vergangenen Jahren überwiegend frische Ware nachgefragt war.“Das Schlachten hinauszögern sei ebenfalls nicht möglich. „Die Gänse sind jetzt fertig. Wird nicht geschlachtet, werden sie nur fetter“, sagt Futterknecht. Das führe zu zäherem Fleisch und einem stärkeren Geruch der Tiere. Manfred Haug verkauft in der diesjährigen Martinszeit nur etwa halb so viele Gänse wie sonst. Gaststätten, die mit To-go-Angeboten im Geschäft bleiben, und die stabile Nachfrage auf den Wochenmärkten helfen ihm durch den Monat. Die Hoffnungen des Landwirts ruhen jetzt auf dem Weihnachtsgeschäft: „Sollten dann mehr als zwei Familien zusammenkommen dürfen, rechne ich mit einem Boom bei unserem Gänseverkauf.“