Regio-S-Bahn fährt mit neuen Zügen los
Es wird ein leiser Start – Was Fahrgäste im Dezember und danach erwartet
● NEU-ULM/ULM - Es wird ein leiser Start. Nur ein Buchstabe verrät, dass die erste Linie der Regio-S-Bahn Donau-Iller im Dezember in Betrieb geht. Weitere Pläne haben die Verantwortlichen vorerst verschoben. Dabei ist aus dem mehrere Hundert Millionen Euro teuren Verkehrsvorhaben ein Pilotprojekt geworden, das zum Muster für andere Regionen werden könnte.
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) vergibt im gesamten Freistaat neue Namen für die Regionalzüge. Das neue System soll einheitlicher und verständlicher werden, es gilt ab dem Fahrplanwechsel im Dezember. Zwei Beispiele: Aus dem Fuggerexpress RE 57042 München-Ulm wird der RE 9, der Agilis ag 84263 Ulm-Regensburg heißt künftig RB 15. Die Nummerierung ist dann also anders als bisher unabhängig vom Betreiber der Züge.
Die Bezeichnungen RB und RE für Regionalbahn und Regionalexpress gibt es schon lange, für die Illertalbahn (Ulm-Memmingen) führt die BEG jetzt eine neue Abkürzung ein: RS für Regio-S-Bahn. Eine BEG-Sprecherin kommentiert nur knapp: Ja, die Bezeichnung sei ein Hinweis auf die Regio-S-Bahn. Konkreter wird ein Sprecher der Bahn: „Während die RSZüge in der Regel an jeder Station halten, machen die RE-Züge nur an ausgewählten größeren Stationen oder Umsteigebahnhöfen halt.“
Die Regio-S-Bahn nach Memmingen heißt künftig RS 7, der Weißenhorner verkehrt als RS 71. Die Bezeichnungen hat der Verkehrsverbund Ding vorgeschlagen: Auch die Nummern aller Buslinien in diesem Gebiet beginnen mit einer 7, etwa die Linie 73 von Ulm nach Vöhringen oder die Linie 78 von Ulm nach Weißenhorn.
Der Verein Regio-S-Bahn DonauIller treibt das Großprojekt in der Region voran. Als Bayerns damaliger Verkehrsminister Hans Reichhart Ende Januar ankündigte, dass die Züge auf der Illertalbahn schon im Dezember unter dem Namen Regio-S-Bahn fahren sollen, gab man sich beim Verein bei aller Vorfreude noch zurückhaltend. Die Befürchtung: Ein S-BahnNetz, das nur aus einer Linie besteht, könne auf Unverständnis stoßen. Inzwischen sind viele Pläne konkreter geworden – und beim Verein ist die Vorfreude noch weiter gewachsen.
„Jahr für Jahr kann ein neuer Baustein für die Regio-S-Bahn dazukommen“, sagt Geschäftsführer Oliver Dümmler. 2020 fährt die Regio-SBahn von Ulm in Richtung Memmingen ab. 2021 soll die Elektrifizierung der Südbahn abgeschlossen werden – anschließend könnten auch die Züge bis Aulendorf unter dem Namen Regio-S-Bahn verkehren.
Ab 2022 ist ein halbstündiger Zugverkehr bis Blaubeuren möglich. 2023 soll der Umbau des Bahnhofs in Senden fertig sein. Und in den Jahren 2024 und 2025 sollen die Memminger Halte gebaut werden – die sechs neuen Bahnhöfe gelten als wichtige Voraussetzung für die Regio-S-Bahn.
„Ein einheitlicher Aufkleber“, sagt Dümmler flapsig über das, was noch fehlt: Der Verein Regio-S-Bahn wünscht sich ein Logo mit Wiedererkennungswert. Die Verkehrsministerien in München und Stuttgart verfolgen den gleichen Plan. Kurz vor dem Lockdown im Frühjahr gab es erste Überlegungen, dann überlagerte Krisenkommunikation die Pläne. Im September und in der letzten Oktoberwoche gab es neue digitale Besprechungen. Nun hofft Dümmler, dass das neue Markenzeichen statt wie erhofft im Dezember 2020 bis zum Sommer 2021 fertig ist.
Ganz einfach zu erstellen ist es nicht: Die Bayerische Eisenbahngesellschaft wirbt in Blau und mit dem Wahlspruch „Bahnland Bayern“. Das baden-württembergische Verkehrsministerium nutzt das Schlagwort „bwegt“samt der Farben Schwarz und Gelb. Die Regio-S-Bahn soll optisch zu den übrigen Bahnen in beiden Ländern passen.
Die Regio-S-Bahn, für die der Verein und viele lokale Politiker lange kämpften, wird zum Vorbild: Der Name und die Bezeichnung RS könnten auch in anderen Gegenden zum Einsatz kommen, erklärt Dümmler. Die Verantwortlichen in Bayern und Baden-Württemberg versprechen sich davon, dass Reisende sich dadurch auch andernorts leichter zurechtfinden. Das System wäre zumindest im Süden überall gleich. Rund um Freiburg fahren bereits die ersten Linien der Breisgau-S-Bahn. Dort wäre die neue Kennung genauso denkbar wie in Regensburg, wo die bayerische Staatsregierung ebenfalls Pläne für eine Regio-S-Bahn unterstützt.
Neu-Ulms Landrat Thorsten Freudenberger, der auch Vize-Vorsitzender des Vereins Regio-S-Bahn und Vorsitzender der Interessengemeinschaft Illertalbahn ist, erinnert: „Die Entwicklung war kein Selbstläufer.“Nur weil die Region länderübergreifend an einem Strang gezogen habe, habe man dieses Ziel erreichen können.
Dafür, dass Bahnprojekte meist langwierig seien, habe man aber schnell Erfolg gehabt – der Verein Regio-S-Bahn Donau-Iller ist im Dezember 2015 gegründet worden. „Jetzt freuen wir uns einfach. Und wir freuen uns, dass wir Vorbild für andere Regionen sein können“, sagt Freudenberger. Der unauffällige Start sei schade, aber verschmerzbar: „Uns geht es