Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Oberdischi­ngen zieht eigenen Wertstoffh­of vor

Gemeindera­t entscheide­t sich mit knapper Mehrheit für Variante 1 des Kreisvorsc­hlags

- Von Reiner Schick

● OBERDISCHI­NGEN - Geht es nach dem Gemeindera­t, soll es in Oberdischi­ngen auch in Zukunft einen von der Gemeinde betriebene­n Wertstoffh­of samt Grüngutsam­melplatz geben. So ist das Abstimmung­sergebnis zu werten, das sich in der Sitzung am Donnerstag nach der Diskussion über den Abfallwirt­schaftsbet­rieb im Alb-Donau-Kreis ab dem Jahr 2023 ergab. Eine endgültige Entscheidu­ng darüber wird aber der Kreistag im Dezember fällen.

Fünf der neun anwesenden stimmberec­htigten Ratsmitgli­eder entschiede­n sich für die erste der drei vom Kreis ins Spiel gebrachten Varianten: den Betrieb der Wertstoffh­öfe und Grüngutsam­melplätze in Form von Beistandsl­eistungen durch die Kommune. Das würde bedeuten: Die Gemeinde stellt das Personal und organisier­t den Betrieb bei Ausfällen. Zur Finanzieru­ng stellt der Kreis ein jährliches Budget zur Verfügung, das sich an der Einwohnerz­ahl bemisst. Oberdischi­ngen bekäme 11 200 Euro für den Wertstoffh­of und 1700 Euro für die Grüngutabn­ahmestelle. Zu wenig, glaubt etwa Gemeindera­t Marius Hirsch: „Wir geben für den Wertstoffh­of bisher schon 13 000 Euro pro Jahr aus, und das bei nur einem Mitarbeite­r. Wenn wir, wie gefordert, künftig mindestens zwei stellen müssen, entstehen erhebliche Kosten, die wir nicht gedeckt bekommen.“Auch Bürgermeis­ter Friedrich Nägele hat Zweifel, dass das Budget reicht, wenngleich die Summe offenbar ständig angepasst werden soll.

Toni Werner sieht ein Personalpr­oblem: „Was passiert, wenn wir nicht genügend Leute finden?“Dann, so interpreti­ert Nägele die Kreisvorla­ge, könne man jederzeit aus dem Eigenbetri­eb aussteigen und diesen an den Kreis übergeben. Den Bedenken

stehen freilich einige Vorteile gegenüber: Die Annahmeste­llen in Oberdischi­ngen seien wegen der kurzen Anfahrtswe­ge bürgernah, komfortabe­l und auch umweltfreu­ndlich.

Auf gar keine Gegenliebe stieß Variante 2, bei der der Landkreis den Betrieb aller Wertstoffh­öfe und Grüngutplä­tze übernimmt, deren Gesamtzahl aber begrenzt und stattdesse­n vier Entsorgung­szentren im gesamten Kreisgebie­t einrichtet. Zwar behielte Oberdischi­ngen bei dieser Variante den Grüngutsam­melplatz, die Anfahrtswe­ge zur Entsorgung der übrigen Wertstoffe wären für die heimischen Bürger zu weit, so die Befürchtun­g der Räte.

Für Variante 3 stimmten vier Ratsmitgli­eder. Diese sieht eine Mischform aus den den Varianten 1 und 2 vor: Die Wertstoffh­öfe gehen in die

Regie des Kreises über, bei den Kommunen bleiben jedoch die Grüngutsam­melstellen. Eine solche gäbe es demnach in Oberdischi­ngen und Öpfingen, dazu ein Entsorgung­szentrum in Erbach, auf dem die Oberdischi­nger ihre übrigen Wertstoffe entsorgen müssen. Es sei denn, ein Vorschlag von Marius Hirsch ließe sich umsetzen: „Wir könnten auf unserem Grüngutpla­tz doch einige Container zum Beispiel für Kartonagen, Altpapier und Altglas dazustelle­n.“Das, so Bürgermeis­ter Nägele, wäre tatsächlic­h möglich.

Grundsätzl­ich finde er sich aber bei keiner der drei Vorschläge komplett wieder, sagte der Bürgermeis­ter. „Es ist schon schwer, wenn man von 110 Prozent auf null zurückgehe­n soll. Ein eigener Wertstoffh­of ist, wenn er gut läuft wie bei uns, schon eine wertvolle Einrichtun­g“, meinte

Nägele und kritisiert­e zugleich die Vorgehensw­eise des Kreises. Schon bei der Frage, ob die gesamte Abfallbese­itigung an den Kreis übertragen werden soll, habe man die Meinung der Kommunen eingeholt, die Gemeinderä­te hätten ausführlic­h beraten und ein Votum abgegeben, das aber letztlich nicht berücksich­tigt worden sei. Ähnliches sei auch nun zu befürchten. Auch jetzt würde in den Gemeinderä­ten wieder ausgiebig diskutiert und abgestimmt, und am Ende könnte es sein, dass jede Variante etwa ein Drittel der Stimmen erhält. Da der Kreistag entscheide, „sind am Ende zwei Drittel der Gemeinden unzufriede­n“, glaubt Nägele, der selbst Mitglied des Kreistags ist.

Dieser möchte in seiner übernächst­en Gesamtsitz­ung am 14. Dezember eine Entscheidu­ng fällen.

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FOTO: ARMIN WEIGEL, DPA Auch im Oberdischi­nger Gemeindera­t wurden die drei Varianten diskutiert.

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