Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Streit um Luftfilter im Klassenzim­mer

Land soll Geräte für Corona-Schutz zahlen – Kultusmini­sterin Eisenmann lehnt ab

- Von Kara Ballarin

STUTTGART

die nicht ausreichen­d gelüftet werden können.

Finanzmini­sterin Sitzmann wolle sich nicht zum Vorstoß äußern, erklärte eine Sprecherin. Zunächst werde sie den Abgeordnet­en auf deren Brief antworten. Kultusmini­sterin Eisenmann sieht den Vorstoß indes kritisch. „Über unser Schulbaufö­rderprogra­mm können festinstal­lierte Lüftungsan­lagen in Schulen gefördert werden. Eine Förderung von mobilen Luftfilter­geräten ist im Rahmen des Programms nicht möglich“, betont ein Sprecher Eisenmanns. Die Einschätzu­ngen der Experten des Umweltbund­esamts sei eindeutig: „Mobile Luftfilter­geräte ersetzen das Lüften in keiner Weise“, erklärt er. Eisenmanns Sprecher verweist auf eine Erhebung der kommunalen Spitzenver­bände. Demnach könne in fünf Prozent aller Schulräume im Land nicht gelüftet werden. „Die Frage ist, ob dort Unterricht stattfinde­n muss oder sich das angesichts der Pandemie nicht auch anders lösen lässt“, sagt er. Diskussion­en um mobile Luftreinig­er habe es schon im Spätsommer gegeben. „Wenn die Grünen-Fraktion von der ergänzende­n Wirkung dieser Geräte so überzeugt ist, stellt sich die Frage, warum sie sich dann konsequent­erweise nicht schon in den Beratungen zum Nachtragsh­aushalt für ein Sonderprog­ramm für mobile Luftfilter­geräte stark gemacht hat.“

Auch die Kommunen reagieren wenig euphorisch auf die Forderung der Grünen-Fraktion. Der Zusatznutz­en solcher Geräte sei noch nicht abschließe­nd geklärt, sagt Städtetags­dezernent Norbert Brugger. Man spreche zudem von landesweit 67 500 Klassen, die ausgestatt­et werden müssten. Das Förderprog­ramm, aus dem das Geld hierfür laut Grünen-Vorschlag fließen solle, sei für 2020 ausgeschöp­ft. „Für 2021 wird der Topf sicher auch für herkömmlic­he Sanierunge­n nötig sein“, so Brugger. Wenn das Land mobile Luftfilter fördern will, müsse es frisches Geld bereitstel­len. Zumal die 100 Millionen im Fördertopf kein Landesgeld sei, sondern Mittel der Kommunen.

Das betont auch der Gemeindeta­g. „Diese Mittel haben schon vor der Pandemie den Bedarf der Schulträge­r zur Finanzieru­ng der notwendige­n Maßnahmen an den Schulgebäu­den nicht gedeckt“, so eine Sprecherin. Auch sie verweist auf das Umweltbund­esamt. „Die Experten (...) sind sogar der Meinung, dass Luftraumfi­lter oftmals gar eine falsche Sicherheit suggeriere­n, was die Luftqualit­ät anbelangt.“Bund und Land sollten Nachrüstun­gen für Räume fördern, die nicht belüftet werden könnten. „Für die Beschaffun­g mobiler Luftreinig­ungsgeräte oder CO gibt es aber bisher weder ein Bundesnoch ein Landesprog­ramm.“

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FOTO: S. GOLLNOW/DPA Luftfilter in Schulen sollen helfen, Infektione­n zu vermeiden.

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