Corona bremst Produktion bei ZF und Vaude
Der Automobilzulieferer schließt sein Stoßdämpferwerk und der Outdoor-Ausrüster seine Manufaktur
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FRIEDRICHSHAFEN/TETTNANG Der Friedrichshafener Autozulieferer ZF schließt sein Stoßdämpferwerk in Eitorf im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen vorübergehend wegen eines Corona-Ausbruchs. Das bestätigte ein Sprecher von ZF am Mittwoch auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“.
Insgesamt sind nach Unternehmensangaben derzeit 91 von rund 700 in Eitorf beschäftigten Mitarbeitern mit dem Virus infiziert. Sie befinden sich in einer 14-tägigen Quarantäne.
Wie es zu der Häufung an Corona-Fällen kam, sei unklar. Der Sprecher sagte, das Gesundheitsamt habe ZF bestätigt, dass keine Hygienemängel in dem Werk vorlägen.
Auch wenn es keine Anzeichen gebe, dass sich das Coronavirus auf dem ZF-Gelände verbreitet habe, wolle man den Menschen „bestmöglichen Schutz“gewähren, sagte der ZF-Sprecher. Aus diesem Grund arbeite man auch eng mit den Behörden im Rhein-Sieg-Kreis zusammen. Das Werk solle nun von Donnerstag bis Sonntag dicht gemacht werden.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in dem 600 000-Einwohner-Landkreis liegt aktuell bei 149,8. 2700 Menschen gelten als infiziert. Zum Vergleich: Im
Bodenseekreis liegt die Sieben-TageInzidenz bei 87,1. Der Rhein-SiegKreis hat Medienberichten zufolge zur Bewältigung der Pandemie kürzlich außerdem die Hilfe der Bundeswehr angefordert.
Am Donnerstag sollen alle Mitarbeiter von ZF in Eitorf erneut getestet werden. Das Gesundheitsamt hatte schon einmal Tests durchführen lassen, nachdem in den vergangenen Wochen die ersten positiven Fälle bemerkt wurden.
Negativ getestete Mitarbeiter sollen dann ihre Arbeit voraussichtlich ab Montag wieder aufnehmen – unter strengen Sicherheitsvorkehrungen.
Weltweit wurden laut Unternehmen bislang 2091 Mitarbeiter des Automobilzulieferers ZF positiv auf Corona getestet, davon 346 in Deutschland. 21 Beschäftigte seien außerdem weltweit bislang in Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Angaben zur Infektionslage am Standort Friedrichshafen mache der Konzern nicht, teilte der Sprecher mit.
Auch bei dem Outdoor-Ausrüster Vaude im Bodenseekreis haben sich einige Mitarbeiter in der Manufaktur am Standort Tettnang, wo das Unternehmen wasserdichte Fahrradtaschen fertigt, mit dem Coronavirus infiziert. Wie viele Mitarbeiter genau betroffen sind, darüber gibt das Unternehmen keine Auskunft. In der Folge muss ein Teil der Produktion vorübergehend eingestellt werden.
„Mit unserer Betriebsärztin haben wir sofort alle Mitarbeitenden der Manufaktur sowie auch die Kollegen an wichtigen Schnittstellen im Unternehmen durchgetestet“, sagte Vaude-Geschäftsführerin Antje von Dewitz am Mittwoch auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Da man bei Vaude aber trotz der hohen Sicherheitsauflagen nicht ausschließen konnte, dass die Ansteckung bei Vaude erfolgt sei, habe das Unternehmen beschlossen, die Manufaktur zur Sicherheit für zwei Wochen zu schließen und alle Mitarbeiter in Quarantäne zu schicken.
„Wir hatten schon bisher ein strenges, umfassendes HygieneKonzept, das wir analog zur Corona-Entwicklung immer weiter verschärft haben“, sagte von Dewitz. Die Arbeitsplätze in der Manufaktur hätten bereits zwei Meter auseinander gelegen. Auch die Arbeitszeiten und -pausen in der Manufaktur seien schon seit Längerem gestaffelt gewesen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.
Derzeit untersuche man, wie man die Maßnahmen weiter verschärfen könne, zum Beispiel, indem man die Arbeitsplätze noch weiter entzerre oder auf Schichtbetrieb umstelle.
„Es haben sich nur Mitarbeiter der Manufaktur infiziert, in allen anderen Bereichen gibt es keine Fälle. Als die ersten Fälle in der Manufaktur auftraten, haben wir sofort reagiert“, sagte die Geschäftsführerin.
Dabei ist für den Tettnanger Outdoor-Ausrüster in Corona-Zeiten jede Arbeitskraft wichtiger denn je. Denn die Nachfrage nach OutdoorProdukten boomt. Ganz besonders bei Fahrradprodukten mache sich die erhöhte Nachfrage bemerkbar. „Bei unseren wasserdichten Fahrradtaschen, die wir in unserer Manufaktur herstellen, sind wir vorübergehend leider nicht voll lieferfähig, aber die Gesundheit unserer Mitarbeiter geht vor“, sagte von Dewitz der „Schwäbischen Zeitung“.
Das restliche Sortiment sei aber lieferbar. Das liege auch daran, dass man in der ersten Welle im Frühjahr bewusst keine Warenaufträge storniert habe, sondern in den Dialog mit den Partnern und Lieferanten getreten sei, „um Umsatzeinbrüche gemeinsam zu stemmen“.