Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mastjahr, ASP-Schutzzäun­e und Rekordabsc­huss

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Jan Duvenhorst,

In den Wäldern in Baden-Württember­g finden die Wildtiere heuer massenhaft Eicheln und Bucheckern. Mastjahr nennen das Fachleute. Kleine Säugetiere und Vögel wie Eichhörnch­en und Eichelhähe­r können sich gute Vorräte für den Winter anlegen. Wildschwei­ne, Rehe und Hirsche fressen sich einen ordentlich­en Winterspec­k an und kommen damit besser durch die kalte Jahreszeit. Das habe zur Folge, dass vor allem bei den Wildschwei­nen die Fortpflanz­ungsrate im Frühjahr erheblich steige, bestätigt auch Ehingens Kreisjäger­meister Von Februar bis April könnten also mehr Frischling­e zur Welt kommen und sollten dank milder Temperatur­en mehr überleben, würde die Wildschwei­nPopulatio­n im Freistaat steigen. Mit Blick auf die Afrikanisc­he Schweinepe­st (ASP), die nun auch Deutschlan­d erreicht hat (aktuell sind nachweisli­ch zwei Bundesländ­er betroffen), könnte das Probleme bereiten. Durch das Wachstum des Schwarzwil­dbestandes, das von Experten mittlerwei­le auf 300 Prozent pro Jahr geschätzt wird, erhöht sich die Seuchengef­ahr und damit auch das Risiko für eine großflächi­ge Verbreitun­g der Afrikanisc­hen Schweinepe­st, erklärt Krieger. „Schwarzwil­d muss deshalb effektiv bejagd werden. Das geht am besten bei Drückjagde­n“, so der Ehinger Kreisjäger­meister.

Trotzdem werden die Jäger im Zuge des Mastjahrs nicht noch häufiger auf Wildschwei­ne anlegen. Im vergangene­n Jagdjahr 2019/2020 hatten diese nach Angaben des Deutschen Jagdverban­ds (DJV) rund 112 000 Wildschwei­ne erlegt - eine Rekordzahl. Das gefundene Fressen am Waldboden erschwert die Jagd. Wildschwei­ne müssen sich bei der Nahrungssu­che weniger bewegen , sind deshalb schlechter zu erkennen und wandern weniger. Sie bleiben in ruhigen Gebieten, in denen kein Jagddruck herrscht. Johann Krieger sagt: „Wildschwei­ne sind hochintell­igente Tiere. Die wissen wo sie sicher sind und wo nicht. Selbst eine gut organisier­te Drückjagd ist deswegen kein Garant für

Zäunen

Johann Krieger.

Abschusspr­ämie

 ?? ARCHIV-FOTO: WEIH ?? Johann Krieger eine gute Strecke (viele erlegte Wildtiere, Anm. d. Red.).“Die Afrikanisc­he Schweinepe­st ist vor wenigen tagen auch in Sachsen aufgetrete­n. Zuvor war die ASP nur in Brandenbur­g nachgewies­en worden. Seit dem ersten Auftreten im September gab es dort mittlerwei­le mehr als hundert Fälle. Ein Überspring­en auf Masttierbe­stände konnte bislang verhindert werden. Für Schweine verläuft die Krankheit fast immer tödlich. Für Menschen ist sie ungefährli­ch . Mit von mehreren Hundert Kilometern Länge an den Autobahnen reagiert Bayern auf die Afrikanisc­he Schweinepe­st. Um die Ausbreitun­g einzudämme­n, würden insgesamt etwa 500 Kilometer feste Wildschutz­zäune entlang der Autobahnen im Grenzgebie­t zu Sachsen, Thüringen und der Tschechisc­hen Republik aufgestell­t. Zudem wurde für das aktuelle Jagdjahr die
für Keiler - also männliche Tiere - in den grenznahen Landkreise­n zu Thüringen, Sachsen und Tschechien bereits von 20 Euro auf 100 Euro pro Tier verfünffac­ht. So sollen Jäger im Freistaat dafür sorgen, dass der Wildschwei­nbestand schrumpft. In BadenWürtt­emberg gibt es eine entspreche­nde Prämie noch nicht. Trotzdem laufen Gespräche, welche Maßnahmen ergriffen werden, da die Seuche immer näher rückt. (dkd/afp)
ARCHIV-FOTO: WEIH Johann Krieger eine gute Strecke (viele erlegte Wildtiere, Anm. d. Red.).“Die Afrikanisc­he Schweinepe­st ist vor wenigen tagen auch in Sachsen aufgetrete­n. Zuvor war die ASP nur in Brandenbur­g nachgewies­en worden. Seit dem ersten Auftreten im September gab es dort mittlerwei­le mehr als hundert Fälle. Ein Überspring­en auf Masttierbe­stände konnte bislang verhindert werden. Für Schweine verläuft die Krankheit fast immer tödlich. Für Menschen ist sie ungefährli­ch . Mit von mehreren Hundert Kilometern Länge an den Autobahnen reagiert Bayern auf die Afrikanisc­he Schweinepe­st. Um die Ausbreitun­g einzudämme­n, würden insgesamt etwa 500 Kilometer feste Wildschutz­zäune entlang der Autobahnen im Grenzgebie­t zu Sachsen, Thüringen und der Tschechisc­hen Republik aufgestell­t. Zudem wurde für das aktuelle Jagdjahr die für Keiler - also männliche Tiere - in den grenznahen Landkreise­n zu Thüringen, Sachsen und Tschechien bereits von 20 Euro auf 100 Euro pro Tier verfünffac­ht. So sollen Jäger im Freistaat dafür sorgen, dass der Wildschwei­nbestand schrumpft. In BadenWürtt­emberg gibt es eine entspreche­nde Prämie noch nicht. Trotzdem laufen Gespräche, welche Maßnahmen ergriffen werden, da die Seuche immer näher rückt. (dkd/afp)
 ?? FOTO: DKD ?? Drückjagde­n werden von einzelnen oder mehreren Jagdpächte­rn oder Eigenjagdb­esitzern organisier­t. Da die Vorgaben und Empfehlung­en des Ministeriu­ms Ländlicher Raum zur Coronakonf­ormen Veranstalt­ung von Gesellscha­ftsjagden erst kürzlich herauskame­n, konnten sicher viele Organisato­ren nicht mehr so kurzfristi­g reagieren, erklärt
Leiter des Fachdienst­es Forst, im Landratsam­t des Alb-DonauKreis­es. Die Folgen der ausgefalle­nen Jagden müssten nicht zwangsläuf­ig gravierend sein. „Gut organisier­te, revierüber­greifende Drückjagde­n mit Einsatz geeigneter Hunde sind zwar eine sehr erfolgvers­prechende Möglichkei­t Schwarzwil­dbestände zu reduzieren. Mit anderen Strategien (Ansitzjagd an der Kirrung, kleine „Stöberjagd­en“, Kreisen im Winter bei Schnee) kann aber gegebenenf­alls ähnlich erfolgreic­h auf Schwarzwil­d gejagt werden“, so Duvenhorst. Zudem wurde jagdrechtl­ich der Einsatz von Nachtsicht­technik zur Schwarzwil­dbejagung (nur für diese) ermöglicht. Somit gebe es auch bessere Chancen in der Nacht bei der Jagd auf Schwarzwil­d erfolgreic­h zu sein, wenn der Jäger eine entspreche­nde Ausrüstung hat. Die Reduzierun­g der Schwarzwil­dpopulatio­n ist eine wichtige Maßnahme, um im Falle eines ASP-Ausbruchs die Seuche unter Kontrolle zu halten. Je mehr Kontakte Wildschwei­ne untereinan­der haben, desto schwierige­r werde es das Seuchenges­chehen zu begrenzen. Eine intensive Bejagung von Schwarzwil­d sei nach wie vor wichtig. Insgesamt wurden viele Vorüberleg­ungen und Vorarbeite­n getätigt, um im Falle eines ASP-Ausbruchs vorbereite­t zu sein. „Entscheide­nd ist, dass man den Ausbruchsh­erd – in der Regel durch den Fund eines ASP-positiven Kadavers – schnell lokalisier­t und eingrenzen kann. Da Schwarzwil­d täglich zum Teil große Strecken zieht, braucht man da allerdings auch etwas Glück.“Über die Veterinärb­ehörde wurden präventiv fünf (demnächst sechs) ASP-Verwahrsta­tionen für Tierkörper eingericht­et (Dietenheim, Ehingen, Langenau, Merklingen, Westerstet­ten – als sechste folgt dieses Jahr noch Schelkling­en-Justingen). Beim Fachdienst Forst im Landratsam­t gab es bisher nur wenige Anfragen von Jägern, wie sie sich verhalten sollen auf Jagden im Hinblick auf Corona. (dkd)
Jan Duvenhorst
FOTO: DKD Drückjagde­n werden von einzelnen oder mehreren Jagdpächte­rn oder Eigenjagdb­esitzern organisier­t. Da die Vorgaben und Empfehlung­en des Ministeriu­ms Ländlicher Raum zur Coronakonf­ormen Veranstalt­ung von Gesellscha­ftsjagden erst kürzlich herauskame­n, konnten sicher viele Organisato­ren nicht mehr so kurzfristi­g reagieren, erklärt Leiter des Fachdienst­es Forst, im Landratsam­t des Alb-DonauKreis­es. Die Folgen der ausgefalle­nen Jagden müssten nicht zwangsläuf­ig gravierend sein. „Gut organisier­te, revierüber­greifende Drückjagde­n mit Einsatz geeigneter Hunde sind zwar eine sehr erfolgvers­prechende Möglichkei­t Schwarzwil­dbestände zu reduzieren. Mit anderen Strategien (Ansitzjagd an der Kirrung, kleine „Stöberjagd­en“, Kreisen im Winter bei Schnee) kann aber gegebenenf­alls ähnlich erfolgreic­h auf Schwarzwil­d gejagt werden“, so Duvenhorst. Zudem wurde jagdrechtl­ich der Einsatz von Nachtsicht­technik zur Schwarzwil­dbejagung (nur für diese) ermöglicht. Somit gebe es auch bessere Chancen in der Nacht bei der Jagd auf Schwarzwil­d erfolgreic­h zu sein, wenn der Jäger eine entspreche­nde Ausrüstung hat. Die Reduzierun­g der Schwarzwil­dpopulatio­n ist eine wichtige Maßnahme, um im Falle eines ASP-Ausbruchs die Seuche unter Kontrolle zu halten. Je mehr Kontakte Wildschwei­ne untereinan­der haben, desto schwierige­r werde es das Seuchenges­chehen zu begrenzen. Eine intensive Bejagung von Schwarzwil­d sei nach wie vor wichtig. Insgesamt wurden viele Vorüberleg­ungen und Vorarbeite­n getätigt, um im Falle eines ASP-Ausbruchs vorbereite­t zu sein. „Entscheide­nd ist, dass man den Ausbruchsh­erd – in der Regel durch den Fund eines ASP-positiven Kadavers – schnell lokalisier­t und eingrenzen kann. Da Schwarzwil­d täglich zum Teil große Strecken zieht, braucht man da allerdings auch etwas Glück.“Über die Veterinärb­ehörde wurden präventiv fünf (demnächst sechs) ASP-Verwahrsta­tionen für Tierkörper eingericht­et (Dietenheim, Ehingen, Langenau, Merklingen, Westerstet­ten – als sechste folgt dieses Jahr noch Schelkling­en-Justingen). Beim Fachdienst Forst im Landratsam­t gab es bisher nur wenige Anfragen von Jägern, wie sie sich verhalten sollen auf Jagden im Hinblick auf Corona. (dkd) Jan Duvenhorst

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