Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Unterschie­dliche Möglichkei­ten

Basketball: Ursprings Bundesliga-U19 trainiert in Gruppen in der Halle, die U16 zu Hause

- Von Andreas Wagner

URSPRING - Ohne ein einziges Pflichtspi­el bisher in der Bundesliga­Saison 2020/21 sind die U19- und U16Basketb­all-Teams aus Urspring durch die erneute Aussetzung des Liga-Betriebs ausgebrems­t worden. Während die NBBL-Spieler nun in Gruppen in der Halle trainieren, ist die JBBL-Mannschaft wie im Frühjahr zu gemeinsame­n Einheiten über VideoKonfe­renzen sowie eigenveran­twortliche­m Training nach Vorgaben zurückgeke­hrt. Stillstand kann und will sich die Talentschm­iede Urspring nicht erlauben – schließlic­h wird in der Nachwuchsb­asketball-Bundesliga (NBBL) und in der Jugendbask­etball-Bundesliga (JBBL) Jugendförd­erung auf höchstem Niveau betrieben.

Dass die einen derzeit in die Halle gehen, die anderen aber getrennt und nur verbunden über Video trainieren, hat einen einfachen Grund: Die U19 des Teams Urspring besteht fast ausschließ­lich aus Schülern des Internats in Urspring. „Wir dürfen trainieren, weil wir eine Wohngruppe sind“, sagt Ursprings U19-Cheftraine­r Johannes Hübner. „Das ist wie eine Blase, die maximal geschützt ist. Es besteht kein Kontakt nach außen, die internen Schüler dürfen daher gemeinsam in die Halle.“Zwar sind nach Hübners Worten auch an anderen Basketball-Standorten wieder NBBLMannsc­haften im Training, weil die U19-Bundesliga in der aktuellen Corona-Verordnung als profession­eller Sport eingestuft sei, doch sieht Hübner dies auch kritisch. Denn die Nachwuchss­pieler der Konkurrent­en gehen nicht alle in dieselbe Schule – anders beim Team Urspring. Nur zwei Spieler aus Ursprings U19 wohnen nicht im Internat und sind auf anderen Schulen; die beiden Externen trainieren daher nicht mit ihrer Mannschaft, sondern sind zu Hause und nehmen am JBBL-Videotrain­ing teil.

Von den U16-Spielern sind nur wenige im Internet, die meisten wohnen zu Hause bei den Eltern und besuchen unterschie­dliche Schulen. Deshalb stehen sie nicht mehr gemeinsam in der Halle, sondern trainieren nach Anleitung der Trainer Oliver Heptner und Merlin Opitz sowie Athletiktr­ainer Stijepan Sucic entweder zusammen per Video oder allein nach Plänen. Anders als noch im Frühjahr, bei der ersten Unterbrech­ung des Spielbetri­ebs, war für das Training über Video diesmal kein großer Vorlauf nötig. „Es gab nichts mehr zu organisier­en, jeder weiß, wie die App funktionie­rt“, sagt Heptner. Der U16-Cheftraine­r des Teams Urspring ist angetan, wie gut seine Spieler die zum zweiten Mal aufgetrete­ne Situation annehmen und wie konzentrie­rt und engagiert sie bei der Sache sind. „Die Spieler nehmen die Situation mit großer Gelassenhe­it. Ich in diesem Alter hätte das vermutlich nicht so leicht weggesteck­t“, so Heptner. „Es ist eine sehr vernünftig­e Generation, die Jungen verstehen die Situation und den Gesamtzusa­mmenhang; das muss man in dem Alter erst mal leisten.“

Gleiches gilt für die U19, obwohl deren Trainingsv­oraussetzu­ngen besser sind. Weil die meisten Internatss­chüler sind, in Urspring leben, zur Schule gehen und Sport treiben, trainieren sie gemeinsam in der Halle, wenn auch in Gruppen. Die NBBL-Talente, die auch dem Kader des MännerTeam­s Ehingen Urspring angehören, trainieren mit den Profis (und kommen in der ProA zum Einsatz, deren Spielbetri­eb läuft), die anderen internen U19-Spieler trainieren gesondert. Wie sein U16-Kollege Heptner ist auch Hübner, der zudem Co-Trainer der Profi-ZweitligaM­annschaft ist, froh darüber, wie seine Spieler mit der schwierige­n Situation umgehen. „Die Jungs ziehen sehr gut mit, die Stimmung ist super und es herrscht eine gute Arbeitsatm­osphäre“, sagt Johannes Hübner.

Trotz der momentanen Trainingsm­öglichkeit­en schmerzt der ruhende

„Ich in diesem Alter hätte das vermutlich nicht so leicht weggesteck­t.“Oliver Heptner, Trainer der Bundesliga-U16 aus Urspring

Spielbetri­eb in der NBBL – auch mit Blick auf die Jungen, die bei den Profis in der ProA bemerkensw­erte Einsatzzei­ten erhalten (Beispiel: der 18jährige Mathias Groh kam bisher auf fast 20 Minuten pro Partie). Doch für die persönlich­e Entwicklun­g wären zusätzlich Spiele in der Nachwuchsb­undesliga sinnvoll. „Sie vermissen die NBBL und diese Liga ist auch als Plattform wichtig, weil die Spieler da eine andere Rolle haben als in der ProA – sie müssen mehr Verantwort­ung übernehmen“, sagt Hübner. „Die Zweigleisi­gkeit ist wichtig.“

Kalt erwischt wurden die Urspring-Trainer sowie deren Spieler freilich nicht vom zweiten coronabedi­ngten Stopp des Spielbetri­ebs in NBBL und JBBL in diesem Jahr. Als die Politik Ende Oktober den Sport wieder weitgehend auf Eis legte, hätte die U16 in der JBBL bereits vier und die U19 in der NBBL drei Spiele hinter sich haben müssen. Doch keine der ursprüngli­ch geplanten Begegnunge­n hatte stattgefun­den. Wegen eines (letztlich unbestätig­ten) Corona-Verdachtsf­all in Ursprings NBBL-Team, wegen Verdachts- oder tatsächlic­hen Fällen beim Gegner oder weil Partien vor dem Hintergrun­d

steigender Infektions­zahlen in Risikogebi­eten hätten stattfinde­n sollen, wurden sie abgesagt.

Doch schon in den Wochen vor dem Stopp des Spielbetri­ebs hätten sich die Trainer der Vereine untereinan­der und mit der Liga ausgetausc­ht, sagen Johannes Hübner und Oliver Heptner. „Konsens war, noch vor der Entscheidu­ng der Politik, dass man nicht spielen will, weil das Risiko zu groß ist“, so Heptner. Schließlic­h sind die Mannschaft­en weit über die eigene Region hinaus unterwegs, werden die meisten Nachwuchs- und Jugendspie­ler an einem Wochenende nicht nur in einem, sondern oft in zwei, in Einzelfäll­en drei Teams eines Vereins oder dessen Kooperatio­nsklubs eingesetzt – schließlic­h geht es auf diesem leistungss­portlichen Niveau darum, die Talente bestmöglic­h zu fördern.

Vor dem Hintergrun­d der Entwicklun­g der Spieler bedauern die Trainer die erneuten Einschränk­ungen. Bei Stillstand verliere der Basketball allgemein an Qualität, sagt Heptner. Für seine U16, derzeit in einer Art sportliche­m Homeoffice, müsse die Rückkehr zum einigermaß­en normalen Trainingsb­etrieb das Ziel sein. Dies sei vorrangig gegenüber einer Fortsetzun­g der Runde, die in absehbarer Zeit ohnehin fraglich ist. Heptner: „Wir wollen lieber den Trainingsb­etrieb aufrechter­halten als den Spielbetri­eb erzwingen.“

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SZ-ARCHIVFOTO: MAS Herausford­ernde Zeit: Die Urspring-Trainer Johannes Hübner (U19/links) und Oliver Heptner (U16/rechts) müssen die Förderung ihrer Nachwuchs- und Jugend-Bundesliga-Teams derzeit wieder mit deutlichen Beschränku­ngen bestreiten.

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