Unterschiedliche Möglichkeiten
Basketball: Ursprings Bundesliga-U19 trainiert in Gruppen in der Halle, die U16 zu Hause
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URSPRING - Ohne ein einziges Pflichtspiel bisher in der BundesligaSaison 2020/21 sind die U19- und U16Basketball-Teams aus Urspring durch die erneute Aussetzung des Liga-Betriebs ausgebremst worden. Während die NBBL-Spieler nun in Gruppen in der Halle trainieren, ist die JBBL-Mannschaft wie im Frühjahr zu gemeinsamen Einheiten über VideoKonferenzen sowie eigenverantwortlichem Training nach Vorgaben zurückgekehrt. Stillstand kann und will sich die Talentschmiede Urspring nicht erlauben – schließlich wird in der Nachwuchsbasketball-Bundesliga (NBBL) und in der Jugendbasketball-Bundesliga (JBBL) Jugendförderung auf höchstem Niveau betrieben.
Dass die einen derzeit in die Halle gehen, die anderen aber getrennt und nur verbunden über Video trainieren, hat einen einfachen Grund: Die U19 des Teams Urspring besteht fast ausschließlich aus Schülern des Internats in Urspring. „Wir dürfen trainieren, weil wir eine Wohngruppe sind“, sagt Ursprings U19-Cheftrainer Johannes Hübner. „Das ist wie eine Blase, die maximal geschützt ist. Es besteht kein Kontakt nach außen, die internen Schüler dürfen daher gemeinsam in die Halle.“Zwar sind nach Hübners Worten auch an anderen Basketball-Standorten wieder NBBLMannschaften im Training, weil die U19-Bundesliga in der aktuellen Corona-Verordnung als professioneller Sport eingestuft sei, doch sieht Hübner dies auch kritisch. Denn die Nachwuchsspieler der Konkurrenten gehen nicht alle in dieselbe Schule – anders beim Team Urspring. Nur zwei Spieler aus Ursprings U19 wohnen nicht im Internat und sind auf anderen Schulen; die beiden Externen trainieren daher nicht mit ihrer Mannschaft, sondern sind zu Hause und nehmen am JBBL-Videotraining teil.
Von den U16-Spielern sind nur wenige im Internet, die meisten wohnen zu Hause bei den Eltern und besuchen unterschiedliche Schulen. Deshalb stehen sie nicht mehr gemeinsam in der Halle, sondern trainieren nach Anleitung der Trainer Oliver Heptner und Merlin Opitz sowie Athletiktrainer Stijepan Sucic entweder zusammen per Video oder allein nach Plänen. Anders als noch im Frühjahr, bei der ersten Unterbrechung des Spielbetriebs, war für das Training über Video diesmal kein großer Vorlauf nötig. „Es gab nichts mehr zu organisieren, jeder weiß, wie die App funktioniert“, sagt Heptner. Der U16-Cheftrainer des Teams Urspring ist angetan, wie gut seine Spieler die zum zweiten Mal aufgetretene Situation annehmen und wie konzentriert und engagiert sie bei der Sache sind. „Die Spieler nehmen die Situation mit großer Gelassenheit. Ich in diesem Alter hätte das vermutlich nicht so leicht weggesteckt“, so Heptner. „Es ist eine sehr vernünftige Generation, die Jungen verstehen die Situation und den Gesamtzusammenhang; das muss man in dem Alter erst mal leisten.“
Gleiches gilt für die U19, obwohl deren Trainingsvoraussetzungen besser sind. Weil die meisten Internatsschüler sind, in Urspring leben, zur Schule gehen und Sport treiben, trainieren sie gemeinsam in der Halle, wenn auch in Gruppen. Die NBBL-Talente, die auch dem Kader des MännerTeams Ehingen Urspring angehören, trainieren mit den Profis (und kommen in der ProA zum Einsatz, deren Spielbetrieb läuft), die anderen internen U19-Spieler trainieren gesondert. Wie sein U16-Kollege Heptner ist auch Hübner, der zudem Co-Trainer der Profi-ZweitligaMannschaft ist, froh darüber, wie seine Spieler mit der schwierigen Situation umgehen. „Die Jungs ziehen sehr gut mit, die Stimmung ist super und es herrscht eine gute Arbeitsatmosphäre“, sagt Johannes Hübner.
Trotz der momentanen Trainingsmöglichkeiten schmerzt der ruhende
„Ich in diesem Alter hätte das vermutlich nicht so leicht weggesteckt.“Oliver Heptner, Trainer der Bundesliga-U16 aus Urspring
Spielbetrieb in der NBBL – auch mit Blick auf die Jungen, die bei den Profis in der ProA bemerkenswerte Einsatzzeiten erhalten (Beispiel: der 18jährige Mathias Groh kam bisher auf fast 20 Minuten pro Partie). Doch für die persönliche Entwicklung wären zusätzlich Spiele in der Nachwuchsbundesliga sinnvoll. „Sie vermissen die NBBL und diese Liga ist auch als Plattform wichtig, weil die Spieler da eine andere Rolle haben als in der ProA – sie müssen mehr Verantwortung übernehmen“, sagt Hübner. „Die Zweigleisigkeit ist wichtig.“
Kalt erwischt wurden die Urspring-Trainer sowie deren Spieler freilich nicht vom zweiten coronabedingten Stopp des Spielbetriebs in NBBL und JBBL in diesem Jahr. Als die Politik Ende Oktober den Sport wieder weitgehend auf Eis legte, hätte die U16 in der JBBL bereits vier und die U19 in der NBBL drei Spiele hinter sich haben müssen. Doch keine der ursprünglich geplanten Begegnungen hatte stattgefunden. Wegen eines (letztlich unbestätigten) Corona-Verdachtsfall in Ursprings NBBL-Team, wegen Verdachts- oder tatsächlichen Fällen beim Gegner oder weil Partien vor dem Hintergrund
steigender Infektionszahlen in Risikogebieten hätten stattfinden sollen, wurden sie abgesagt.
Doch schon in den Wochen vor dem Stopp des Spielbetriebs hätten sich die Trainer der Vereine untereinander und mit der Liga ausgetauscht, sagen Johannes Hübner und Oliver Heptner. „Konsens war, noch vor der Entscheidung der Politik, dass man nicht spielen will, weil das Risiko zu groß ist“, so Heptner. Schließlich sind die Mannschaften weit über die eigene Region hinaus unterwegs, werden die meisten Nachwuchs- und Jugendspieler an einem Wochenende nicht nur in einem, sondern oft in zwei, in Einzelfällen drei Teams eines Vereins oder dessen Kooperationsklubs eingesetzt – schließlich geht es auf diesem leistungssportlichen Niveau darum, die Talente bestmöglich zu fördern.
Vor dem Hintergrund der Entwicklung der Spieler bedauern die Trainer die erneuten Einschränkungen. Bei Stillstand verliere der Basketball allgemein an Qualität, sagt Heptner. Für seine U16, derzeit in einer Art sportlichem Homeoffice, müsse die Rückkehr zum einigermaßen normalen Trainingsbetrieb das Ziel sein. Dies sei vorrangig gegenüber einer Fortsetzung der Runde, die in absehbarer Zeit ohnehin fraglich ist. Heptner: „Wir wollen lieber den Trainingsbetrieb aufrechterhalten als den Spielbetrieb erzwingen.“