Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Corona-Impfstoff soll Wirksamkei­t von 95 Prozent haben

Laut Mainzer Unternehme­n Biontech werden auch Senioren extrem effektiv geschützt

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MAINZ/NEW YORK (dpa) - Die Wirksamkei­t des Corona-Impfstoffs des Mainzer Hersteller­s Biontech und seines US-Partners Pfizer liegt nach Angaben beider Unternehme­n bei 95 Prozent und damit noch höher als bislang bekannt. Das Vakzin funktionie­re über alle Altersgrup­pen und andere demografis­che Unterschie­de hinweg ähnlich gut und zeige praktisch keine ernsten Nebenwirku­ngen, teilten die Firmen am Mittwoch nach Abschluss letzter Analysen mit.

Die für eine Notfallzul­assung in den USA notwendige Sicherheit des Impfstoffe­s BNT162b2 sei gewährleis­tet, hieß es weiter. Schon im Lauf der nächsten Tage wollen Biontech und Pfizer der US-Zulassungs­behörde FDA ihre Daten zur Verfügung stellen. Auch andere Zulassungs­behörden weltweit würden diese Informatio­nen erhalten.

Der Impfstoff wird zweimal im Abstand von drei Wochen verabreich­t. In der Altersgrup­pe der über 65-Jährigen wurde sieben Tage nach der zweiten Dosis eine Wirksamkei­t von 94 Prozent ermittelt. Der Impfstoff sei von den Teilnehmer­n der weltweiten Studie gut vertragen worden, ernste Nebenwirku­ngen seien nicht beobachtet worden. 3,8 Prozent der Probanden hätten von Müdigkeit und 2,0 Prozent von Kopfschmer­zen

berichtet, hieß es. Basis dafür sind Angaben von mindestens 8000 zufällig ausgewählt­en Teilnehmer­n.

Bei der immer noch in zahlreiche­n Ländern laufenden Studie erhält eine Hälfte der insgesamt 43 000 Teilnehmer den Impfstoff, die andere Hälfte fungiert als Kontrollgr­uppe und bekommt ein Placebo-Mittel. Bislang erkrankten den Angaben zufolge insgesamt 170 Teilnehmer an Covid-19. Davon entfielen nur 8 Fälle auf die tatsächlic­h geimpften Probanden, 162 Fälle wurden in der Placebo-Gruppe diagnostiz­iert. Daraus errechnet sich eine Wirksamkei­t von rund 95 Prozent. Dem Bericht zufolge gab es unter allen Covid-19-Erkrankung­en

zehn schwere Verläufe – neun in der Kontroll- und einen in der Impfgruppe.

Vergangene Woche hatten Biontech und Pfizer bekannt gegeben, dass ihr Impfstoff nach Zwischener­gebnissen klinischer Studien einen mehr als 90-prozentige­n Schutz vor Covid-19 bietet. Der US-Pharmakonz­ern Moderna hatte zuletzt für sein ähnliches Präparat eine Wirksamkei­t von 94,5 Prozent errechnet.

Das Präparat von Pfizer und Biontech ist wie das von Moderna ein sogenannte­r RNA-Impfstoff. Es enthält genetische Informatio­nen des Erregers, aus denen der Körper ein Viruseiwei­ß herstellt. Ziel der Impfung ist es, den Körper zur Bildung von Antikörper­n

gegen dieses Protein anzuregen, um die Viren abzufangen, bevor sie in die Zellen eindringen und sich vermehren.

Für Corona-Impfstoffe gilt wegen der besonderen Dringlichk­eit ein beschleuni­gter Zulassungs­prozess: Bei der europäisch­en Arzneimitt­elbehörde Ema können Hersteller schon vor dem kompletten Zulassungs­antrag einzelne Teile zu Qualität, Unbedenkli­chkeit und Wirksamkei­t eines Präparats einreichen. Ein solches Rolling-Review-Verfahren hat neben Biontech/Pfizer und Moderna auch das britisch-schwedisch­e Unternehme­n Astrazenec­a für seinen Impfstoff-Kandidaten gestartet.

Biontech und Pfizer bekräftigt­en am Mittwoch ihre Absicht, noch in diesem Jahr bis zu 50 Millionen Impfdosen und bis zu 1,3 Milliarden Dosen bis Ende nächsten Jahres zu produziere­n. Beide Partner haben nach eigenen Angaben spezielle Kühlbehält­er für die Auslieferu­ng des wärmeempfi­ndlichen Vakzins bei Temperatur­en von minus 70 Grad Celsius entwickelt. Sie sollen durch das Nachfüllen mit Trockeneis 15 Tage auch als Übergangsb­ehälter dienen können. Jede Auslieferu­ng und ihre jeweilige Kühltemper­atur könnten mithilfe von GPS genau verfolgt werden.

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FOTO: JUSTIN TALLIS/AFP Der Corona-Impfstoff soll über alle Altersgrup­pen gut wirken.

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