Wie Soldaten dem Gesundheitsamt helfen
Landratsamt und Stadt wollen Verlängerung des Amtshilfeeinsatzes beantragen
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ULM - Zwölf Soldatinnen und Soldaten unterstützen derzeit täglich die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes und die Ehrenamtlichen vom Deutschen Roten Kreuz bei der telefonischen Information von Corona-Infizierten und der Ermittlung von Kontaktpersonen. Der Einsatz ist eigentlich bis zum 6. Dezember befristet aber: Schon jetzt ist klar, dass Landkreis und Stadt eine Verlängerung beantragen werden. Nun hat sich Generalleutnant Jürgen Knappe ein Bild vom vorübergehenden, neuen Arbeitsplatz seiner Soldaten gemacht.
Als Mitte Oktober die Infektionszahlen in Ulm und dem Alb-DonauKreis scheinbar von einen Tag auf den anderen in die Höhe schnellten – die zweite Welle in die Region schwappte – drohte dem Gesundheitsamt die Kontrolle und damit die Möglichkeit der Nachverfolgung von Kontakten zu entgleiten. „Das hat uns an die Grenzen des Leistbaren gebracht“, sagt Landrat Heiner Scheffold in der Rückschau. Glücklicherweise sei in dieser Zeit das Angebot von Generalleutnant Jürgen Knappe gekommen, dass Soldaten, die normalerweise in der Ulmer Wilhelmsburg-Kaserne stationiert sind, das Gesundheitsamt unterstützen.
Seit 23. Oktober arbeiten diese nun in Schichten sieben Tage pro Woche von 10 bis 18 Uhr im EDVSchulungsraum des Landratsamtes.
Zusätzliche Kräfte unterstützen in der Ulmer Stadtverwaltung täglich von 12 bis 21 Uhr. Aktuell ist der „Einsatz“bis zum 6. Dezember befristet, doch schon jetzt kündigten Landrat Heiner Scheffold und Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch dem Generalleutnant an, dass sie wohl eine Verlängerung beantragen werden. „Ohne Hilfe von außen wäre es nicht möglich gewesen, die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen. Denn auch die Ehrenamtlichen können nur eine gewisse Zeit aushelfen“, macht der Landrat klar. Ohne die Bundeswehr hätten Stadt und Landratsamt notfalls unter erheblichem Aufwand auf Zeitarbeitsfirmen zurückgreifen müssen. „Und die Bundeswehr bietet uns sozusagen einen ,Full Service’.“
Denn die Zahl der zu benachrichtigten Kontaktpersonen ist groß. Bis zu 100 Menschen pro „Indexfall“– wie positiv Getestete in der Sprache des Gesundheitsamtes heißen – müssen angerufen und in Quarantäne geschickt werden. Und diese Telefonate können laut Gunter Czisch bis zu drei Stunden dauern. Und je höher die Zahl der täglich neu Infizierten, desto schwerer werde es auch, wirklich alle Kontaktpersonen auch zu ermitteln und zu erreichen. Alleine am Dienstag mussten zwischen 225 und 750 Kontaktpersonen bei 75 Neu-Infizierten informiert werden.
Dabei ist die Information dieser Indexfälle und der Kontaktpersonen eine große Gemeinschaftsleistung.
Morgens bekommt das Landratsamt per Fax die neusten Daten von Ärzten und Laboren. (Dass überhaupt noch Faxgeräte da sind, sei eher glücklicher Zufall, machte der Landrat klar. Eigentlich hätten diese schon vor einigen Jahren ausrangiert werden sollen.) Viele Anrufe werden dann vor Ort in den Städten und Gemeinden getätigt, andere laufen direkt übers Gesundheitsamt. „Das geht nur in einer großen Gemeinschaftsleistung“, betonte Scheffold.
Und glücklicherweise sei dann im Oktober zusätzlich zum Angebot des Deutschen Roten Kreuzes noch das der Bundeswehr gekommen, das Gesundheitsamt zu unterstützen. „Das hat uns stabilisiert und Ruhe gebracht.“
Dass das Angebot kam, ist indes kein Zufall. Generalleutnant Knappe ist seit 2,5 Jahren Kommandeur des Ulmer Kommandos, das derzeit an der Wilhelmsburg ein neues NatoKommando aufbaut. Zum einen pflegen Stadt und Landkreis seit vielen Jahren enge und gute Verbindungen zur Bundeswehr und zum anderen war Knappe klar, dass die Soldatinnen und Soldaten unter seinem Kommando über kurz oder lang auch in den Amtshilfe-Einsatz gerufen würden. Denn rund 7000 Soldaten unterstützen derzeit Behörden in ganz Deutschland. „Da bin ich selbst aktiv geworden, damit meine Soldaten in Ulm tätig werden können.“Viele wohnen seit vielen Jahren mit ihren